Der Mord in der Herberge

Karim ibn Yasir ibn Hassan ibn Omar

Tuán

Helga Walfischkindling

31.08.2017

Tuán und Helga sind auf der Reichsstraße von Punin nach Vinsalt unterwegs. Es ist der 22. Rajah 1038 BF, das Wetter ist schön und Almada bereitet sich auf die Namenlosen Tage in einer Woche vor.

Sie befinden sich zwischen zwei Orten umrahmt von Feldern, als es Abend wird. Da taucht zwischen einigen Bäumen eine kleine Herberge auf. Sie nennt sich "Goldener Eber" und sieht gemütlich aus. Das Grundstück ist von einem hübschen Zaun gegen Tiere umfasst und rahmt das zweistöckige Gasthaus, einen Stall und einen Platz davor ein. Im Stall stehen drei Pferde und zwei Maultiere. Helga stellt ihr Orkpony Tairach dazu. Dann kehren beide in die Gaststube ein.

Hier sind ein schon älterer Wirt, seine Frau und ein etwa 12 jähriger Sohn dabei, einige Gäste zu versorgen. An einem Tisch sitzen drei Söldner, zwei Männer und eine Frau, die unverletzt sind, also länger nicht gekämpft haben. Am zweiten Tisch sitzt eine Händlerfamilie, Mann, Frau und ca. 12 jährige blondgelockte Tochter. Am dritten Tisch hockt ein alter Bauer in ordentlicher, aber geflickter Kleidung und isst still seine Mahlzeit.

Unsere Helden buchen Zimmer 4, bringen ihre Sachen rauf, können sich dann an einen vierten freien Tisch setzen und bestellen Essen und Getränke. Die Wirtsleute sind freundlich und bleiben beim Auftragen schon mal für ein kurzes Schwätzchen stehen. Als später der junge Novadi Karim in den Gastraum kommt, schauen alle zu ihm hin. Er begrüßt alle im Namen Rasthullas und die Söldner gucken skeptisch, das Händler-Mädchen mag ihn überhaupt nicht. Er fragt höflich, ob er sich zu Tuán und Helga setzen darf.

"Bitte gerne!"

Gegen 21:30 Uhr geht die Sonne unter. Etwas später kommt eine Peraine-Geweihte in das Gasthaus, die alle segnet. Sie beäugt den Novadi und setzt sich zum Bauern. Der Abend verläuft unspektakulär. Die Söldner trinken viel und spielen Karten. Als sie ihre Mahlzeit beendet haben, machen sich die Händler auf den Weg in ihr Zimmer. Ihnen sind zu viele komische Leute im Gastraum anwesend. Karim wünscht ihnen eine gesegnete Nachtruhe. Der Vater legt seinen Arm schützend um die Tochter, die immer noch verschreckt zu dem Novadi schaut, während sie die Treppe nach oben hinauf steigen. Die Frau erwidert den Wunsch.

Eine halbe Stunde später macht sich dann auch der Bauer auf den Weg in sein Zimmer. Die Geweihte bleibt sitzen und schaut sich die anderen Gäste an. Dann bringt die Wirtin ihren Sohn oben ins Bett und kommt nach einiger Zeit wieder herunter. Sie gesellt sich zu ihrem Mann und putzt Gläser. Jetzt bestellt auch Karim sich ein Zimmer und bekommt die Nr. 6 für 2 Silbertaler.

Die Söldner sind in ihr Spiel vertieft. Zwischendurch reden Sie über ihre Pläne in Vinsalt. Ihre letzten Stellungen waren wohl nicht so gut, reichen aber noch für eine neue Runde Bier. Zwischendurch bestellt sich auch die Geweihte Zimmer 2, wie man zwischen den Rufen der Söldner mitbekommen kann. Karim wünscht auch ihr eine gesegnete Nacht. Sie schaut, dann wünscht auch sie, dass Boron seinen Schlaf bewachen soll, und geht nach oben.

Schließlich gähnt die Wirtin und Der Wirt fragt die Söldner, ob es noch ein letztes Bier sein darf. Die Leute überlegen kurz und beschließen dann, dass es reicht. Sie raffen sich auf und torkeln die Treppe rauf. Auch die Gruppe beschließt schlafen zu gehen. Es ist jetzt kurz nach Mitternacht. Der Wirt verschließt die Tür, während Karim seine Sachen greift und hinter Helga und Tuán die Treppe hoch geht.

Im Obergeschoss sind links und rechts die Türen zu den Zimmern. Die Söldner gehen ganz ans Ende des Ganges, wo die Tür zum Gemeinschaftsraum ist, wobei sie die ganze Gangbreite zum Auspendeln brauchen. Helga und Tuán gehen in die 4 und Karim in die 6. Die Zimmer sind klein, aber mit Betten, Waschtisch und Platz für Gepäck ausgestattet.

Man ist kaum eingeschlafen, da weckt ein spitzer Schrei das ganze Haus. Alle greifen eine Waffe und stürzen auf den Flur. Die Peraine-Geweihte steht mit vor den Mund geschlagenen Händen vor der offenen Tür Nr. 1 und brüllt noch immer. Es kommen auch die drei Söldner und die Mutter der Händler-Familie aus ihren Türen und schauen. Als Karim mit einer Lampe dazukommt und die Geweihte zur Ruhe rufen will, weicht sie erschrocken zurück.

Helga kann durch die Tür den Bauern mit aufgeschlitzter Kehle am Boden liegen sehen. Die bleiche Geweihte macht vor Karim einige Schritte rückwärts und läuft dann zur Treppe und runter in den dunklen Schankraum. Der Wirt blickt nur kurz in das Zimmer und geht ihr dann hinterher.

Nun stehen alle Versammelten an der Tür und schauen auf den Toten. Der Bauer liegt flach auf dem Rücken mit dem Kopf nahe an der offenen Tür. Das Türblatt hat beim Öffnen die Blutlache um den Kopf verwischt. Die Leiche ist eindeutig hingelegt worden. Arme und Beine liegen gerade am Körper. Das Blut ist aus dem Hals auf den Boden gelaufen und hat sich auf dem Boden verteilt. Da man die Türen nur mit einem Riegel schließt, kann jeder in das Zimmer gekommen sein. Das Fenster ist allerdings zu. Helga und Karim schauen sich die Wunde an. Der Leichnam liegt hier schon eine Weile, da der Körper inzwischen fast leer gelaufen ist.

Die Söldner tuscheln miteinander und beschuldigen gleich den Novadi, aber offensichtlich aus rassistischen Gründen. Aber niemand auf dem Flur schaut schuldbewusst. Die Händlerin lächelt leicht in sich hinein, wie Karim bemerkt. Der Wirt hat die Geweihte mit einem Schnaps beruhigt und ist wieder rauf gekommen. Jetzt kratzt er sich am Kopf und überlegt, wie das passiert sein kann. Die Söldner haben sofort den Novadi im Visier. Der versucht sich zwar zu verteidigen, dass er doch gar keinen Grund hätte. Aber so richtig überzeugen lassen sie sich nicht.

Nach kurzem Wortwechsel ziehen sich die Söldner und die Händlerin zurück. Die drei Helden schauen sich nun den Tatort genauer an. Karim erzählt, dass er Feldscher ist und Leute heilt und nicht umbringt.
„Das sind die Schlimmsten!“ stellt Helga trocken fest. Sie kann den Novadi nicht einschätzen, ob er wirklich unschuldig ist, lässt die Sache aber auf sich beruhen.

Helga holt alle Lampen die sie finden kann und entzündet sie an Karims Licht. Dann springen sie über die Blutlache um den Kopf des Toten. Sie lässt sich von Tuán auch die Lampen und Kerzen aus ihrem Zimmer holen und leuchtet das Zimmer voll aus. Der Bauer schien arglos gewesen zu sein, als er von hinten überfallen wurde und vom Mörder abgelegt. Das Gesicht ist entspannt und er hat keine Abwehrverletzungen. Der Schnitt erfolgte von links nach rechts – Rechtshänder. Sie tauschen sich über ihre ersten Beobachtungen aus.

Der Wirt erzählt, dass der nächste Büttler mindestens einen Tag entfernt ist. Das wird also dauern. Dem Wirt fällt auch nichts auf, was von seinem Gepäck fehlen könnte. Der Tuchbeutel und der Wanderstab sind noch im Zimmer. Er kennt den Bauern, der öfter vorbeikommt um Tagelöhner für seine Felder zu suchen. Der Wirt weiß, dass der Bauer nie große Wertsachen bei sich hat. Er hatte das immer für sehr gefährlich gehalten. Er weiß auch keinen anderen Grund, warum jemand Karon hätte töten sollen. Auch die Händler kennt er. Der Vater und die Tochter reisen öfter mit der Händlerin und Teilen sich ein Zimmer. Sie ist also nicht die Mutter. Sonst sind nur die drei Söldner und die Peraine-Geweihte als Gäste hier. Die Geweihte kennt er nicht. Sie ist das erste Mal in dieser Herberge.

Helga erklärt dem Bauern, dass sie als Weitgereiste sich gerne der Untersuchung des Mordes annehmen wird. Wenn es so lange dauert, bis ein Offizieller hier sein kann. Der Wirt scheint nichts dagegen zu haben. Aber er meint, die Geweihte wäre eine noch bessere Instanz für die Ermittlungen durch ihre Position.

„Das hängt natürlich von den persönlichen Fähigkeiten der Geweihten ab. Sie schien von dem Mord doch sehr erschrocken zu sein. Da könnte ihr eine Leichenschau und Ermittlungen zuviel sein!“ meint Helga zum Wirt. „Aber wir sollten sie fragen, ob sie sich der Sache annehmen möchte!“
Der Wirt will die Geweihte gleich mal fragen.

Als er weg ist, durchsucht sie die Sachen des Bauern. Karim meint, dass besser ein Zeuge dabei sein sollte.
„Ihr könnt es doch bezeugen!“ entgegnet sie. „Außerdem weiß ich, dass ist es nicht war und auch keine Sachen an mich nehmen werde. Bei anderen kann ich mir da nicht sicher sein!“ Damit beginnt sie die Tasche zu öffnen.

Tuán lauscht inzwischen mal an der Tür der Händlerfamilie. Er hört die beiden Erwachsenen über den Täter tuscheln. Die Söldner haben ja gleich den Novadi in Verdacht, was bei dem komischen Kerl gut sein kann. Als das Mädchen davon geweckt wird, beenden die Beiden ihr Gespräch. Dann wendet Tuán sich an die hintere Tür, wo die Söldner verschwunden sind. Auch die Söldnerin Gala ist der Meinung, dass die Wertschätzung des Novadi vorgeschoben ist. Einer der Männer meint, das Messer des Novadi ist zum Kehlenschlitzen sehr gut geeignet. Sie wollen warten, bis Praios gerechtes Licht die Sache erhellt. Dann werden sie den Kerl schon Dingfest machen. Sie legen sich wieder schlafen.

Im Beutel des Bauern sind Proviant, Pfeife, Rauchkräuter und ein Geldbeutel mit einigen Silbertalern und Kreuzern. Auch der Wanderstab ist an die Wand gelehnt. Also kein Raub. Das Geld ist nicht üppig, sollte aber zum Anwerben von Tagelöhnern in der Gegend reichen. Hier fehlt nichts. Auf dem Bett liegt die gepackte Bettrolle mit Kleidungsstücken drin. Er hatte also keine Gelegenheit, ins Bett zu gehen. Der Bauer hat auch keine Schriftstücke dabei.

Warum wurde der Mann getötet?

19.10.2017

Der Bauer trägt seine Unterwäsche und das Bett ist benutzt. Es gibt auch keine Kampf- oder Abwehrspuren von dem Mord. Der Mann ist zwar Senior, sieht aber recht ansehnlich aus. Sowohl die Wirtin, als auch die Händlerin sind von der gleichen Generation, wie das Opfer. Er könnte mit den Frauen Beziehungen gehabt haben. Die Leiche liegt auf jeden Fall noch nicht lange genug, um vor Mitternacht, also der Bettgehzeit der Helden und Söldner, getötet worden sein. Jetzt graut bereits der frühe Morgen.

Die Gruppe kleidet sich an und geht nun in die Stube runter, um die Geweihte Wina zu befragen. Diese sitzt mit ihrem Schnaps auf einem Stuhl und ist noch geschockt. Sie war auf ein Gefühl hin in das Zimmer gegangen, als sie gerade vom Klo zurückkam. Ihre Göttin hat sie gesendet, die Tat zu entdecken.

