Karl Balduin
jr, ein Halbling-Schurke, hilft in der Schenke des Vaters.
David, der Kampfkleriker, lebt zusammen
mit Clarisande im Tempel.
Marla, eine Gnom-Magierin, lernt bei dem
Zauberer im Turm.
Clarisande, halborkische Heironeous-Klerikerin,
verwaltet die Tempelkasse
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05.09.09
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Die glücklichen Zwerge haben die Helden in das beste
Gasthaus eingeladen, was die Eisenfaust zu bieten hat. Sofort wurden leckere
Speisen aufgetragen und gute Getränke spendiert. Nun sitzen die Freunde an
ihrem Tisch und beobachten durch das Fenster die vielen Barbaren draußen, die
sich notdürftig eingerichtet haben und auf Hilfe warten. Es sind fast nur
Frauen und Kinder. Einige ältere Leute sitzen hier und da dazwischen aber
kampffähige junge Männer oder Väter fehlen ganz.
„Wo bekommen wir denn nun einen Ortskundigen her, der uns
zu dem neuen Fürsten bringen kann?“ spricht Clarisande schließlich aus, was
den Freunden die ganze Zeit schon durch den Kopf ging. Karl schaut die
Gefährten an, dann erhebt er sich und verlässt das Gasthaus. Sein Weg führt
direkt zu einem der Notzelte, vor dem eine zottelige Barbarenfrau hockt und
ihr Kind stillt.
„Hallo!“ beginnt er unsicher. „Wir würden Euch gerne
helfen, wissen aber nicht, wie man am besten zu diesem neuen Fürsten
hingelangen kann ohne dass man gleich getötet wird, damit wir herausbekommen
können, was der Kerl eigentlich vor hat!“
„Was der vor hat?“ Die Barbarin schaut den kleinen
Halbling fragend an. „Wir sind noch am Leben, weil wir schnell weg sind, noch
bevor die Horden unser Dorf erreichten. Als sie kamen und uns verfolgten,
haben sich unsere Männer und Krieger den Verfolgern in den Weg gestellt,
damit wir entkommen konnten.“ berichtet sie nun. „Einzelne Flüchtlinge kamen
in unser Dorf und haben erzählt, dass eine kleine Armee morgens in ihrem Dorf
stand und die Menschen zu einer Entscheidung gezwungen haben. Alle
wehrfähigen Männer sollten sich anschließen, oder sie würden getötet. Nur
wenige konnten sich schnell verbergen und entkommen, während ihr ganzes Dorf
einfach hingeschlachtet wurde.“
Karl bedankt sich bei der Frau und kehrt nachdenklich zu
den Freunden zurück. Er berichtet und meint: „Da könnte man sich gut als
Söldner anbieten und würde sicher in die Armee aufgenommen werden, wenn der
Fürst so viele Krieger um sich sammelt!“
„Und was machst Du, wenn Du so einer Rekrutierungsarmee
zugeteilt wirst und selber ein Dorf ausrotten sollst? Schlägst Du dann
einfach zu?“ fragt Clarisande den Halbling.
„Aber dann sind sie auf Gesandte der Zwerge sicher auch
nicht gut zu sprechen!“ meint David. „Wenn sie die Leute schon töten, nur
weil sie nicht in den Krieg ziehen wollen, können Friedensstifter gleich
einpacken.“„Da hast Du recht. Was will der mit so einem gewaltigen Heer?“
entgegnet Clarisande nun. „Sowas muss doch auch versorgt werden. Wir könnten
uns als Heiler anbieten! Die werden schon beim Training viele Verletzte
haben, die versorgt werden können!“
„Das sind Barbaren!“ winkt Karl ab. „Die kennen keinen
Schmerz. Sie werden die Schwerverletzten einfach töten. Sie töten ja auch den
Nachwuchs und die Familien, aus denen noch Krieger werden könnten.“
„Was haltet Ihr von Gauklern?“ Clarisande schaut die
Gefährten an. „Jedes Heer braucht Zerstreuung, bis es richtig los geht. Und
meist auch dann. Jedem großen Heer der Geschichte sind immer ganze
Heerscharen von Händlern und Unterhaltungskünstlern gefolgt, die die Leute
bei Laune gehalten haben und sich von dem Sold der Krieger gut ernähren
konnten.“
„Die werden sicher auch nicht auf kleine Rekrutierungszüge
geschickt, sondern sind in der Nähe der Befehlshaber, wo sie sicher auch den
Fürsten selber und seinen Hofstaat bespaßen dürfen.“ freut sich Marla über
die Idee.