„Es wäre wirklich grauenvoll, wenn der Mörder davon kommen würde. Wir dürfen ihn nicht davon kommen lassen!“ wispert sie leise.

Sie hatte mit dem Bauer am Abend ein Gespräch im Vertrauen. Der hatte wohl einige Investitionen gemacht, die sich nicht ausgezahlt haben. Sie möchte aber nichts genaues erzählen. Karim erklärt den Anwesenden zu deren Erstaunen die Verschwiegenheit der Geweihten, wenn man sich mit Seelennöten an sie wendet, selbst wenn es gegen die Gesetze oder Gerechtigkeit geht. Die Geweihte fasst zusammen, dass das Jahr bisher nicht so gut gelaufen war. Die Göttin hat ihm wohl eine Prüfung auferlegt. Damit hat sie ihn auf jeden Fall zu trösten versucht.

Dann lässt Karim den Wirt heißes Wasser für Tee holen und schenkt erst mal ein. Die Geweihte nimmt sich eine Tasse und beruhigt sich. Sie kennt die Familie des Bauern. Sein Hof ist zwei Tagesreisen entfernt. Er hat Ehefrau und fünf Kinder.

„Alle von einer Frau?“ denkt Tuán laut. Die Geweihte schaut irritiert.

„Er ist doch kein Wilder!“ meint sie dann empört.

Sie weiß von keinem Streit auf dem Hof. Auch mit den Nachbarn nicht. Außerdem ist ja niemand von außen eingedrungen (Nachbar oder so). Das Fenster war von innen verriegelt. Die einzigen Auftragsmörder im Haus wären die Söldner. Es muss jemand aus dem Haus gewesen sein, der nach Beginn der Nachtruhe zugeschlagen hat. Und er muss körperlich etwa gleichgroß gewesen sein. Der Wirtssohn und Tuán kommen nicht in Frage.

„Verehrte Geweihte, Ihr seit die höchste Instanz hier. Könnt Ihr anordnen, dass niemand abreisen darf, bis ein Büttler hier ist?“ fragt Karim. Die Geweihte nickt.

Helga fragt die Geweihte nun nach den Händlern. Diese kennt sie nur vom Sehen. Nach Trost wurde sie von diesen nie gefragt. Sie huldigen aber auch mehr Phex und würden sich an einen entsprechenden Geweihten wenden.

Dann fragt Helga den Wirt, ob er von den Händlern weiß, warum sie gemeinsam übernachten. Nur aus Geiz oder haben die was mit einander? Das kann ja sein, auch wenn es nicht schön ist. Der Wirt reagiert nicht auf die Erwähnung von Untreue. Die Geweihte zieht zwar wieder die Stirn kraus, ist aber wohl mehr, weil es nicht wirklich Rahja-Dienst ist, was sie gemeinsam tun würden. Der Bauer scheint doch kein weit bekannter Schürzenjäger zu sein. Ist vielleicht doch nicht das Motiv.

Da es inzwischen draußen hell ist, wird der Wirt nun gebeten, den Sohn nach dem Büttler zu schicken. Ja, das kann er mal machen. Der schafft den weiten Weg schon, sein Sohn ist ein findiges Kerlchen. Der kommt gut zurecht.

Der Wirt kann sich nicht vorstellen, wer den netten Bauern getötet haben kann. Er war 3 bis 4 mal in Jahr hier zu Gast und hatte nie Streitigkeiten mit anderen Gästen. Über seine Beziehung zu den Händlern weiß er nichts genaues. Sie kannten sich auf jeden Fall. Der Wirt hat nur beobachtet, dass der Bauer die Händler begrüßt und einige Worte mit ihnen gewechselt hatte. Einen Streit um Ware wäre doch aufgefallen. Sowas hat er aber nicht gesehen.

Auch die Geweihte verzieht keine Mine, als der Wirt von dem „netten Kerl“ redet. Sie scheint also mit den Aussagen einig zu sein. Nur Karim ist sich nicht sicher, ob in den Gesichtern sich nicht doch was geregt hat. Er traut den Nordländern nicht so ganz.

Also spricht er die bevorstehenden Namenlosen Tage an, ob der Mord damit zu tun haben kann. Es soll ja eine komische Zeit sein, fragt er die Geweihte. Sie glaubt nicht, dass bereits 8 Tage davor schon schreckliche Dinge passieren können. Wenn die Zeit bereits angebrochen wäre, dann ist das was anderes.

Helga fragt die Geweihte noch mal, ob er erzählt hat, dass er etwas besonderes oder wertvolles mitgeführt hat, was er z. B. dem Büttler vorzeigen wollte. Davon weiß sie nichts. Die Gruppe hatte allerdings auch nichts gefunden, was auf einen entwendeten Gegenstand hinweist (leer Beutel oder Mappe). Die einzige verwischte Spur am Tatort ist die Tür, die von der hereinschauenden Geweihten durch die Blutlache geschoben wurde.

Helga versucht nun, die Geweihte auf den Hinweis von der Göttin zu stoßen, die damit vielleicht sagen will, dass das Gespräch vom Abend doch wichtig ist und nicht geheim bleiben sollte. Sie bleibt aber dabei, dass sie nicht sagen kann, ob die Fehlinvestition etwas mit den anwesenden Händlern zu tun hat.

In diesem Moment hört man von der Treppe ein lautes „Aha!“ herüberschallen. Die Söldner kommen aus ihrer Nachtruhe herunter.

„Ah, gut das Ihr kommt. Euch wollen wir gerade befragen!“ begrüßt Helga die Söldnerin, die die Gruppe anzuführen scheint. Da sind sie aber mal gespannt. Sie setzen sich auf einige Stühle und schauen erwartungsvoll.

Helga meint, dass die Söldner ja vor der Gruppe in das Gasthaus gekommen sind, und dabei etwas beobachtet haben könnten. Die Söldnerin meint, sie kennt den Bauern nicht persönlich. Man begegnet vielen Leuten, aber alle Bauern sehen doch gleich aus. Auch von einem Streit mit anderen Gästen hat sie nichts mitbekommen. Und überhaupt war das keine gute Nacht. Sie ist von dem Schrei der armen Geweihten geweckt worden und hinterher haben die Drei noch länger über den möglichen Schuldigen diskutiert. Es war sicher der Novadi, wer sonst!

Jetzt wird Tuán sauer über die Vorverurteilung von Fremden. Er will von der Söldnerin wissen, wie sie sich da so sicher sein kann.

„Ich lege meine Hand dafür ins Feuer!“ poltert die.

„Das will ich sehen!“ fordert der kleine Südländer sie heraus.

Die Söldnerin ist nun aufgebracht über die Frechheit des kleinen Kerls. Helga beschwichtigt sie. Man sollte den Fall doch lieber logisch angehen.

„Also wir waren es nicht, Ihr wart es auch nicht. Wer bleibt dann noch? Die Händler!“ Schließt sie ihre Überlegung.

„Aber Ihr wart gerade dabei, von dem Abend zu erzählen. Was habt Ihr denn um den Bauern herum beobachtet?“ führt Helga das Gespräch wieder zum Fall zurück.

Die Söldnerin berichtet nun, dass sie mit ihren Gefährten in die Gaststube kamen, sich setzten und Essen bestellten. Später kam der Bauer herein. Er begrüßte die Händler und meinte, er brauche noch was von ihnen. Sie wollten dann demnächst zu ihm kommen.

„Kunde droht mit Auftrag. Da ist Ermorden aber nicht gut für das Geschäft!“ fasst Helga zusammen. Jetzt werden die Verdächtigen Mangelware.

Tuán besteht noch immer darauf, dass die Söldnerin ihre Hand ins Feuer legt. Die braust nun auf und will dem kleinen Mann einen Schlag verpassen, trifft aber nicht richtig.

„Haltet ein!“ versucht Helga zu bremsen.

„Hört auf, verdammt nochmal!“ faucht die Peraine-Geweihte die beiden an.

„Hier ist ein Mensch gestorben. Erweist ihm gefälligst Respekt!“ fügt Helga hinzu.

Die beiden Täter beginnen nun wie Kinder aufeinander zu zeigen: „Der hat angefangen!“ „Die hat angefangen!“

„Und ich beende es!“ knurrt die Geweihte in einem Ton, der keine Widerworte zulässt. „Hinsetzen!“

Karim verbeugt sich respektvoll vor der Geweihten. Auch die Söldnerin und Tuán sind sofort still und schauen verschämt.

„Und jetzt – werdet ihr schön dafür sorgen, dass der Leichnam begraben wird!“ fügt sie langsam und deutlich hinzu.

Sofort überlegen alle, wo man denn hier ein Grab anlegen kann. Der Wirt meint, er hat hinter seinem Hof eine passende Stelle. Die Geweihte wird die Stelle in Augenschein nehmen. Die Helden sollen den Leichnam schon einmal respektvoll aus seinem Zimmer holen.

Helga schlägt vor, dass die beiden Söldner der Geweihten zum Grab ausheben folgen. Die Söldnerin, Karim und sie werden den Toten in sein Laken einwickeln. Die Geweihte gibt dem Wirt eine Münze für das Laken. Alle machen sich auf den Weg zu ihrer Aufgabe. Der Wirt ruft seinen Sohn um ihn zum Büttler zu schicken. Da sich nichts rührt, geht er mit rauf und ein Stockwerk höher und unterrichtet seine Familie. Tuán schaut sich im Schankraum um, ob er eine Mordwaffe findet. Es ist sehr aufgeräumt und sauber.

Helga kann lauschen und hört, wie die Frau erschrocken auf die Nachricht reagiert. Sie ist entsetzt über einen Toten in ihrem Haus. Auch der Sohn weigert sich, zum Büttler zu gehen. Er hat wohl ein schlechtes Gewissen vor dem Büttler, weil er genug Unfug auf dem Kerbholz hat.

Dann schließt sie zu den anderen Beiden auf und sie beginnen den Toten zu bergen. Als der Tote ins Laken gewickelt ist und Helga und die Söldnerin ihn anheben wollen, beginnt Helga im Blut auszurutschen und packt sich schließlich im Türrahmen auf den Hintern. Etwas spitzes bohrt sich in ihren Allerwertesten. Als sie nachtastet, findet sie aber nichts. War aber wohl nur eine Diele. Die Söldnerin ist deutlich amüsiert, Helga kann aber noch Witze über sich selber reißen.

„Ist das Kriegsbemalung?“ fragt Tuán, als er den roten Fleck an Helgas Hose sieht. Die Söldnerin hatte sich bisher beherrscht. Nun muss sie laut losprusten.

Karim ist über die lachende Söldnerin und Tuán, der das Lachen mit seinem Spruch provoziert hat, etwas sauer. Alle Feierlichkeit ist auf jeden Fall in diesem Moment verschwunden.

Die Geweihte war es. Er hat ihr was erzählt, was sie nicht weitergetragen haben wollte. Deshalb drängt sie auch auf eine schnelle Beerdigung.

02.11.2017

Der eingewickelte Tote wird erst einmal abgelegt um zu schauen, ob das Grab inzwischen bereit ist. Tuán soll aufpassen, dass die noch schlafenden Händler sich nicht verdrücken.

In der Dämmerung sieht man die Geweihte mit hinter dem Rücken verschränkten Armen an einer Ecke des Grundstückes stehen. Sie beobachtet die beiden Söldner, die noch am Schaufeln sind. Ihr Gesicht wirkt unbeteiligt. Sie packen den Toten und tragen ihn nach draußen. Als die Geweihte die Gruppe kommen sieht, meint sie, dass sie gerne alle Gläubigen bei der Trauerfeier dabei hätte.

Karim schaut die anderen an. "Mir wird man misstrauen!"

"Ich gehe!" ruft Helga und stiefelt wieder ins Haus.

Als sie wieder in die Stube kommt, gehen die Händler gerade die Treppe runter.

"Gut, dass ich Euch hier treffe. Wie Ihr sicher erfahren habt, ist heute Nacht ein Toter zu beklagen!" beginnt sie. Der Vater hält seine Tochter schützend zurück. Er möchte wohl nicht, dass sie das so mitbekommt.

"Es soll nun ein Begräbnis draußen stattfinden und die Geweihte würde gerne alle Anwesenden dabei haben."

"Das wollen wir natürlich gerne tun. Aber wir warten lieber hier, bis der Tote im Grab ist." Der Vater scheint die Situation nicht gut zu finden, die Tochter schaut allerdings etwas zwischen schüchtern und neugierig, was genau da wohl passiert ist. Die Erwachsen scheinen aber der Ehrenpflicht nicht abgeneigt.

Dann ruft Helga die Treppe hinauf nach dem Wirt. Als er die Treppe herunter kommt, erklärt sie auch ihm den Wunsch der Geweihten.

"Ach, Euer Sohn ist sicher schon unterwegs zum Büttler. Da kann er nicht dabei sein!"

"Nein, er ist noch nicht los. Ich hole meine Familie!" Schnaufend geht er wieder rauf.

Das kommt Helga nun merkwürdig vor. Es ist schon nach sechs Uhr und die Wirtsleute sind noch nicht in der Küche. Sie schaut mal in den Raum, ob etwas verdächtiges zu sehen ist. Aber die Küche ist aufgeräumt und unverdächtig. Der Eintopf-Kessel steht abgedeckt bereit. Ansonsten ist alles sauber.

Dann lauscht sie, was die Händler in der Stube reden, während sie alleine sind. Sie bedauern den Tod ihres Kunden, obwohl das Begräbnis die Abreise verzögert. Das Mädchen möchte nun endlich wissen, wer da gestorben ist. Aber der Vater vertröstet sie auf später. Die Händlerin würde lieber gleich abreisen, lässt sich aber überreden.

Helga wendet sich leise an Tuán und bittet ihn, sich die Treppe hinauf zu schleichen und sich unbemerkt in den Räumen der Händler und der Söldner umzusehen.

Der kleine flinke Jäger schleicht sich hinter den von Helga mit Gerede abgelenkten Händlern die Treppe hinauf. Während Helga über die bevorstehende Zeremonie und die Fortschritte draußen philosophiert, schleicht Tuán in das Zimmer der Händler. Es ist mit Etagenbetten eingerichtet. Mehrere Kisten mit den Besitztümern der Leute sind verschlossen. Er schnüffelt daran: Gewürze, Parfüm, also Edelwaren. Dann schaut er unter die Kissen und Decken der Betten, die ungemacht herumliegen. Im Schrank findet er zwei Wäschesäcke. Er packt sie aus. Röcke, Hemden, ein Dolch... - ein Dolch?!? Er schaut sich das Ding an. Es ist frisch geölt in der Scheide und weißt keinerlei Blut auf. Der Dolch ist nicht besonders aufwendig gearbeitet, aber scharf und gut gepflegt. Ein Massenprodukt. Tuán legt ihn bei Seite und packt den Sack wieder ein. Dann schaut er in den anderen Sack. Hier sind Männer- und Kinderkleider drin. Er findet ein kleines Holzpferd – ein Spielzeug. Auch hier kein Blut.

Er stellt die Säcke zurück in den Schrank. Dort befindet sich sonst noch Rasierzeug, Seife und Toilettenartikel. Dann findet er noch zwei Holzbildchen, die einen jungen Mann zeigen. In der rechen unteren Ecke ist ein Symbol aufgemalt, was Tuán nicht kennt. Sonst findet er noch Umhänge und Wanderstäbe, aber nichts auffälliges.

Da wird Tuán von einem lauten Räuspern aufgeschreckt. Der Wirt steht in der Tür und holt ihn sehr bestimmt aus dem Zimmer seiner Gäste.

Im Schankraum warten die Händler und Helga noch auf das Zeichen der Geweihten, das es los gehen soll, da kommt die Wirtin mit ihrem Sohn die Treppe herunter. Etwas später folgt Tuán und hinter ihm der sehr ärgerlich dreinschauende Wirt.

"Diesen Strauchdieb habe ich gerade in den Räumen der Händler erwischt!" knurrt er Helga an.

Diese rollt mit den Augen über die Dummheit des Wirtes und schaut dann mit Selbstbewusstsein zu den Händlern rüber: "Das ist kein Strauchdieb."

Tuán trägt den gefundenen Dolch noch immer in der Hand.

"Ich hatte ihn losgeschickt, um den Raum zu durchsuchen!" erklärt die Thorwalerin nun dem Wirt. "Immerhin suchen wir einen Mörder!"

"Und das habe ich gefunden!" verkündet nun Tuán und reicht Helga den Dolch.

Der Wirt verliert nun die Fassung. Über sein Gesicht huschen abwechselnd Zorn und Verwirrung über die Offenheit. "In meinem Hause durchsuchen nicht Fremde die Zimmer meiner Gäste. Das ist nicht die Aufgabe, die Euch von den Göttern gegeben worden ist!" Er ballt die Faust.

Aus den Augenwinkeln beobachtet Helga die Händler. Die Tochter fällt aus allen Wolken. Der Vater schaut ungläubig über die Beschuldigung. Auch die Händlerin sieht geschockt aus und muss sich setzen.

"Ihr beschuldigt uns?" presst sie hervor.

"Ich beschuldige niemanden. Wir müssen alle Zimmer durchsuchen. Die Mordwaffe kann überall sein."

"Ihr habt eine einzelne Person geschickt. Wahrscheinlich hat er die Waffe jetzt bei mir versteckt!" regt die Händlerin sich auf. "Das ist doch unglaublich!"

"Ich habe nichts versteckt. Ich habe nur was gefunden!" erklärt Tuán ruhig.

"Das kann ja jeder sagen! Vor allem wenn er allein in dem Zimmer irgendeiner Person war."

Tuán erklärt nun, dass er den Dolch in einem Wäschesack mit Frauenkleidung gefunden hat. Die Händlerin bekommt Schnappatmung.

"Und warum habt Ihr einen Dolch in Eurer Wäsche?"

"Ich habe immer einen Dolch in dem Wäschesack, außer ich schlafe draußen. Aber ich dachte in diesem Gasthaus, wo ich immer willkommen war, wäre es nicht nötig, mit Dolch unter dem Kopfkissen zu schlafen."

Tuán findet das Verhalten der Frau äußerst verdächtig ihren Dolch in den Kleidungsstücken zu verbergen. Da versucht Helga ihn zu beruhigen, dass die Händlerin ja extra in eine Herberge eingekehrt ist, um vor Überfällen sicher zu sein. Aber niemand war in der vergangenen Nacht sicher, weil ein Mörder umgegangen ist. Und die fremde Gruppe sind die einzigen Leute, die den Mord aufklären können, da sie fremd sind und keinen Grund haben, den Bauern zu töten.

"Außer es sind Götzendiener!" piept die Händlerin dazwischen und wirft einen verächtlichen Blick auf den kleinen Südaventurier.

"Ich bete kein Götzen an. Was ist das?" fragt der rund heraus.

"Ihr betet zu den Zwölven? Praios und seinen Geschwistern?" fragt die Händlerin provokant.

"Nein!" kommt die kurze Antwort. "Aber deshalb schlitze ich doch keine Leute auf!"

"Woher soll man das wissen? Wer soll es sonst getan haben?"

"Ihr zum Beispiel!" giftet Tuán zurück.

"Warum sollte ich meine Kunden töten, mit dem ich gute Geschäfte mache?"

"Wer weiß, ob Ihr ihn nicht betrogen habt, oder er Euch?" mischt sich Helga ein.

"Es ist kein Geld mit einem Toten zu machen ist. Und wenn mir eines wichtig ist, dann ist es das Geld!" entgegnet die Händlerin sauer.

"Das ist ein gutes Argument. Aber wir haben ein Problem. Der Büttler ist weit weg. Also müssten alle hier bleiben, bis der Mann hier ist..."

"... Oder wir müssen den Täter dingfest machen!" ergänzt die Händlerin.

"Richtig!" stimmt Helga ihr zu.

"Aber niemand geht in meinem Haus in fremde Zimmer. Das ist Travias Tempel. Alle sind hier willkommen, wenn sie sich an die Gesetze halten." knurrt der Wirt immer noch wütend.

"Ich war nicht der Erste, der in einem fremden Zimmer war!" entgegnet Tuán und schaut auf die Blutspuren vom Leichentransport.

"Ihr habt Euch sehr verdächtig gemacht, so alleine in einem fremden Zimmer mit einer Waffe!" grunzt der Wirt.

Helga und Tuán erklären ihm nun, dass der Dolch zugegebenermaßen der Händlerin gehört und Tuán den Mord aufgrund seiner geringen Körpergröße unmöglich begangen haben kann. Es muss ein Erwachsener gewesen sein. Alle Kinder und Kleinwüchsigen sind raus.

Draußen hat Karim der Geweihten beim vorbereiten des Grabes zugesehen.

"Würdet Ihr mit die Totenrituale erklären? Ich interessiere mich sehr für die hiesigen Gebräuche!"

"Ihr wollt Euch bekehren lassen?" freut sich die Geweihte schon.

"Ich möchte gerne alles über fremde Rituale wissen." wehrt Karim sich.

Dennoch beginnt die Geweihte Wina von den verschiedenen Bestattungsritualen zu berichten. Dieses Mordopfer wird einfach beerdigt und das Grab gesegnet. An anderer Stelle haben sich Einäscherungen durchgesetzt, weil Angriffe von Nekromanten aus den Dunklen Landen die Friedhöfe geschändet haben und bei Schlachten sogar die soeben getöteten Gefährten auf einmal als Wiedergänger auf der Gegner-Seite in den Kampf eingriffen und von ihren ehemaligen Kampfgefährten selbst niedergeschlagen werden mussten. Die Seebestattung wird vorwiegend von Efferd-Geweihten vorgenommen und auch mit einem Grabsegen abgeschlossen.

Jetzt sind die beiden Söldner so weit und legen den Toten in die Grube. Tatsächlich wundert sich Karim, dass man auch hier mit Respekt die Toten behandelt. Als das Grab von den Söldnern zugeschaufelt ist, sendet die Geweihte einen von ihnen, die anderen zu holen.

Dann kommt einer der Söldner herein und bringt das Gespräch zum Ende. Helga nimmt Tuán nun den Dolch ab, wirft noch mal einen prüfenden Blick darauf, findet kein Blut daran, und gibt ihn dann der Händlerin zurück.

"Wir müssen irgendwie den Mörder finden!" schließt Helga. Der Wirt atmet schwer. "Da mein kleiner Freund nicht zu der Sorte Leute gehört, die anderer Leute Eigentum an sich nehmen, ist er ideal für eine Durchsuchung."

"Keiner durchsucht die Zimmer meiner Gäste. Wir werden das der Geweihten überlassen! Sie ist die höchste Instanz." beendet der Wirt das Gespräch.

"Wo bleibt Ihr denn? Wir warten!" grummelt der schwitzende Söldner.

"Vielleicht kann die Geweihte einen Wahrheitssegen sprechen. Dann muss der Täter die Wahrheit sagen!" meint Helga listig und schaut in die Gesichter der Anwesenden, Tuán kann eine genervte Regung bei der Händlerin entdecken. Als sie den Blick bemerkt, schaut sie Tuán direkt wütend an.

Dann folgen alle dem Söldner nach draußen, wobei der Wirt die Tür als Letzter schließt.

Der zweite Söldner hat in der Zeit aus Zweigen ein Wagenradsymbol gebastelt und zögert, als er den Namen in den Querbalken ritzen will.

"Karon ist der Name!" sagt die Geweihte. Der Söldner reicht ihr das Symbol und sein Messer. Sie schneidet die Buchstaben in den Querbalken und gibt das Symbol zurück. Als sie ihm den Dolch geben will, schneidet sie sich an der scharfen Klinge und zuckt zusammen. Karim will sie verbinden, aber sie winkt ab.

"Es geht schon. Ist nicht schlimm!" meint sie. Sie hält sich aber doch die Hand.

Dann kommen die anderen dazu. Wina stellt sich rechts neben das Grab, alle anderen bleiben am Fußende. Als alle ruhig die Hände gefaltet haben, beginnt sie mit den segneten Worten. Als sie von den Paradiesen spricht, muss sie sich räuspern.

Der Wirt hält eine kurze Dankesrede an seine immer freundlichen Gast Karon, dem er alles Gute wünscht. Auch die Wirtin wünscht ihn in das Paradies. Die Händler sagen nichts, nur die Tochter muss leise weinen. Karim tritt auch vor und wünscht dem unbekannten Toten einen Weg ins Paradies und Tuán wünscht ihn in die Arme seiner Ahnen.

Dann schließt die Geweihte den Segen ab und macht das Wagenradsymbol.