„Dann sollten wir uns mal Gedanken machen, was wir denn so
bieten können, um Soldaten zu unterhalten!“ Karl greift zu seinem Bier und
schaut über den Rand des Bechers die beiden Frauen misstrauisch an. „Ein
kleines Bordell?“
„Neeeee!“ kommt es aus den beiden Frauen in einem Ton
heraus.
„Wir sollten noch einen kleinen Absacker auf die gute
Mahlzeit nehmen und uns heute Nacht im Traum Gedanken darüber machen!“
schlägt der Halbling vor. Dann ordert er eine Runde Schnaps. „Aber der beste,
bitte!“ Schließlich hat er ein halbes Dutzend der kleinen Rachenputzer
herunter gekippt und fällt dann vom Stuhl.
„Halblinge!“ stöhnt Clarisande. Marla und David greifen
mit zu und sie tragen den kleinen Mann in ihr Zimmer hinauf und legen ihn ins
Bett, wo er sich gleich in die Decke rollt und zu schnarchen beginnt. Das
machen die anderen dann am besten auch mal und schon bald liegen sie in
unruhigen Träumen von Kunststücken und Abstürzen, während ein
breitschultriger, muskulöser Barbarenfürst sich vor Lachen den Bauch hält und
plötzlich nach dem Henker für die schlechten Gaukler ruft.
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Dennoch erwachen alle am Morgen mit guten Ideen. „Am
besten, wir stellen uns so dar, wie wir auch in echt sind.“ schlägt
Clarisande vor. „Ich bin immer die Stärkste gewesen. Ich sollte als
Kraftprotz auftreten.“ Sie entwirft ein Sportdress, was sie mit Pailletten
besticken lassen will. Dazu müssen die Zwerge zwei Hohlkugeln fertigen, die
sie an einer Stange als Gewichte befestigen. Durch den Hohlraum wirken die
Kugeln sehr viel schwerer, als sie sind.
Dann kann man von dem tollen Schnaps, der den Halbling
erledigt hat, kleine Phiolen abfüllen und als Stärkungs- und Mutmittel
verkaufen. Von den Miniportionen wird keiner besoffen, aber gerade im Krieg
spielt die Psychologie eine große Rolle und wenn der Alkohol die Hemmungen
beseitigt, werden sich die Kerle von alleine schon stärker fühlen.
Marla zieht ein aufgemotztes Magiergewand an und lässt
sich einen Hut mit doppeltem Boden fertigen. Darin kann sie kleine Dinge
verschwinden lassen und so etwas Hokus Pokus veranstalten. „Dazu noch ein
Spiel Trickkarten, die ich immer richtig rate, und Glitzerpuder, was ich
unbemerkt in die Luft werfe und dadurch einen Zaubereffekt vortäusche, und
schon ist der Jahrmarktzauberer fertig.“
Karl zeigt gleich erst einmal ein paar Sprünge und Saltos
wie ein Kunstturner. „Ich trete als Akrobat und Clown auf. Mit einer roten
Nase und etwas Schminke kann ich immer dann eingreifen, wenn was nicht so gut
klappt oder ankommt und einen Spaß daraus machen.“
„Das kann uns den Arsch retten!“ gibt Clarisande zu.
Nur David schaut etwas unglücklich aus der Wäsche. „Ich
kann nur kämpfen!“ meint er kleinlaut. „Ich möchte aber nicht Familien
ausrotten!“
„Nein, natürlich nicht. Und Kampfakrobatik wird bei einem
Haufen Krieger weniger beeindrucken, weil die das alles selber vielleicht
sogar besser können.“, grübelt Marla. Die vier Freunde denken eine Weile
nach.
„Ich habe es!“ springt Clarisande auf. „Er gibt den
Professor Zwackelmann, der die Phiolen mit Mutmacher verkauft. Dazu können
wir noch von dem Heilungstee Portionen machen und auch verkaufen.
Wundermittel sind bei Soldaten immer beliebt und ich denke, die Barbaren
werden da nicht so tolle Sachen haben. Und im Prinzip funktionieren sie ja
auch wirklich.“
Gleich entwerfen sie einen Planwagen, auf den sie alle
Ausrüstung verpacken können, und der mit der Aufschrift: „Professor Zwackelmannns
magische Tinkturen und Unterhaltungsshow“ ihre Harmlosigkeit weithin bekannt
geben kann.