"Ich befürchte nur, solange der Mörder nicht gefunden ist, wird der arme Mann keine Frieden finden!" murmelt Helga laut genug, dass alle es hören müssen.

"Das sollten wir drinnen besprechen!" meint die Geweihte und alle gehen in die Herberge zurück.

Der Wirt kündigt das Totenmahl an, was aufs Haus geht. Dann geht er mit seiner Frau in die Küche zum Kochen. Der Sohn nimmt die Getränke-Bestellungen der Gäste auf und trägt auf. Dann kommen die Wirtsleute mit Brot, Käse und Schmalz und dem restlichen Eintopf aus der Küche und tragen auf. Dann tafeln alle schweigend.

Die Geweihte hält sich immer noch die verletzte Hand vor ihrer Brust, als Helga sie nach einem Wahrheitssegen fragt. Sie kann den Segen selber nicht sprechen, ist aber überzeugt, dass Herr Praios ihr aufzeigen würde, wenn sie belogen wird.

"Dann könntet Ihr doch alle befragen!" Schlägt Tuán vor.

Die Wirtin mag nur zwei Bissen. Ihr scheint der Tod des Bauern sehr nahe zu gehen, obwohl er nur drei bis vier mal im Jahr zu Gast war. Die Söldner schlagen sich die Bäuche voll.

"Und, werdet Ihr eine Befragung durchführen?" hakt Helga nach.

"Das kann ich tun. Ich würde vorschlagen, dass alle auf ihre Zimmer gehen, während ich einen nach dem anderen befrage." antwortet Wina.

Helga findet es nicht gut, wenn die Leute auf die Zimmer gehen. Sie sollten lieber auf dem Hof warten. Karim schlägt vor, dass zu einem Gericht doch Beisitzer gehören.

"Aber jeder könnte doch der Täter sein." wendet die Geweihte ein. "Die einzigen, die ich ausschließen kann, sind die beiden Kinder. Aber Kinder haben nicht die Erfahrung, ein Urteil zu sprechen."

"Wieso nicht!" platzt es aus Tuán raus.

"Würdet Ihr einem 5-jährigen glauben oder einem 50-jährigen, dass er ein Urteil überdacht hat?"

"Aber auch Kinder können die Wahrheit erkennen!"

"Kinder sagen oftmals die Wahrheit, das ist wohl wahr!" überlegt Wina. "Aber Kinder kann man leicht täuschen. Ein Zwinkern, ein Lächeln, ein Witz und schon sind Kinder eingenommen und urteilen nach dem Aussehen und nicht den Aussagen."

"Sie sollen ja kein Urteil fällen, sondern zuhören und beobachten, damit Euch nichts passiert!" widerspricht Helga. "Außerdem sind die jungen Leute ja schon 12-13 Jahre und keine Kleinkinder!"

Das leuchtet der Geweihten ein und sie will sich mit den beiden Jugendlichen als Schöffen auf das Verhör der Leute vorbereiten. Sie schickt nun alle Wirtsleute und Gäste auf den Hof vor das Gasthaus. Der Wirt geht als letztes und schaut Tuán immer noch sauer an.

Es wird drinnen kurz umgeräumt, dann kommt den Sohn raus und holt einen der Söldner rein. Der drückt sein Bier dem Kollegen in die Hand und geht maulend rein. Man nutzt die Zeit, um die Tiere zu versorgen. Die Händler kümmern sich um die Maultier, die beiden Söldner um die drei Pferde und Helga versorgt Tairach.

Nach 10 Minuten kommt der Söldner raus und winkt Karim rein. Dann geht er zu seinen Leuten in den Stall. Karim betritt den Schankraum. Die Tische sind bei Seite geräumt und nur ein Tisch steht in der Mitte des Raumes. Dahinter haben sich die Geweihte in der Mitte und Mädchen und Junge links und rechts von ihr auf Stühle gesetzt. Für Karim steht ein Stuhl vor dem Tisch. Er setzt sich und die sehr ernste Geweihte beginnt ihn nach den Ereignissen des Vorabends auszufragen. Ihre Fragen wirken scharf und fordernd. Immer wieder fragt sie nach Details, bis der Befragte ins Grübeln kommt.

Karim beantwortet alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Er kann sich nicht an Verstimmungen unter den Gästen erinnern. Aber er erwähnt, dass er die Händlerin schmunzeln sah, als der Tote aufgefunden wurde. Dann beschreibt er die Leichenschau, die er mit Helga durchführte. Der Täter muss mit dem Bauern bekannt gewesen sein, da der sich nicht gewehrt hat. Es wurde offensichtlich auch nichts gestohlen.

Als nächstes geht Tuán zum Verhör. Gleich als erstes legt er sich mit Wina an, weil er den Schwur auf Praios nicht für wichtig hält. Es ist nicht sein Gott. Dann fragt sie auch ihn nach dem Bauern und seinen Beobachtungen vom Abend. Sie will alles genau wissen. Vor allem, ob es Streit oder Verstimmungen gab. Schließlich erzählt er von den Gesprächen, die er im Händler- und Söldnerzimmer nach dem Auffinden der Leiche belauscht hat und dem Dolch aus dem Kleidersack der Händlerin. Erst ist Wina empört, dass Tuán den Dolch überhaupt gesucht hat, schließlich hat ja jeder einen Dolch. Dann ist sie entsetzt, als Tuán berichtet, dass er das Fundstück Helga gegeben hat, die ihn schließlich der Händlerin zurückgab. Wie kann man einem Mörder nur sein Mordwerkzeug wiedergeben.

"Ich weiß nicht, ob es das Mordwerkzeug war. Davon habe ich nicht gesprochen." wehrt er sich.

Wina glotzt einen Augenblick, dann fasst sie sich und bekräftigt wieder, dass schließlich jeder einen Dolch haben kann. Und wo man ihn aufhebt ist jedem seine Sache!

Dann schickt Tuán Helga rein. Die Geweihte ist erleichtert, dass endlich jemand ohne Widerworte auf Praios schwört. Ihre Fragen beginnen wieder mit dem Bauern und seinen Aktivitäten am Abend, bevor sie gezielt nach dem Novadi fragt, und ob der sich auffällig verhalten hat. Ob er Fragen über Totenriten oder ähnliches gestellt hat. Sie scheint stark unter Vorurteilen gegen Andersgläubige zu leiden. Dann fragt sie nach der Wirtin, die ja ihren Sohn ins Bett gebracht hatte und hinterher wieder herunter kam. Hatte sie sich umgezogen? Helga kann sich aber nicht erinnern.

Dann fasst auch sie die Leichenschau zusammen und schließt damit, dass der Täter ein großer Erwachsener sein muss. Als die Geweihte fragt, wen dies denn ausschließt, zählt sie die Kinder, Tuán und den Novadi auf. Sich selber schließt sie allerdings aus. Sie vertraut sich, es nicht getan zu haben. Alle anderen, auch die Geweihte, könnten es gewesen sein. Die Geweihte schaut genervt. Da fühlt sich Helga berufen, eine alte Geschichte von einem unehrlichen Praios-Geweihten zu erzählen.

"Aber man spürt doch die Nähe des Gottes bei einem Geweihten!" ist Wina entsetzt.

"Nun, dann wären etwa die Hälfte aller Leute, die wie Geweihte gekleidet sind, keine Geweihten. Das wäre aber furchtbar!" Helga schaut die Frau durchdringend an. Die beiden Kinder sind teils fasziniert, teils entsetzt und teils hilflos ob der vielen Dinge, die sie da gerade erfahren.

Helga hackt noch etwas auf der Geweihten herum, die ja den ganzen Abend mit dem Bauern gesprochen hatte und am besten wissen müsste, ob er um sein Leben fürchten musste. Sie bekommt aus Wina aber nichts Konkretes heraus, worüber die beiden so lange geredet hatten.

Dann gesteht sie noch, dass sie Tuán in den anderen Zimmern nachsehen geschickt hatte, wobei der vom Wirt erwischt worden ist. Die Geweihte hat tatsächlich Verständnis für die Wut des Wirtes. Dies kann Helga bei einem Mord nicht verstehen. Sie berichtet aber weiter, wie sie die Händlerin wegen dem Dolch zur Rede gestellt hat, und dass diese eine doch einleuchtende Ausrede für den Dolch und seinen Aufbewahrungsort hat. Die Frau war über das Auffinden des Dolches deutlich weniger Aufgebracht, als der Wirt.

"Warum habt Ihr die Durchsuchung nicht mit einer Person aus den anderen Fraktionen durchgeführt?" fragt die Geweihte. "Das wäre angemessen gewesen!"

"Nur bei Tuán weiß ich, dass er es nicht war. Alle anderen könnten mit dem Täter unter einer Decke stecken. Das ist mein Dilemma." erklärt Helga ihre Handlungen. "Wir sollten jetzt noch mal in die Zimmer sehen!"

Die Geweihte Wina zieht ein Gesicht.

"Aber vielleicht bringen die Befragungen ja schon die Wahrheit zu tage!" lenkt Helga ein.

Dann geht sie den nächsten Gast holen.

Draußen haben die Söldner ihren Kollegen ausgefragt, was denn in dem Gastraum so abläuft, was gefragt wird und was denn noch so passiert ist. Sie erörtern gemeinsam, an was sie sich noch erinnern. Die Wirtin hält sich am Arm ihres Mannes fest und wartet. Als nun die Tür auf geht und Helga herauskommt, rennt die Söldnerin rein. Sie hat es eilig. Sie kommt sehr wütend wieder raus und tritt gegen einen Eimer. Mit grimmigem Gesicht jagt sie ihren letzten Kollegen rein.

Dann folgt die Händlerin und der Wirt. Die Söldner rätseln weiter, was wohl dabei herauskommt. Als schließlich die Wirtin aus dem Verhör kommt, ist sie sehr blass. Sie ruft nun alle wieder in den Gastraum.

14.12.2017

Die Leute räumen nun den Gastraum wieder um, so dass alle an den Tischen Platz nehmen können. Die Stimmung ist bedrückt, selbst die Söldner verhalten sich ruhig. Die Wirtin geht die Treppe hinauf, während der Wirt und der Sohn den Gästen Getränke auftragen. Die Geweihte sitzt in einer Ecke des Raumes und ordnet ihre Notizen.

Helga beobachtet die versammelten Leute. Die beiden Kinder schauen unsicher zwischen einem der Söldner und Karim hin und her. Dann schauen sie wieder zu ihren Vätern, als würden sie gerne etwas erzählen, dürfen aber nicht. Der Wirt ist zu beschäftigt, den Blick seines Sohnes zu bemerken. Der Händler scheint seine Tochter absichtlich zu ignorieren. Auf jeden Fall hat die Geweihte mit ihnen etwas besprochen, was sie noch nicht aufdecken dürfen.

Als die Wirtin die Treppe raufgeht, nimmt Wina es zwar zur Kenntnis, scheint aber keine Bedenken zu haben. Warum wurde die Frau von dem Verhör so mitgenommen? Helga schaut noch etwas die Gesichter der anderen Anwesenden, bevor sie beschließt, nach der Wirtin zu schauen. Gab es da doch ein Verhältnis?

Karim ist inzwischen beschäftigt, die Kinder für sich einzunehmen. Er lächelt sie so herzlich an, dass zumindest der Wirtssohn seine Vorbehalte aufgibt und zurück lächelt. Die junge Händlerin scheint in ihrem Weltbild allerdings fest zu sitzen. Die große Händlerin sitzt grübelnd auf der anderen Seite des Händlers. Sie scheint mit sich selber beschäftigt.

Die Söldnerin beobachtet ebenfalls die Anwesenden. Ihre beiden männlichen Kollegen wirken mehr eingeschüchtert. Sie fühlen sich insgesamt unwohl in der Situation. Auch Tuán hadert noch mit der Situation. Die Leute sind alle merkwürdig.

Als Helga die Treppe in das erste Stockwerk hinaufgeht, lauscht sie in das zweite Obergeschoss hoch, wo die Wirtsleute ihre Wohnung haben. Sie hört ein leises Schluchzen. Vorsichtig versucht sie die zweite Treppe hinaufzugehen, scheitert aber grandios. Da kommt die Thorwaler-Erziehung durch. Knarzend steht sie nun im Dachgeschoss vor einer angelehnten Tür. Sie schaut durch den Spalt und sieht das Bett der Wirtsleute. Vermutlich sitzt die Frau hier.

Helga klopft an und die Wirtin erschrickt, als sie in den Raum schaut. Die Frau hat verheulte Augen. Vermutlich hat sie doch eine Affäre mit dem Bauern gehabt und musste dies beim Verhör vor der Geweihten zugeben. Diese wird der Frau einen schönen Vortrag gehalten haben. Vorsichtig nähert Helga sich der Wirtin und versucht sie tröstend etwas auszuhorchen, was von ihren Vermutungen nun wohl stimmt.

Die Wirtin versucht sich zusammenzureißen. Sie gibt zu, dass das Verhör der Geweihten sie sehr aufgeregt hat. Sowas hat sie noch nie erlebt. Sie fühlt sich schmutzig, so als hätte sie selber den Namenlosen in ihr gutes Haus gelassen. Die Geweihte hat sie hauptsächlich über den Bauern und ihr Leben hier in der Einsamkeit ausgefragt. Das findet Helga nun etwas übertrieben. Ein Gasthaus an einer Reichsstraße wird sicher ständig von Gästen aufgesucht. Aber die Geweihte ist ebenfalls eine Fremde hier. Sie kann sich das vielleicht nicht vorstellen. Als Helga von dem Schweigen der Geweihten über das Gespräch mit Karon zu sprechen kommt, kann die Wirtin dies aber gut verstehen, auch wenn der jetzt tot ist.

Als Helga die Wirtin tröstend in den Arm nehmen möchte, zuckt diese zurück. Helga lässt sie gewähren. Die Frau versucht sich in ihren Alltag zu flüchten, um nicht über die Ereignisse zu viel nachdenken zu müssen.

In diesem Zimmer ist zum einen das Ehebett und ein weiteres Bett für den Sohn. Auf dem Boden liegt ein großer Wäschehaufen, bei dem man nicht sagen kann, ob es Schmutzwäsche ist oder einfach nur ein Schrank fehlt. Es gibt einige Kommoden, auf denen Götterbildchen stehen. Das scheint die allgemeine Klamottenablage zu sein. Die Leute sind aber nicht reich, haben aber ihr Auskommen.

Nach einigen Minuten rafft sich die Wirtin dann wieder auf und geht mit Helga nach unten. Diese biegt dann aber im ersten Stockwerk in ihr Zimmer ab, um die blutige Hose zu wechseln.

Karim hat sich ausgiebig im Schankraum umgesehen. Jetzt beschließt er, sich dann doch endlich richtig anzukleiden und folgt Helga nach etwa 20 Minuten, nicht, ohne die Geweihte um Erlaubnis zu fragen. Dies haben auch die Söldner mitbekommen und versuchen nun noch vor dem Novadi auf der Treppe zu sein, um auch ihre Sachen zu holen. Die Anführerin schafft es allerdings nicht und muss nun doch hinter Karim hinauf. Die ganze Truppe kommt der Wirtin entgegen, die etwas verstört hinter den Leuten herschaut, die sich in ihre Zimmer verkrümeln.

Als die Wirtin nun deutlich gefasster die Treppe hinunter kommt, stellt sie fest, dass das Frühstück ja noch gar nicht bereitet ist und verschwindet in die Küche. Der Wirt folgt ihr gleich und man bemerkt eine große Vertrautheit des Paares.

Wie Helga nun ihre Hose auszieht, bemerkt sie wieder einen stechenden Schmerz, wo es sie schon in der Nacht gestochen hatte. Als sie mit einem Spiegel nachschaut, sieht es erst wie ein blauer Fleck aus. Dann erkennt sie aber eine Ansammlung Adern, die unter der Haut sichtbar sind. Der Fleck hat aber eine ungewöhnliche Form. Es ist ein Zeichen eines der Erzdämonen, was sie sich in dem Blut auf den Hintern gezogen hat.

Helga grübelt einige Minuten, was da genau passiert sein kann. Dann zieht sie sich die neue Kleidung an und geht noch einmal in das Mordzimmer. Sie schaut sich die Blutlache genau an, wo sie sich hinein gesetzt hatte. Sie tastet nach einem Amulett oder etwas ähnlichem, was das Zeichen abgedrückt haben kann. Aber erst als sie das Blut mit dem Wanderstock des Bauern wegwischt, sieht sie in den Dielen das Zeichen eingedrückt. Gerade so, als hätte jemand einen Stempel in das Holz gedrückt. Die Prägung ist so leicht, dass sie ohne den Kontrast durch das Blut nicht sichtbar gewesen wäre. Es ist an der Stelle, wo der Kopf des Toten gelegen hatte. Jemand muss hier einen Ritualmord begangen haben.

Fieberhaft überlegt Helga, was für ein Ritual das gewesen sein kann. Außer dem Blut und diesem geprägten Zeichen scheint es keine weiteren Paraphenalia gegeben zu haben. Sie hatten ja alle Sachen des Bauern durchsucht. Der Täter kann seine Sachen aber auch wieder mitgenommen haben.

Karim hat sich angekleidet und dann ein Gebet zu Rasthulla gesendet, er möge ihm eine Eingebung zu dem Mord geben. Aber nichts geschieht. Als er sein Zimmer wieder verlässt, sieht er Helga im Mordzimmer die Blutlache untersuchen. Er fragt, was sie da macht. Helga zeigt ihm das Symbol im Blut und erklärt ihm, dass es das Zeichen eines Erzdämonen ist. Sie weiß aber nicht welcher.

„Wir müssen das der Geweihten sagen!“ meint Karim.

„Die war es vielleicht!“ platzt es aus Helga heraus.

„Aber sie ist doch eine Gläubige!“ empört sich Karim.

„Um einen Dämonen anzubeten muss man auch gläubig sein.“ winkt Helga ab. Sie weiß, dass besonders gläubige Leute von den Verlockungen der Dämonen angezogen werden. Dass gerade Geweihte vom Glauben abfallen und sich dem Gegenstück zuwenden ist leider schon oft passiert.

Karim fragt sich, ob es was mit den Namenlosen Tagen zu tun hat. Nun hält Helga ihm einen kleinen Vortrag über die allgemeine Dämonenlehre und den Unterschied zwischen Dämonen, den Gegengöttern, und dem Namenlosen, der ein aus dem Götterkreis Verstoßener ist. Sie ärgert sich, dass sie das Symbol nicht zuordnen kann. Karim zeichnet das Zeichen vom Boden ab. Helga beißt sich auf die Zunge, nichts von ihrem Flecken zu erzählen. Sie murmelt aber, dass sie sich einen Praios-Tempel herbei wünscht.

Schließlich zieht sie die Tür zu und schiebt den Riegel vor. Dann gehen beide wieder nach unten.

Tuán hatte die Geweihte beim Kritzeln auf ihren Unterlagen beobachtet. Sie scheint viel zu notieren zu haben. Als die beiden Kollegen nun wieder zu ihm kommen, hat er das Symbol von dem Bild des jungen Mannes aus dem Raum der Händlerin aufgezeichnet. Es ist das Zeichen des Phex. Es ist wohl eine Phex-Ikone. Das ist bei einer Händlerin allerdings unverfänglich.

22.02.2018

Die Gäste sitzen immer noch alle im Gastraum und warten auf die Geweihte, die in der Ecke hockt und Notizen macht. Sie bekommt von der Umgebung kaum was mit. Es geht inzwischen auf Mittag zu. Die Söldner hocken an ihrem Tisch und trinken Bier. Sie zeigen immer mal wieder auf einen der beiden Exoten. Rätseln wohl auch.

Helga, Tuán und Karim überlegen auch, wer der Anwesenden ein Paktierer sein könnte. Die Wirtin ist wohl mehr angefasst, dass in ihrem Haus jemand getötet wurde. Der Geweihte traut Helga auch nicht unbedingt,. Gerade Geweihte kennen sich mit Dämonen aus und laufen Gefahr verführt zu werden.

Karim hätte jetzt gerne eine Bibliothek um die Zeichen nachzuschlagen. Da müsste man allerdings Tage reisen. Es hat keinen Kampf gegeben. Der Bauer muss seinen Peiniger gekannt haben. Aber sowohl die Wirtsleute als auch die Händler kannten ihn gut.

Die Händler-Gruppe ist mehr genervt. Der Vater sorgt sich um das Seelenheil seiner Tochter. Die Händlerin ist sauer, weil Tuán bei ihren Sachen war. Die Händlerin hatte sich mit dem Grinsen verdächtig gemacht.

Die Wirtsleute sind unordentlich, meint Helga, Sie beschreibt den Wäschehaufen-statt-Schrank im Zimmer der Wirtsleute.

Karim möchte beten gehen. Er schaut erst nach einer passenden Ecke, überlegt dann aber doch, auf sein Zimmer zu gehen, traut sich aber nicht! - wegen der Rassisten im Raum.

Helga beobachtet noch mal intensiv die Leute im Raum, ob sie religiös fragwürdige Dinge entdeckt. Einige tragen religiöse Glücksbringer, aber nichts abwegiges.

Dann überlegen sie, ob sie mal spicken, was die Geweihte so lange schreibt. Karim sendet ein Stoßgebet zu Rasthulla, bekommt aber keine Antwort.

Der Händler verkündet , dass er sich mit seiner Tochter auf das Zimmer zurückziehen will und etwas Mittagsschlaf halten.

Helga fragt Karim, ob er unter dem Vorwand zu beten den Händler belauschen würde. Das lehnt er aus moralischen Gründen ab. Tuán wird das übernehmen.. Er steht auf und will die Treppe rauf.

„He, wo geht's denn hin!“ ruft ein Söldner.

„Auf Klo!“ antwortet der der kleine Südaventurier.

„Das ist aber draußen!“ knurrt der Söldner.

„Tuán, den Topf benutzt man nur nachts. Tags geht man auf den Hof!“ erklärt Helga ruhig.

„Hast du gehört, Tuán!“ machen sich die Söldner lustig.

Also wendet Tuán und nimmt den Hinterausgang auf den Hof.

Helga geht nun zu den Söldnern, um mit ihnen ein Bier zu kippen. Dabei schaut sie sich die Leute noch mal genau an. Die tragen aber nur Kor- und Phex-Zeichen. Die Wirtsleute sind hinter dem Tresen. Die Frau arbeitet mechanisch, der Mann wirkt gelöster. Der Sohn macht einen verstört/verschüchterten Eindruck. Die Händlerin sitzt nun alleine und schaut immer wieder zu Karim.

Als Tuán auf den Hinterhof kommt, sieht er die Fenster alle geöffnet. Er kann aber die unregelmäßige Wand hinauf klettern. Er schiebt sich durch ein Fenster in das Zimmer der Beiden. Dann schleicht er auf den Flur raus. Er lauscht an der Tür der Händler. Dort hört er, wie die Tochter jammert, dass sie gar nicht müde ist. Der Vater aber. Also ab ins Bett. „Möge Boron mit Dir sein!“ grüßt das Kind. Dann rascheln die Betten und es wird still.

Tuán geht weiter zum Schlafsaal, wo die Söldner schlafen. Er öffnet die Tür, huscht rein, und schließt sie wieder. Hier stehen Strohbetten, über die nur Laken gelegt sind. An der Wand stehen Waffen und Rüstungsteile. Zwei Betten sind benutzt. Es stehen auch Alkoholflaschen, voll und leer, herum. Zwei Söldner haben sich also ein Strohbett geteilt...

Er untersucht die Lederrüstungen, findet aber keine frischen Blutspuren. Dann durchstöbert er vorsichtig das Gepäck. Neben dreckiger Wäsche, Würfeln und Karten, etwas Geld und einer Essensreserve, in einem Rucksack einen Haufen beschriebenes Pergament. Er nimmt es vorsichtig raus. Dann schaut er sich im Zimmer nochmal um und guckt auch unter die Laken ins Heu. Aber nichts weiter. Er packt alle Heuhalme sorgfältig in die Betten, richtet alles wieder her und schaut auch in den Nachteimer. - Wurde benutzt. Er steckt die Briefe ein und geht.

Leise geht er in das Zimmer zurück, legt die Briefe unter Helgas Kopfkissen und klettert wieder raus. Er läuft zurück zur Eingangstür und betritt wieder den Schankraum. Helga sitzt bei den Söldnern, die Händlerin sitzt alleine da, Karim hat angefangen eine novadische Weise zu singen und die Geweihte scheint beim Korrekturlesen zu sein. Als der Wirt ihn hereinkommen sieht, macht der große Augen und ruft seinen Sohn, dass dieser die Nachttöpfe schnell mal leeren geht. Der läuft gleich mit einem Eimer die Treppe rauf.