Mit diesen Plänen suchen sie Meister Odis auf, und bitten
um Unterstützung. Der berät sich mit einigen Würdenträgern und schon bald
melden sich einige Zwergenhandwerker bei den Freunden um sich die Baupläne
zeigen zu lassen und die Gauklerausrüstung zu fertigen. Die alte Gerlinde
bringt eine Kiste mit 12 Literflaschen von ihrem Tee. Der Wirt gibt ein
kleines 5 Liter-Fass von dem Schnaps mit. Die Töpfer haben unzählige kleine
Phiolen mit Stopfen gefertigt, in die die Flüssigkeiten abgefüllt werden
können. Ein Metallschmied hat die Gewichtskugeln gefertigt. Schneider haben
die bunten Kostüme gefertigt und die Tischler haben einen Planwagen mit
doppeltem Boden für die Waffen ausgestattet und dem Spruch bemalt. Davor sind
zwei zottige starke Ponys gespannt, die das ganz ziehen können. Professor
Zwackelmann ist in grün-rot eingekleidet worden und sieht in Zylinder und
Anzug recht würdig aus.
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So geht es einige Tage später auf die Reise in das
Barbarenland. Während sie den Berg herunter zuckeln bemerken sie einige
Veränderungen. Es wird schnell wärmer. Die Luft ist bald heiß und trocken.
Die Aussicht über die Ebene wirkt trostlos. Nirgends sind Siedlungen zu sehen
oder Straßen. Das erinnert die Freunde an die Sage vom Drachen Derigor, der
im Sterben mit seinem letzten Atemzug die Ebene der Kanaten verbrannt haben
soll.
Die Kanaten sind Viehzüchter, die mit ihren Herden über
die Ebene ziehen und immer genau wissen, wann im Jahr in welcher Region die
Futterpflanzen stark genug gewachsen sind, um die Herden zu ernähren. So
ziehen die Sippen das ganze Jahr umher. Dann gibt es noch einige
Glückssucher, die in der Ebene nach Edelsteinen graben. Die sind aber nur
sehr selten.
Als die Gruppe fast auf der Ebene angekommen ist,
entdecken sie einen leblosen Körper auf dem Weg. Sofort springt Clarisande
vom Wagen und läuft zu dem kleinen Wesen.
„Bei allen guten Göttern! Es lebt noch. Es ist ein
Barbarenmädchen!“ ruft sie den anderen zu. „Bringt mal etwas Wasser!“ Marla
greift sich eine Wasserflasche und beide Frauen flößen dem fast verdursteten
Mädchen etwas Flüssigkeit ein. Dann tragen sie das Kind zum Wagen und päppeln
es weiter auf.
Es dauert etwas, bis das kleine Mädchen zu sich kommt.
„Ich – ich muss weiter!“ wispert sie.
„Du musst keine Angst haben, Kind! Du bist jetzt in
Sicherheit!“ Die Frauen beruhigen das Kind und schließlich berichtet die
kleine Zara, dass sie aus ihrem Dorf gerade noch fliehen konnte, als dort die
Krieger des Kankan auftauchten und die Männer aufforderten, sich ihnen
anzuschließen. Sie hatte mit ihrem Hund etwas abseits gespielt und als die
Krieger auf einmal die Waffen zogen und begannen alle Menschen zu töten, ist
sie gelaufen, so schnell sie ihre Beine tragen konnten. Dann ist sie
gestolpert und hat sich das Bein verletzt. Sie konnte sich mit letzter Kraft
zu den Bergen schleppen, als sie schließlich das Bewusstsein verlor.
„Habt ihr meinen Hund gesehen?“ fragt sie die Helden.
„Leider nein. Ein Hund ist uns nicht über den Weg
gelaufen.“ meint Marla und schaut sich noch einmal in der zerklüfteten
Landschaft um.
„Wir können das Kind nicht zur Festung bringen!“ grummelt
Karl.
„Natürlich nicht!“ meint Clarisande. „Wir nehmen sie mit.
Sie kann mit dem verstauchten Bein nicht laufen.“
„Aber wir haben noch einen weite Reise vor!“ widerspricht
Karl. „Das ist doch nichts für Kinder!“
„Wir sind Gaukler!“ erklärt Clarisande. „Gaukler haben
immer Kinder dabei. Sie sind niedlich und sammeln viel mehr Geld bei den
Zuschauern ein als Erwachsene. Kinder und Hunde werten jede Unterhaltungsshow
auf!“
Karl ist aufgebracht, findet aber keine Worte ohne die
Mission der Gruppe dem Kind zu verraten. Clarisande und Marla verbinden
inzwischen das verstauchte Bein, so dass Zara es ruhig hinlegen kann. Die
Halborkin scheint nicht mit sich reden lassen zu wollen. So fügt er sich erst
einmal und der Wagen fährt weiter in die Eben runter.