Tuán schaut ihm erst ängstlich nach, geht dann aber zu Helga und flüstert ihr von den Briefen ins Ohr. Die steht auf und geht zur Geweihten.

„Entschuldigung, wird das hier noch etwas dauern? Ich würde sonst oben schon mal meine Sachen packen wollen!“

Die Geweihte bittet Karim leiser zu singen, sie kann sich nicht konzentrieren. Dann lässt sie Helga gehen und arbeitet weiter an ihren Aufzeichnungen.

Helga geht die Treppe rauf und schaut, wo der Junge gerade beim Leeren ist. Ihr Zimmer hat er schon erledigt. Sie schließt hinter sich die Tür und holt die Briefe unter ihrem Kissen vor. Diese sind alle an einen Anjun, einen der beiden Söldner, gerichtet. Es sind Statusberichte der Mutter aus der Heimat, die ihn das letzte halbe Jahr immer wieder über die Ereignisse in der Familie auf dem Laufenden hält. Sie vermisst ihn und betet, dass er gesund heimkehrt.

Helga legt die Briefe wieder ordentlich zusammen und legt sie wieder unter ihr Kissen. Dann packt sie ihre Sachen und stellt den Rucksack auf ihr Bett bereit. Beim Hinausgehen schaut sie, wo der Junge ist. Der Goldeimer steht nicht mehr auf dem Flur. Er muss fertig sein. Sie geht die Treppe runter und fordert nun Tuán auf, seine Sachen auch bereitzustellen, da die Geweihte sicher gleich den Täter aufdeckt und man endlich weiterreisen kann.

Also geht Tuán nun auch die Treppe rauf, packt seine Sachen und holt die Briefe. Er geht ins Zimmer der Söldner und legt sie möglichst an die gleiche Stelle in den Rucksack des Anjun zurück. Er gibt sich Mühe alles so herzurichten, wie er es vorgefunden hatte. Dann wirft er einen Blick aus dem Fenster und schaut, ob er außen an der Wand entlang in das Zimmer der Geweihten kommen kann. Da es gut aussieht, schwingt er sich aus dem Fenster im Schlafsaal und klettert außen an der Rückwand der Herberge entlang … (Ein Tuán-Cliffhanger)

22.03.2018

Marek Jaruș ist auf der Straße am Yaquir unterwegs. Seit dem Morgen ist er durch Nebel gewandert, was für diese Jahreszeit recht ungewöhnlich ist. Immerhin ist es Hochsommer. Auf einmal klart es auf und die helle Sonne scheint wieder vom Himmel. Aber ihm fährt ein kurzer Schauer über den Rücken, den er nicht einordnen kann. Mit diesem unguten Gefühl kommt er eine Stunde später an einem Gasthaus vorbei. Er beschließt einzukehren.

Tuán hat bei seinem nächsten Griff leider die falsche Kante erwischt und ist abgerutscht. Geschickt kann er sich abrollen und kommt wieder auf die Beine.

Marek umrundet zuerst das Haus um das Hofklo zu benutzen. Dabei hört er den Aufschlag des Waldmenschen und schaut neugierig um die Ecke. Als er den kleinen Kerl nun auf dem Hinterhof noch nachhüpfen sieht, kann er nicht so viele Augenbrauen hochziehen, wie er gerne möchte.

Tuán schaut erschrocken auf den schwarz gekleideten Krieger mit dem Rabenschnabel am Waffengurt. Einen Augenblick überlegt er sich schnell zu verstecken. Dann lässt er die sinnlose Aktion aber sein.

„Geht es Euch gut?“ fragt der Rabengardist höflich. „Ich glaube, Ihr seit abgestürzt.“

„Abgestürzt? Ich habe mich fallen lassen!“ antwortet Tuán.

„Was habt Ihr dort oben gemacht?“

„Ich habe wohl den falschen Ausgang benutzt!“

„Euer Ernst?“ Marek schaut den kleinen Mann durchdringend an. „Geht mich auch nichts an. Dann gehabt Euch wohl!“ Damit dreht er um und geht um das Haus zum Vordereingang.

Als Marek nun die Tür öffnet und in den Schankraum kommt, fällt ihm sofort die gedrückte Stimmung auf. Er schaut sich im Raum um. Die Wirtin arbeitet abwesend, ihr Mann hat eine geschäftige Fröhlichkeit aufgesetzt. Ein Junge bedient an den Tischen. Dann fällt ihm die Peraine-Geweihte auf, die nachdenklich auf einigen Papieren herumkritzelt. Drei Söldner halten sich recht schweigsam an ihrem Bier fest. Eine Thorwalerin mit elfischen Gesichtszügen sitzt mit einem Novadi an einem Tisch. Am letzten Tisch sitzt eine Händlerin und schaut ebenfalls grimmig.

Einen Augenblick weiß Marek nicht, wo er sich zuerst nicht hinsetzen will. Bei der Geweihten fühlt er sich noch am besten aufgehoben und geht zu ihr rüber. Unterwegs grüßt ihn der Novadi in seiner überschwänglichen Höflichkeit. Verunsichert grüßt er im Namen der Zwölve zurück. Dann stellt er sich neben die Geweihte und räuspert sich laut.

„Was denn?“ brummt die.

„Peraine zum Gruße! Ist hier noch ein Platz frei?“ fragt Marek höflich.

Die Geweihte schaut erschrocken in das ihr fremde Gesicht. „Wer seit Ihr denn?“ platzt es aus ihr heraus.

„Mein Name ist Marek Jaruș. Ich fragte, ob ich mich hier setzen kann?“ wiederholt der Rabenkrieger seine Frage.

„Oh, äh, Boron zum Gruße. Sicherlich. Ich wollte sowieso gerade hinaufgehen, um mehr Ruhe zu einem Gebet zu haben.“ stammelt die Geweihte nun verlegen. Sie rafft ihre Papiere zusammen und macht sich auf den Weg zur Treppe. Marek schaut noch hilflos hinterher. Vertreiben wollte er die Geweihte nicht. Aber sie lässt sich nicht aufhalten. Sie wiegelt seine Hilfe ab und stammelt immer wieder, dass alles in Ordnung ist. Sie wollte ohnehin Beten und sich sammeln und es wäre ja gut, dass er sicher hier eingetroffen ist.

Helga hat die Szene misstrauisch beobachtet. Die Geweihte wirkt aus dem Konzept gebracht und verlegen. Schnell springt Helga zur Treppe und ruft hinauf, dass Tuán sich mal langsam beeilen soll mit dem Packen! Da schreitet Wina bereits die Stufen rauf.

Tuán ist nach dem Abgang des Fremden flink wieder zum Fenster der Geweihten hinaufgeklettert. Er hat das zum Lüften geöffnete Fenster benutzt und ist in den Raum geklettert. Gerade schaut er sich um, als er von unten Helgas Stimme seinen Namen rufen hört. Er grübelt noch, als er die Schritte vor der Tür hört und gerade noch wieder aus dem Fenster hinaus schwingen kann und nun an der Fassade hängt.

Er kann hören, wie jemand den Raum betritt und raschelndes Papier auf das Bett abwirft.

„Mist! Das hätte nicht passieren dürfen. Das hätte nicht passieren dürfen! Was mache ich nur!“ Es ist die wispernde Stimme der Geweihten, die scheinbar unruhig im Zimmer umher geht. Dann wird die Tür wieder geöffnet. Es ist einen Moment still. Dann wird die Tür wieder geschlossen.

Vorsichtig zieht Tuán sich am Fenstersims hoch und schaut in den Raum. Er sieht die Geweihte immer noch im Raum herumgehen und mit den Armen fuchteln.

„Was mache ich denn jetzt! Was mache ich denn jetzt! Was mache ich denn jetzt!“ wispert sie immer wieder dabei, bis sie sich am Bettpfosten stößt. Sie reibt sich den Arm und schaut dabei zum Fenster hinaus. Schnell versucht Tuán sich wieder abzulassen, damit sie ihn nicht sieht.

„Hä?“ hört er die Geweihte sagen. Dann kommen ihre Schritte zum Fenster. Das Gesicht von Wina taucht über dem Fensterbrett auf und schaut nun direkt in Tuáns, der am Sims hängend hinaufschaut.

„Dieb Du!“ brüllt die Geweihte los. „Einbrecher. Diebe. Du Strauch!“

Im Schankraum ist sofort Alarm. Alle blicken einen Augenblick zur Treppe, dann springen sie auf und renne hoch. Marek ist der erste, der die Treppe hinauf stürzt. Die Söldner laufen als nächstes. Helga brummt noch, was der Kerl nun schon wieder angestellt hat.

Bevor Wina nach ihm schlagen kann, will Tuán wegklettern, fällt aber wieder runter. Dieses mal landet er unglücklich auf dem Hintern und prellt sich diesen.

Als Marek oben im Flur ankommt, schaut die Geweihte aus der Tür des ersten Zimmers und ruft: „Er ist runter gesprungen!“

Sofort macht der Rabenkrieger auf dem Absatz kehrt und schiebt die Söldner vor sich her wieder die Treppe runter. Alle vier laufen nun zur Vordertür hinaus und um das Gebäude herum auf den Hinterhof. Tuán steht hier noch etwas wackelig und schaut den vier Kämpfern entgegen. Schnell haben sie ihn eingekreist und die Söldnerin Gala packt ihn am Arm.

„Da haben wir ja den Mörder!“ poltert sie.

„Mörder? Wieso Mörder?“ fragt Marek nun überrascht. „Ich denke, wir suchen einen Dieb!“

„Mörder!“ wiederholt die Söldnerin die Anklage und packt den kleinen Tuán fester. Die drei Söldner schleppen den Waldmenschen nun um das Haus nach vorne und wieder in den Schankraum. Marek folgt ihnen nachdenklich.

„Wieso Mörder?“ wiederholt er seine Frage. „Es geht um Diebstahl! Wie kommt Ihr auf Mord?“

„Nein, ein Mörder!“ erklärt die Söldnerin giftig. „Das ist ein ganz dreckiger Hund! Ein feiger Mörder!“ Damit schlägt sie Tuán ins Gesicht.

Die Beiden hatten ja schon die ganze Zeit einen Streit. Nun hat Tuán die Hand der Söldnerin wie Feuer. Es war zwar nur eine Ohrfeige, brennt aber wie Feuer.

Helga hält sich fremdschämend den Kopf. „Was hat er nun wieder gemacht? Ist das peinlich!“ Sie schaut Karim ratlos an. Von oben kommt nun die Geweihte runter.

„Ich … ich … bin empört... Der hing an meinem Fenster!“ schnaubt sie wütend.

„Was hat er denn genau angestellt!“ fragt Helga sie ruhig.

„Der … der hat mir was weggenommen!“ stammelt Wina aufgebracht. „Der wollte irgendwas bei mir! Ich wusste es. Gottloses Volk!“

„Was hat er Euch denn weggenommen?“ fragt Helga nun.

„Das werden wir ja gleich sehen, was er mir alles gestohlen hat!“ braust die Geweihte wütend.

„Was hat er denn bei Euch im Zimmer gesucht. Er sollte seine Sachen packen. Ich kenne ihn nicht als Dieb!“ versucht Helga die Geweihte zu beruhigen.

Dann geht die Tür auf und die drei Söldner schleppen den zappelnden Tuán in den Raum. Ihnen folgt Marek.

„Da bin ich ja mal gespannt, was er bei Euch gesucht hat!“ grummelt Helga den im Schwitzkasten zwischen den Söldnern hängenden Tuán an. Sie zerren ihn auf einen Stuhl und beginnen ihn festzubinden.

„So, nun haben wir ihn!“ verkündet die Söldnerin Gala siegesgewiss lächelnd.

„Selber Mörder!“ mault Tuán.

„Tuán, was hast Du angestellt?“ fragt Helga den Kollegen.

„Ein Mörder ist er! Ein Mörder!“ Gala präsentiert ihren Gefangenen wie eine Jagdtrophäe.

„Wen hat er denn umgebracht?“ Helga überlegt, wem Tuán vor allen ein Messer an den Hals gehalten haben könnte. Aber niemand sieht aus, als wäre er dem Tode knapp entronnen.

„Wen er umgebracht hat? Habt Ihr vergessen, wen wir hinter dem Haus vergraben haben?“ Gala wirkt nun fast hysterisch.