Tatsächlich läuft ihnen schon bald ein zottiger Hund nach,
den Zara freudig auffordert, zu ihr auf den Wagen zu springen. Karls Gesicht
zerknittert noch mehr.
„Reg dich ab!“ wispert Clarisande ihm zu. „Wenn wir als
Gaukler glaubhaft sein wollen, sind ein Kind und ein Hund genau die richtigen
Zutaten.“
„Aber denk doch an die Gefahr.“ wirft Karl ein. „Wer soll
denn das Kind verteidigen, wenn es zum Kampf kommt?“
„Wir wollen nicht kämpfen!“ entgegnet Clarisande. „Wir
wollen beobachten. Dazu müssen wir so unschuldig und ungefährlich wie möglich
aussehen. Ein Kind hilft da wirklich. Außerdem ist sie hart. Sie hat schon
einen Überfall der Krieger überstanden!“
Karl zuckt die Schultern und stiert auf den sich in der
Ebene auflösenden Weg. Hier kann man nur noch einfach querfeldein fahren.
Eine freie Fläche zwischen den verkrüppelten Büschen scheint so etwas wie ein
Wanderpfad der Barbarenherden zu sein. Ihm versucht der Halbling mit dem
Wagen zu folgen.
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Am späten Nachmittag erreichen sie eine Kanaten-Siedlung.
Allerdings sind die Jurten-Häuser niedergebrannt und überall liegen
zerfledderte Leichen herum. Zara schreit auf, als sie die Szene sieht.
„Nein, Mutter, Mutter!“ ruft sie und springt vom Wagen.
Das verletzte Bein knickt ihr weg und sie stürzt. Sie rappelt sich aber auf
und humpelt zwischen den Toten herum und findet schließlich eine
Frauenleiche, bei der sie zusammensackt und weint.
Die Freunde steigen von ihrem Wagen und schauen sich um.
Es ist wohl das Dorf des Kindes. In etwas mehr als einem Dutzend Jurten haben
wohl um die 60 Leute gelebt. Die Zelte sind zerrissen und verbrannt. Die
kleinen Pferche für Ziegen sind zertrampelt. Überall liegen die toten
Bewohner dazwischen. Es sind vor allem Männer und alte Leute. Zaras Mutter
ist eine von zwei Frauenleichen. Die Krieger haben das Dorf geplündert und
die anderen Frauen und Kinder mitgenommen.
„Sie töten doch nicht alle!“ stellt David fest.
„Nein, sie verschleppen sie!“ Marla hat eine bereite
Fährte Richtung Norden aus dem Dorf hinaus gefunden.
„Hier lebt noch jemand!“ ruft Clarisande die anderen
zusammen. Sie legt dem entkräfteten alten Mann die Hand auf und heilt ihn
etwas. Zara hüpft dazu und umarmt den Mann.
„Onkel August!“ freut sie sich. Die beiden Kanaten umarmen
sich.
„Ich danke Euch!“ wispert der alte Mann. „Es war
furchtbar!“ Er nimmt noch einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche. Dann
berichtet er von dem Morgen, an dem die Krieger des Kankan auf einmal im Dorf
standen. Es waren etwa 100 Reiter. Alle bewaffnet und gerüstet. Ihr Anführer
brüllte alle Bewohner zusammen und forderte die Männer auf, sich als Krieger
dem Kankan anzuschließen.
„Aber wir sind nur einfache Leute, Viehzüchter. Wir sind
keine Krieger. Der Kankan hätte sicher bessere Krieger finden können als
unsere Viehhirten!“ erzählt August. „Da haben sie wütend ihre Waffen gezogen
und auf alles eingeschlagen, was sie erwischen konnten. Mich traf eine Waffe
am Kopf und ich viel zu Boden. Als ich wieder erwachte, waren sie damit
beschäftigt die Frauen und Kinder zu fesseln und wegzutreiben. Außerdem haben
sie alle Vorräte geplündert und nach brauchbaren Sachen gesucht. Sie fanden
nicht viel. Dann wanderten sie nach Norden weg und ich blieb zwischen den
Toten zurück.“
Er holt eine Weile Luft und kämpft wohl mit den Tränen.