„Warst Du selber!“ trötet Tuán in die Diskussion.

„Ihr habt jemanden vergraben?“ fragt nun der Boroni.

Tuán zappelt auf dem Stuhl herum und wird von Gala mit einem Schlag gezüchtigt. Dann fesseln die Söldner Tuáns Füße unter Aufwendung vereinter Kräfte ebenfalls an den Stuhl. Das Ganze ist schon eine wilde Rauferei.

Helga erklärt mit kurzen Worten die Ereignisse der vergangenen Nacht und die Ermittlungen der Gruppe. Die Söldner haben von Anfang an alles Nichtmittelreichische für verdächtig gehalten. Karim fügt hinzu, dass jemand von Tuáns Körpergröße allerdings nicht als Kehlenschlitzer in Frage kommt. Auch die Kinder sind zu klein. Es muss aber jemand der Anwesenden gewesen sein.

„Es war mir schon klar! Du warst zu lange weg. Was wolltest Du in meinem Zimmer!“ geht die Geweihte nun den gefesselten Waldmenschen an. Alle schauen erwartungsvoll.

„Ich habe doch nichts im Zimmer gemacht!“ entgegnet der.

„Du hingst an meinem Fenster. Da Du nicht durch die Tür hereingekommen bist, wolltest Du wohl fliehen!“ schimpft Wina nun wirklich wütend.

„Ich habe nur Sport gemacht!“ Tuán muss selber grinsen.

„An meinem Fenster? Im zweiten Stock? An meiner Fensterbank?“

„Aber was hast Du gemeint – Das hätte nicht passieren dürfen. Was mache ich jetzt?“ Tuán schaut die Geweihte herausfordernd an. Die blickt ihn erstarrt an.

„Ich habe Dich gehört!“ fügt er hinzu. „Was mache ich jetzt, was mache ich jetzt! Das durfte nicht passieren!“

„Habe ich nicht gesagt!“ entgegnet Wina leise.

„Oh doch!“ Tuán bekommt nun echt Oberwasser. „Tuán hat das gehört. Tuán hat sehr gute Ohren.“

„Tuán ist ein Dieb!“ zischt Wina.

„Beweise?“

Die Geweihte ist blass geworden und braucht nun etwas länger, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hat. Sie wechselt nun zu der Strategie, dass sie ihn vor seiner Tat ertappt hat. Sicher wollte er sein Messer bei ihr verstecken um ihr die Schuld an dem Mord in die Schuhe zu schieben.

„Das ist Tuáns Messer. Das brauche ich selber!“ giftet der kleine Mann zurück.

„Du hast also am Fenster gelauscht und bist dann abgestürzt!“ fasst Helga die Situation zusammen. „Du bist ja ungeschickt!“

„Ich kann nicht verstehen, wie sie mich sehen konnte. Ich war extra vorsichtig.“ grummelt Tuán.

„Da stimmt doch was nicht!“ stellt Karim fest. „Er sagt, was er gehört hat, und sie streitet es einfach ab!“ Der Novadi schaut die Geweihte skeptisch an. Wina fühlt sich auf jeden Fall ertappt. Das kann jetzt auch Helga deutlich sehen.

Jetzt mischt sich die Söldnerin Gala wieder ein. „Na los, Tuán! Nun sag schon, was hast Du dort oben gemacht!“ Sofort bricht wieder ein Gezanke zwischen den Beiden aus, wer von beiden der Bösere ist.

„Gala, warte mal einen Augenblick.“ mischt Helga sich nun ein. „Ich hatte ja die Leiche des Bauern untersucht. Die Wunden mir genau angeschaut. Da passt Tuán nicht dazu. Er ist zu klein, um einen stehenden Erwachsenen die Kehle durchzuschneiden. Er kann den Mord nicht begangen haben...“ Helga unterbricht ihre Rede und schaut verstört auf den kleinen Waldmenschen.

„Tuán, hast Du eben die Zunge rausgestreckt?“ fragt sie ihren Kollegen verstört. Der grinst fast im Kreis. Helga vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen und schaut dann entschuldigend zu dem Rabenritter und den Söldnern. „Körper wie ein Kind, Wesen wie ein Kind. Vermutlich ist er ein Kind!“ knurrt sie ärgerlich.

„Was hat ihn den gehindert, einen Schemel genommen zu haben?“ fragt Gala nun herausfordernd.

„Ähäm, die Vorstellung, dass selbst ein geduldiger Bauer so lange stehen bleibt und abwartet, bis sich Tuán einen Schemel genommen hat um auf Augenhöhe zu sein und dann das Messer ansetzt um die Kehle... ne!“ Helga muss bei der Vorstellung lachen.

„Also, ich kenne den Jungen nicht. Aber auch Euch als erprobte Kämpferin muss klar sein, dass niemand sich von einem Kehlenschlitzer auf einem Schemel niedermachen lässt. Da wäre es erfolgversprechender gewesen, ihm den Schemel über den Kopf zu ziehen!“ erklärt der Rabenkrieger in seiner ruhigen Stimme. Alle müssen nun grinsen.

„Aber zurück zum Fall. Tuán, Du hast also gelauscht. Was genau hast Du gehört?“ bringt Helga das Gespräch wieder auf seinen Weg zurück.

„Nichts!“ piept die Geweihte nun aufgeregt. „Gar nichts. Was soll er schon gehört haben?“ Sie ist nun für alle sichtbar aufgeregt. „Er wollte mir was aus meiner Stube rausklauen!“

„Gar nicht wahr!“ mault Tuán.

„Ich bin ihm zum Glück zuvor gekommen!“ Die Geweihte Wina macht nun ein entschlossenen Gesicht.

„Was hast Du gehört!“ beharrt Helga auf ihrer Frage.

„Das ist nicht gut. Das hätte nicht passieren dürfen. Was mache ich nun?“ wiederholt Tuán seine Aussage. „Was mache ich jetzt, was mache ich jetzt! - und sie ist vor und zurückgelaufen!“

Wieder entbrennt ein – Habe ich nicht – Hast Du doch – Streit zwischen Wina und Tuán.

Helga bohrt nun weiter nach, was Wina so aufgebracht haben kann. Die versucht sich mit Lügen und Diebstahl-Anklagen herauszureden. Nur scheint ihr dass in diesem Raum inzwischen keiner mehr zu glauben.

„Ihr habt den Toten gefunden!“

„Die Tür stand offen. Natürlich schaue ich nach!“

„Du warst auch die einzige, die kein Verhör hatte!“ fügt Tuán hinzu.

„Natürlich. Ich habe ja auch die Verhöre durchgeführt!“ wehrt Wina ab. Sie hat sich nun wieder im Griff. „Als Vertreterin der Göttin hat man mir diese Aufgabe überlassen.“

„Ja, aber Deine Göttin hat niemand gesehen!“ mault Tuán.

„Dieser Ungläubige Wilde meint, als Geweihte kann man einfach so seinen Gott erscheinen lassen!“ Wina schaut nach Bestätigung suchend zu dem Rabenkrieger. Diese Wilden haben halt keine Ahnung, wie der Dienst an echten Göttern aussieht. Nur Lügen und Falschheit kann man da erwarten.

„Aber Unwissenheit hat nichts mit Lügen zu tun!“ verteidigt Karim nun den Waldmenschen. „Auch ich bin unwissend und hier, um andere Kulturen kennen zu lernen!“

„Woher willst Du wissen, dass ich draußen war?“ quarkt Tuán nun dazwischen.

„Sollen wir die vier Zeugen dazu befragen? Oder wo habt Ihr ihn vorgefunden?“ fragt Wina nun die Söldnerin Gala.

„Draußen unter dem Fenster!“ antwortet die.

Dann fragt Wina auch die anderen beiden Söldner Anjun und Sandros. Auch die können das nur bestätigen.

„Also zwei mal draußen vor dem Fenster!“ muss Marek nun zugeben.

„Er hat ja auch gelauscht!“ versucht Helga die Diskussion abzukürzen.

„Aber es geht doch um einen Mord! Das hat ja nichts miteinander zu tun!“ stellt Marek nun fest.

„Mir geht es um einen versuchten Einbruch!“ erklärt sich Wina. „Ich habe nichts von Mord gesagt!“

„Ne, das war ich!“ pöbelt Gala dazwischen. Sie hat ja inzwischen eingesehen, dass am Fenster hängen nichts mit Mord zu tun hat. Für einen Mord bekommt man die Todesstrafe, für einen Diebstahl nur die Hand abgehackt.

„Aber warum sollte er uns denn belauschen?“ dreht Wina nun die Dinge wieder um.

„Vielleicht war er neugierig?“ hält Helga ihr entgegen. „Aber er ist kein Dieb!“

„Schon für das Lauschen kann man ihm die Ohren abschneiden!“ Gala ist wieder in ihrem Element.

„Warum das?“ Helga ist nun verdutzt.

„Weil man es kann!“ antwortet Gala.

„Habt Ihr denn vom Kaiser die Befugnis, Gericht zu halten?“ fragt Marek nun die Geweihte.

„Nein, das habe ich nicht. Aber es war keine höhere Instanz da. Also musste ich mich dem annehmen!“

Helga beharrt nun wieder auf eine Antwort, was nicht passieren hätte dürfen. Sofort geht wieder die „Habe ich nicht – Hast Du doch“ Diskussion los. Tuán kann immer noch nicht verstehen, wie die Geweihte ihn hat entdecken können. Er findet das wirklich unfair, dass er erwischt wurde.

„Ich habe eine Bewegung am Fenster gesehen. Und als ich hinausgeschaut habe, habe ich Dich an meinem Fenster hängen sehen!“ schimpft Wina nun.

„Du hättest mich nicht sehen können!“ beharrt Tuán.

Alle schauen sich fragend an.

„Hast Du Dir die Augen zugehalten, oder warum hätte dich niemand sehen können?“ Helga kann sich das Lachen kaum verkneifen.

„Nein, ich habe mich so versteckt, dass mich niemand hätte sehen können!“ erklärt der Waldmensch trotzig.

Helga muss laut lachen und versucht Gala damit anzustecken. Der Streit zwischen dem Waldmenschen und der Peraine-Geweihte ist allerdings sehr kurrios.

„Ihr habt alle irgendwie Dreck am Stecken!“ brummt Marek und geht zum Tresen um bei der Wirtin ein Bier zu bestellen. Die Frau ist immer noch in einer Schockstarre und braucht deutlich länger für ihre Arbeit, als man es von einer Wirtin gewohnt wäre. Als er den Wirt darauf anspricht, erklärt dieser, dass der Bauer Karon öfter hier gastiert hat und ein Bekannter war. Deshalb nimmt der Tod sie sehr mit.

Helga hat Gala nun etwas bei Seite genommen und versucht nun ihre Aufmerksamkeit auf die belauschten Worte zu lenken. Allein, dass sich die Geweihte mit dem Waldmenschen auf so einen kindischen Streit über das Versteckspiel einlässt, sollte klar machen, dass da was wahre dran ist.

„Ich kenne den kleinen Kerl nun schon eine Weile. Er ist etwas unbedarft und manchmal naiv. Aber er stiehlt nicht und er lügt nicht. Da bin ich mir sicher. Mit der Frau stimmt doch was nicht!“ raunt Helga der Söldnerin nun zu. „Erst war sie gestern Nacht so erschrocken, und dann so energisch, den Bauern möglichst schnell unter die Erde zu bringen!“

Gala schaut nun nachdenklich.

„Alles so fix, bevor ein Büttler da ist!“ legt Helga nach. Gala kann verstehen, dass man eine Leiche nicht unnötig lange herumliegen lassen will. Aber Tuán hat sie belauscht!

„Vielleicht findet er sie auch verdächtig und war einfach neugierig!“ erklärt Helga das Verhalten des kleinen Kumpanen. „Ich möchte nur wissen, was hätte nicht passieren dürfen?“ Beide Frauen schauen sich an.

„Vielleicht, dass jemand fremdes herein gekommen ist.“ fällt Helga nun ein. „Jemand, der es auf jeden Fall nicht gewesen sein kann. Und vor allem – jemand von Glauben!“

Gala kann Helgas Gedanken durchaus folgen. Auch Marek steckt nun seine Kopf dazu, während Wina und Tuán noch am kabbeln sind.

„Sie war schon recht erschrocken, als ich mich zu ihr setzen wollte. Und hatte es richtig eilig, auf ihr Zimmer zu kommen!“ fügt er hinzu.

„Aber was soll man denn nun tun. Sie ist immer noch eine Geweihte. Man kann sie ja nicht einfach niederschlagen.“ überlegt Gala.

„Ist da etwas dämonisches an ihr. Ob sie ein Paktierer ist und nur so tut, als ob sie eine Geweihte ist?“ Helga will zwar niemandem das Mal auf ihrem Hintern zeigen, aber sie weiß, dass der Täter dämonische Rituale praktiziert.

Marek kann an dem Outfit der Geweihten nichts unpassendes finden.

Schließlich kommt der Händler und seine Tochter wieder herunter. „Was ist denn hier los. Kann man nicht einmal etwas Schlaf nachholen?“ schimpft er in den Streit der Geweihten mit Tuán. Er führt seine offensichtlich noch sehr verschlafene Tochter an den Tisch zur Händlerin und setzt sich dort mit ihr dazu. Das Mädchen ist von dem Streit auf jeden Fall nicht geweckt worden. Die Händlerin gibt ihrem Bekannten ein Update.

„Das einzige was mir jetzt einfällt, Ihr seit der einzige Fremde und könntet sie befragen!“ schlägt Helga dem Rabenkrieger vor. Gala und sie könnten die Geweihte dazu bringen sich den Fragen zu stellen und Marek als unbeteiligter kann sie dann ausquetschen.

„Aber was soll ich denn fragen?“ Der junge Mann ist nun etwas hilflos. Er kennt ja keine Details der Ereignisse und kann so auch keine Lüge oder Unstimmigkeit entlarven.

Gala wendet sich nun zu den beiden Streithähnen und poltert dazwischen, dass endlich Ruhe sein muss. Beide schauen auf. Helga erklärt nun der Geweihten höflich, dass sie als einzige nicht befragt wurde, und dies der Ordenskrieger als Unbeteiligter nachholen könnte. Wina mustert die Anwesenden der Reihe nach.

„Nagut, dann soll es so sein!“ flötet sie nun wieder sanft. „Aber nur unter den gleichen Voraussetzungen wie bei allen anderen. Alle verlassen den Raum und nur das Mädchen und der Junge sind als Beisitzer dabei.“

„Musstet Ihr Eure Sachen vorzeigen?“ fragt Marek die Leute.

„Nein, es wurde bisher niemand als vertrauenswürdig genug erachtet um die Sachen zu durchsuchen!“ erklärt Helga.

„Dann wird das das nächste sein, nach dem Verhört!“ erklärt der Rabenkrieger fest.

Während ein Verhörtisch vorbereitet wird erzählt Helga laut Marek noch einmal die festgestellten Tatsachen um den Mord an dem Bauern Karon. Die Tat ereignete sich zwischen Mitternacht und Morgens um Vier. Es gab keine Kampfspuren, das Bett war unbenutzt, ihm wurde stehend von einer gleichgroßen Person die Kehle aufgeschlitzt. Es fehlten keine Besitztümer. Auf Grund der Größe kommen weder die Kinder, noch Tuán oder Karim in Frage, weil sie zu klein sind. Das Haus wurde von einem spitzen Schrei gegen Vier Uhr von der Geweihten geweckt, die vor der Tür stehend den Toten entdeckt haben will. Die Tür wurde durch die Blutlache geschoben, als sie geöffnet wurde.

Mit diesen Informationen, die alle Anwesenden abnicken können, wird Marek mit den Kindern und Wina alleine gelassen. Als er nach den Aufzeichnungen der anderen Verhöre fragt, erklärt Wina, dass sie diese gerade angefertigt hatte und sie nun oben in ihrem Zimmer habe. Sie würde sie ihm gleich nach der Befragung aushändigen.

Dann beginnt er sie nach den Ereignissen des letzten Abends zu fragen. Sie berichtet, dass sie mit Karon über seinen Hof und seine Ernte gesprochen hat. Sie kennt die Lage nicht genau, da sie reisende Geweihte ist und ihn nicht persönlich kannte. Er hat sich aber gleich an sie als Geweihte seiner Hausgöttin gewandt. Dann fragt er sie zu der Entdeckung. Sie hätte austreten müssen und hat die offen stehende Tür und die dunkle Flüssigkeit darunter gesehen. Daraufhin habe sie die Tür weiter aufgestoßen und den Toten entdeckt. Sie hätte sich sehr erschrocken. Sie hatte niemand sonst auf dem Flur gesehen, wäre auch noch schlaftrunken gewesen.

Insgesamt sitzt Wina recht steif auf ihrem Stuhl und wirkt sehr gefasst bei ihren Aussagen. Nun befragt er sie nach ihrem Lebenslauf. Das bringt sie doch etwas aus dem Tritt. Sie sei seit etwa 10 Jahren im Namen der Göttin unterwegs. Sie stammt aus dem Tempel in Punin. Bei diesen Aussagen macht sie eine Merkel-Raute und zittert etwas. Er wendet jetzt wieder zu der Familie des Opfers, über das sie weiß, dass es eine Frau und fünf Kinder gibt. Dann befragt er sie zu ihrem plötzlichen Aufbruch, als er sich zu ihr gesellen wollte. Sie meint, sie hätte eine Besinnungszeit für sich benötigt. Deshalb ist sie gegangen.

„Aber Ihr habt doch recht abgeschieden gesessen!“ bohrt Marek nach.

Es wäre alles recht aufwendig gewesen, es zu notieren. Sie hätte einfach Ruhe gebraucht. Wie der Händler und seine Tochter.

„Und was hätte nicht passieren dürfen?“

„Der Mord, natürlich!“ antwortet sie nun sofort. „Der Mord hätte nicht passieren dürfen!“

Beide schauen sich tief in die Augen.

„Habt ihr ein Messer?“

„Natürlich, zum Käse schneiden!“ antwortet Wina. „Ich kann es Euch dann gleich bei der Durchsuchung zeigen!“ schlägt sie vor. „Ist das Verhör denn hier nun beendet?“

„Das werde ich dann entscheiden!“ entgegnet Marek. Wina schaut unsicher. „Ich habe die anderen Verhöre nicht geführt. Und ich möchte erst die Sachen sehen und werden dann entscheiden, ob ich das Verhör dann noch fortsetze. Ich werde mir auch die Sachen der Anderen anschauen und ihre Verhöre dann noch fortsetzen, wenn ich es für nötig halte!“ Marek schaut die Geweihte fest an.

Damit weist er zur Treppe um sie ihre Sache holen zu lassen. Sie erhebt sich sehr langsam und bedächtig.

„Wollt Ihr mich begleiten?“ fragt sie den Ordenskrieger. „Oder soll ich die Sachen herunterholen?“

„Ja, ich schaue mir Eure Sachen am besten gleich vor Ort an!“ Damit erhebt er sich ebenfalls und winkt die Kinder, ihm zu folgen. Alle Drei gehen hinter der Geweihten langsam die Treppe in den ersten Stock hinauf. Er beobachtet Wina sehr aufmerksam, weil sie so vorsichtig geht. Als sie ihre Tür geöffnet hat, folgt er ihr in das kleine Zimmer. Es gibt eine Schrank, ein Bett und ein Tisch und Stuhl. Wina setzt sich auf den Stuhl und wartet. Sie beginnt tonlos zu beten.

Marek stellt fest, dass er ihr den Rücken zuwenden muss, wenn er dort etwas herausholen möchte.

„Bitte unterlasst jetzt das Beten.“ unterbricht er die Geweihte. Die schaut etwas pikiert. „Ich weiß, was Gebete anrichten können und ich bin mir nicht sicher, zu wem ihr betet!“ fährt er sie an. Wina kneift die Augen zusammen und bleibt steif auf dem Stuhl sitzen. Die beiden Kinder stehen an der Tür und beobachten die Szene etwas befremdet.

Der Ordenskrieger holt als erstes den Rucksack aus dem Schrank und fragt nach dem Messer. Er findet es gleich und beginnt es genau zu betrachten. Oberflächlich ist es sauber, aber zwischen Klinge und Heft ist ein dunkler Streifen zu sehen. - Blut!

In diesem Moment bewegt sich die Geweihte ruckartig, brüllt etwas in einer fremden Sprache und Mareks Bewusstsein macht Urlaub.

Draußen im Hof sitzen die restlichen Leute und spekulieren über das merkwürdige Verhalten der Geweihten. Gala und Helga überlegen, wie man die Frau umhauen könnte. Da hören sie aus dem Gasthaus die beiden Kinder spitz aufschreien. Sofort stürmen alle in den Schankraum und sehen die beiden Kinder oben an der Treppe winken. Nur Tuán klettert von Außen die Wand in die Schlafräume hoch.

„Sie hat ihn angegriffen!“ brüllen die Beiden im Chor.

Karim ist der Erste auf der Treppe, dann folgt Helga, dann Gala und ihre Jungs. Karim springt über die beiden Kinder hinweg und stürmt in den Raum der Geweihten. Helga greift sich das Mädchen und drückt es an die Wand, damit die Söldner vorbei können.

„Erzählt genau!“ fragt sie das Mädchen.

Gala tanzt förmlich um den Jungen herum. Aber ihre beiden Begleiter prallen mit dem Wirtssohn zusammen und fallen hin.

Im Zimmer sieht Karim, wie Wina gerade mit einem Messer das zweite Mal in den Körper des am Boden liegenden Marek sticht. Karim versucht mit seinem Messer den Arm der Geweihten zu erwischen, erwischt aber den armen Marek. Der stöhnt unter den Stichen auf.

Tuán hat das Fenster im ersten Stock erreicht und steht nun im Mordzimmer. Er stürmt auf den Flur hinaus hinter Gala in den Raum der Geweihten. Mit vereinten Kräften schlagen sie auf die Mörderin ein, bis sie durch einen Hruruzat-Tritt von Tuán zusammenbricht und schließlich stirbt.

Jetzt kommt auch Marek wieder zu sich und hat einen ordentlichen Treffer im Brustbereich kassiert.

Gala putzt ihr Schwert an einem Stück Stoff. „So! Und wir werden nicht mal dafür bezahlt!“ Aber sie grinst zufrieden. Mareks Nackenhaare legen sich nun langsam wieder und er hat ein erleichtertes Gefühl, als ob eine Last abgefallen ist.

„Sie wars!“ knurrt er in die Runde. „Am Messer ist Blut!“

Er rappelt sich auf und zerrt ihr die Kleidung vom Leib und sucht ein Dämonenmal. Helga spürt ebenfalls ein Zwicken und Brennen am Hintern. Sie wird sich auf jeden Fall bei den Praioten melden. Da schreit Marek auf. Die Frau hat das Symbol des Namenlosen unter ihrer Brust tätowiert. Außerdem finden sie, dass Wina sich einige Zehen abgeschnitten hat. Das sind typische Opfer der Namenlosen-Geweihten.

Das Mädchen beschreibt nun, wie Wina etwas unverständliches gerufen hatte und ein schwarzer Ball aus ihrer Faust geschossen ist und den Ordenskrieger erwischt hat.

„Wie gut, dass der kleine Tuán so neugierig war. Wir wären der Schandtäterin sonst nicht auf die Schliche gekommen!“ meint Helga. Alle nicken zustimmend. Auch die Wirtin kramt nun ihren Sohn aus dem Söldnerhaufen und untersucht ihn nach Verwundungen. „Mir geht es gut!“ bestätigt er. Die Wirtin ist wie ausgewechselt. Sie wirkt wieder fröhlich und erleichtert. Ein Dunkler Schatten ist von diesem Haus abgefallen.

Karim hat die Aufzeichnungen der Geweihten gefunden. Es sind viele Blätter mit einer fremdartigen Schrift, die keiner der Anwesenden lesen kann. Helga will die Aufzeichnungen mit in den Praiostempel nehmen, wenn´s recht ist.

05.04.2018

In den Sachen der Wina findet man noch Wechselkleidung um sich als Zivilistin zu kleiden. Sie scheint also das Geweihtengewand als Verkleidung genutzt zu haben. Und wenn sie in die Nähe eines Tempel gekommen ist, hat sie sich lieber als Reisende ausgegeben, um peinliche Fragen vermeiden zu können.

Man findet aber keine Ritualaufzeichnungen oder ähnliches. Es weiß aber niemand, was in den Aufzeichnungen steht, die Wina den ganzen Tag in der fremden Schrift verfasst hat.

Aber warum hatte die Händlerin gelächelt, als sie vom Tod des Bauern erfahren hatte???

150 AP