„Wir hatten von dem neuen Kankan und seinen Kriegerhorden
gehört. Aber wir sind doch nur eine kleine Sippe von ein paar Hirten. Wir
hätten nicht gedacht, dass man uns überhaupt wichtig nimmt. Der Kankan nennt
sich Shirkan. Er soll ein gewaltiger kräftiger Krieger sein, der den alten
Kankan tötete und damit die Herrschaft übernahm. Aber niemand weiß, wo er
herkommt oder wie er aussieht. Er trägt eine Katzenmaske, erzählen die
Leute.“
„Wo bringen sie die Gefangenen hin?“ fragt David.
„Im Norden soll es eine geheime Stadt geben, in der
Sklaven gehandelt werden. Sie werden sie dort verkaufen!“ antwortet August.
„Dann haben wir nicht viel Zeit. Der Überfall war gestern
und sie sind zu Fuß unterwegs. Wenn wir uns beeilen, können wir sie
einholen.“ schlägt Clarisande vor.
„Und dann?“ Karl schaut die Klerikerin an.
„Werden wir sehen!“ meint sie nur und wendet sich wieder
den Toten zu, die sie zu einem Scheiterhaufen aufschichtet. Alle packen mit
an und als es dunkel ist haben sie die brennbaren Reste des Dorfes mit den
Leichen zu einem Begräbnisfeuer aufgeschichtet und entzünden es unter Gebeten
um den Toten ihren Frieden zu geben. Dann legen sie sich zur Nachtruhe
nieder.
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Am nächsten Morgen wird der Wagen wieder gepackt und die
beiden Überlebenden mit aufgeladen. Dann folgen die Freunde so eilig es geht
den Fußspuren der Kriegerbande. Aber schon bald teilen sich die Spuren auf.
Nur einige Meilen weiter sind die Reiter nach Westen abgebogen, wo die
Hauptstadt des Kankan liegt. Clarisande und Karl gehen ein Stück vom Wagen
weg und schauen sich die Spuren genau an. Die Gefangenen werden weiter nach
Norden gebracht. Sie sollen wohl wirklich als Sklaven verkauft werden.
„Und nun?“ Karl schaut die anderen an. „Wieviele Leute
wollen wir noch mitnehmen?“
„Wir können die Leute doch nicht als Sklaven verkaufen
lassen!“ empört sich Clarisande.
„Aber unsere Aufgabe ist es, den Kankan auszukundschaften,
nicht irgendwelche Barbaren zu befreien!“ widerspricht Karl.
„Wenn die Leute im Norden Sklaven verkaufen, dann werden
die sicher über das Meer zu anderen Ländern gebracht. Sie haben nie wieder
die Möglichkeit heim zu kommen!“ meint Clarisande. „Wir können sie nicht
ihrem Schicksal überlassen. Sie sind die Angehörigen des Kindes und des alten
Mannes.“
„Ja, aber die Reiter sind nach Westen geritten und dort
ist der Kankan!“beschwert sich Karl.
„Der Kankan wird auch nächste Woche noch da sein. Wir
wollen ja nicht die Krieger alle töten. Das können wir sowieso nicht. Wir
müssen nur ihren Spuren folgen.“ antwortet Clarisande.
„Ja, und was machen wir mit den befreiten Leuten?“ regt
Karl sich auf. „Auch mitnehmen?“
„Nein, wenn Zara und August ihre Angehörigen wieder haben,
können sie wieder durch die Lande ziehen.“ antwortet Clarisande. „Und dann
sind wir wieder unter uns. Das wolltest Du doch schon die ganze Zeit!“
Karl guckt einen Augenblick und überlegt. Dann sind sie
sich einig.
„Wir folgen dem Sklaventreck!“ verkündet Clarisande den
anderen, als die beiden zum Wagen zurückkehren.
„Ich weiß, wo die Wasserstellen in dieser Ebene sind!“
meint August. „Ich kann Euch führen!“ So macht sich die Gruppe schnell wieder
auf den Weg und folgt weiter den Spuren, die direkt zu dem nächsten
Wasserloch führen. Hier haben die Sklavenhändler ihr Nachtlager
aufgeschlagen. Es sind etwa 20 Personen.
„Sie folgen den Wasserlöchern. Aber als Fußgänger mit
langsamen Gefangenen müssen sie einen Umweg nehmen um rechtzeitig wieder an
Wasser zu kommen.“ meint August. „Wenn wir mit dem Wagen schneller fahren,
können wir eine Abkürzung nehmen und müssten die Gefangenen überholen.“
„Na, dann los!“
Sie treiben die Ponys an und zuckeln so schnell es geht
über die Eben um am Abend aus Richtung Südosten auf eine Wasserstelle hinzu
zukommen. Niemand ist hier. Es sind auch noch keine Spuren der Sklavenhändler
zu sehen.
„Wir haben sie entweder überholt, oder sie sind einen
anderen Weg gegangen!“ stellt Karl fest.
„Sie können keinen anderen Weg nehmen, wenn sie nach
Norden wollen!“ meint August.
„Dann lasst uns mal auspacken und so tun, als ob wir
zufällig hier auch Rast machen. Unsere Spuren kommen aus Osten. Sie müssen
uns für Reisende zur Hauptstadt halten.“ treibt Clarisande die Freunde an.
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Schnell wird das Lager ausgepackt und ein Suppentopf
vorbereitet. Marla legt sich genug Vorratstöpfe mit Zwergensuppe bereit um
sie zuzubereiten, wenn die Sklavenhändler auftauchen. Dann kann man sie
einladen auch von der Suppe zu nehmen, die aber nach der Entnahme der
Portionen für die Freunde mit Marlas Gift versetzt worden ist.
„Da sind sie!“ schallt auf einmal der Ruf von David durch
das Lager. Alle schauen auf.
„Es sind elf Wachen!“ stellt Clarisande entsetzt fest.
Fast mehr als Gefangene. „Mach nur genug Gift in die Suppe!“
Marla kippt noch etwas Zwergensuppe nach und versetzt sie
mit dem Gift, nachdem jeder seine Schüssel bekommen hat. Zara und August
verziehen sich in den Wagen und verstecken sich. Dann setzen sich alle um den
Topf und löffeln langsam ihre Spezialportionen, während sie genau beobachten,
wie die Sklavenhändler näher kommen und sich ebenfalls niederlassen.
Ein recht mies aussehender Kerl kommt zu den Gauklern und
brüllt sie an: „Haut ab hier!“
„Aber liebe Leute. Wir sind auch nur Reisende. Habt Ihr
Hunger? Wir haben noch Suppe übrig. Ihr seid eingeladen!“ entgegnet
Clarisande.
Erst guckt der Kerl misstrauisch. Dann riecht er die gute
Zwergensuppe und man hört seinen Magen knurren. Die Freunde lächeln ihn
freundlich an.
„Sie haben hier Suppe für uns!“ brüllt er zu seinen
Kollegen rüber, die nur vier Wachen bei den erschöpften Gefangenen
zurücklassen und schnell zum Suppentopf eilen und sich bedienen. Gierig
schlingen sie die Suppe und halten den halb verhungerten Gefangenen die
Schüsseln unter die Nase.
„Na, willst Du auch was haben?“ Dann ziehen sie sie wieder
weg und lachen gehässig. Die Helden beobachten gespannt die Wachen. Leider
kommen die vier Nachtwachen nicht zum Essen. Langsam zeigt das Gift seine
Wirkung und die Helden greifen sich ihre heimlich bereit gelegten Waffen, um
sich auf die vier Wachen zu stürzen, wenn diese den Betrug bemerken.
Als der erste Sklavenhändler umkippt, geht es los. Die
Wachen werden misstrauisch, können aber nur noch ihr eigenes Leben
verteidigen, als die Helden angreifen um auch sie zu töten. Erschöpft schauen
sich alle um, ob noch ein Sklavenhändler lebt.
„Was für Monster!“ regt Clarisande sich auf. „Wir müssen
die Spuren verbergen!“ Sie beginnt einmal mehr die Leichen einzusammeln und
zu einem Scheiterhaufen aufzuschichten.
„Ich gehe die Gefangenen befreien!“ meint Marla. Die
beiden Kanaten sind bereits aus dem Wagen gesprungen und zu den Freunden und
Verwandten gelaufen. Schnell sind die Ketten gelöst und die Leute freuen und
bedanken sich bei den Helden für ihre Befreiung.
„Wir werden nach Osten ziehen und dort nach anderen
Flüchtlingen zu suchen!“ erklärt August den Freunden. Während etwas abseits
der Scheiterhaufen mit den Leichen brennt, essen alle nun zusammen aus dem
gereinigten Topf neu gekochte Zwergensuppe. Dann erzählen die Befreiten, was
sie über den neuen Kankan erfahren haben. Auch von den Kriegern oder
Sklavenhändlern schien keiner zu wissen, wo Shirkan eigentlich herkommt. Er
lässt wohl einen Buckligen für sich reden und spricht nicht selber zu den
Leuten. In der Hauptstadt ist eine Festung, in der der Kankan lebt und wo das
Militär untergebracht ist. Davor ist ein Platz, wo allerlei Händler
gastieren. Die Leute meinen, die Kanaten stehen mehr auf starke Frauen, als
auf Zauberer und Akrobaten. Im Barbarenland ist Stärke wichtig. Das andere
gilt als verweichlicht.
„Wir sollten also mehr eine Wrestling-Show trainieren!“
meint Clarisande zu den Freunden. Alle machen etwas enttäuschte Gesichter,
dass ihre tollen Kunststücke hier nicht geschätzt werden. Dann machen sich
alle zur Nachtruhe bereit und schlafen ein wenig.
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Morgens wird als erstes der Scheiterhaufen untergebuddelt.
Man soll von dem abendlichen Gemetzel nichts mehr finden. Dann trennen sich
die Dörfler von den Helden. Sie haben sich die Sachen der Sklavenhändler
eingepackt und ziehen nun nach Osten, während der Wagen der Gaukler nach
Westen abbiegt. August hatte den Freunden noch den ungefähren Weg zur
Hauptstadt beschrieben, so dass sie an den Wasserstellen entlang gut vorwärts
kommen.
Unterwegs kommt der Wagen durch eine weitere Dorfruine.
Auch hier sind nur noch einige Holzstangen im Boden und die Reste der Zelte
liegen verkohlt dazwischen. Das Unglück muss aber schon einige Zeit her sein.
Als die Gruppe sich abends zum Lager niederlässt, beraten
die Freunde, wie sie denn nun ihre Darstellung umstellen. Es wird etwas herum
probiert und schließlich einigt man sich: David mit dem Tränke-Verkauf wird
die Hauptattraktion. Clarisande wird sich als vom Krafttonikum gestählte
Muskelfrau präsentieren und die Leute mit den Spezialgewichten beeindrucken.
Dann wird der kleine Karl einen Trank trinken, was Marla möglichst unbemerkt
mit Lichteffekten aufpeppt. Dann wird er die starke Clarisande umhauen. So
wollen sie ihre Tränke vielleicht für die Armee des Kankan interessant
machen.
Es dauert etwas, bis das Zusammenspiel klappt. Aber sie
üben tapfer, denn wenn sie erst einmal in der Hauptstadt sind, darf es keine
Fehler mehr geben. Die Nacht wird kurz.
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Am nächsten Mittag sehen sie am Horizont die Stadt. Eine
richtige Straße hat sich aus den Pfaden gebildet und Wachtrupps patrollieren
hier. Am Nachmittag kommt einer dieser berittenen Trupps auf den Wagen der
Gruppe zu und hält sie an.
„Was wollt Ihr hier?“ schnauzt der eine.
„Wir sind Händler für hochwirksame Tränke!“ erklärt David.
Der Krieger schaut immer noch mürrisch. Jetzt hebt Clarisande ihre gewaltige
Hantel hoch. Sofort guckt der Krieger beeindruckt und man lässt die Gruppe
passieren. Dies passiert noch einige Male, bis der Wagen endlich die Stadtmauer
erreicht.
Das Tor wird ebenfalls von Barbarenkriegern bewacht, die
die Gruppe erneut anhalten. Wieder zeigt Clarisande ihre Hantel, während
Professor Zwackelmann sein Stärketrank anbietet.
„Ihr dürft Euch dort drüben niederlassen!“ schnauzt der
Posten. Er zeigt zu einer Ansammlung von Wagen und Zelten, die auf einem
Platz vor der inneren Burg stehen.
Die Stadt besteht aus einem großen Felsmassiv, was etwa 50
Meter hoch aus der Ebene ragt. Vor einer Einkerbung an einer Seite des Felsen
ist die Innenburg gebaut. Eine hohe Steinmauer mit einem großen Tor
umschließt den Burghof. Oben auf der Mauer laufen mindestens drei Leute
Wache. Die Palisade, die die Stadt umschließt, beschreibt ein großes Halbrund
von einer Seite des Felsens bis zur anderen Seite. Hier hat sich ein großes
Zeltlager gebildet.
Langsam ziehen die Freunde mit ihrem Wagen zu dem Platz.
Ein Doktor Klaro hat ebenfalls einen Wagen, von dem aus er einen Stärketrank
verkauft. Dann hat sich hier ein Haufen von etwa 200 Söldnern niedergelassen,
die eine Party feiern. An einer anderen Stelle lagern wohl 150
Steppenkrieger, die offensichtlich nicht so glücklich sind. Die sehen
abgekämpft und mitgenommen aus.
Man stellt den Wagen ab und packt aus. Karl hat sich
gleich aus dem Staub gemacht, um nicht gleich als Mitglied der Truppe erkannt
zu werden. Clarisande beobachtet den Muskelmann, der bei Doktor Klaro das
Werbesymbol gibt. Der scheint recht stark zu sein und heißt Mustafa. Er ist
genau der richtige Angeber für den Job. Sie baut sich vor ihm auf.
„Nun, ist Euer Trank den überhaupt wirksam?“ fordert sie
ihn heraus.
„Das zeige ich Dir gleich mal!“ motzt er zurück und
richtet sich zu seiner ganzen Größe auf, die auch Clarisande beeindruckt.
Dann beginnt Karl mit seinem Auftritt. Laut kommt er zum
Wagen von David und fordert für nur ein Goldstück ein Stärketrank. Dieser
wird ihm auch sofort verkauft und er trinkt. Marla zaubert ihren Effekt dazu.
Dann geht Karl zwischen die beiden Muskelleute und schaut die Halborkin
schnippisch an.
„Na, Kleine!“ unkt er.
„Waas?“ Clarisande schaut möglichst verächtlich auf den
Halbling runter. Der nimmt, wie eingeübt, Anlauf und springt die große Frau
an. Dann haut er ihr eins rein und Clarisande kippt um.
„Na, Kleiner! Du auch?“ fordert er nun auch Mustafa
heraus. Der schaut auf die niedergeschlagene Clarisande und dann auf den
Halbling, der ihn frech angrinst.
„Lass mich in Ruhe!“ grunzt er und verzieht sich. Doktor
Klaro guckt etwas verstört hinter ihm her. Die Show verfehlt ihre Wirkung
nicht. Sofort sind einige Kämpfer, die vorher schmunzelnd zugeschaut haben,
an dem Stärketrank interessiert und es werden 10 Phiolen verkauft.
Dann rappelt sich Clarisande auf und jammert, dass sie so
lange keinen Trank mehr bekommen hat und nun schon von einem Halbling
erledigt wird.
„Ich brauche jetzt dringend einen von den Heiltränken,
Professor.“ jammert sie. Sie nimmt eine Phiole von der anderen Sorte und
richtet sich sofort auf, klopft den Staub aus den Klamotten und macht sich
dann nach dem Genuss eines Stärketranks an das Training mit ihrer Hantel.
Jetzt werden auch die Heiltränke sechsmal verkauft. Dieser Teil des Plans ist
schon mal gut gelaufen.
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„Ich hör mich mal bei den harten Jungs da drüben um.“
murmelt Clarisande David zu und verzieht sich zu den Söldnern, wo kurz zuvor
Karl vorbei marschiert ist. Sie haben aber nur miese Witze über den Halbling
gemacht, dass er lieber woanders unauffällig spioniert.
Die große Halborkin ist da schon besser aufgehoben. Erst
wird etwas gebechert, von dem auch Clarisande eine Runde spendiert, dann
beginnen die Söldner zu erzählen, dass sie auf Urlaub hier sind.
„Urlaub? Hier?“ fragt Clarisande verwundert.
„Ja, wir haben gute Erfolge bei der Überzeugung der Wilden
dort geleistet. Also haben wir einige Wochen frei, müssen nicht über die
Ebene reiten und schwitzen, sondern können hier die Frauen durchnehmen und
brauchen nur nebenbei die 150 müden Typen dort etwas drillen.“ Die Söldner
lachen aus vollem Halse und zeigen dabei ihre schlechten Zähne.
„Und das ist das sagenhafte Heer, von dem man überall spricht?“
hakt Clarisande nach.
„Nein, natürlich nicht! Das Heerlager ist einige Meilen
weg von hier. Dort sind inzwischen 7000 bis 8000 Leute versammelt.“ grinst
der Mann.
„Und täglich werden es mehr. Die Typen kapieren langsam,
wo der Hase lang läuft und kommen freiwillig in das Heerlager.“ fügt ein
anderer hinzu.
„Die meisten dieser Viehbauern haben wir wohl bald
erledigt!“ lacht ein dritter. „Es lohnt sich manchmal sogar diese Flohhütten
zu durchstöbern. Das Metzeln ist allerdings das Beste an dem Job! Ich habe
mich jedes Mal gefreut, wenn einer von diesen stinkenden Viehtreibern vortrat
und was von friedlich und einfach gelabert hat!“ Die Kerle lachen wieder ihr
lautes, brüllendes Lachen.
„Und was soll aus den ganzen Kämpfern werden? So viele
Leute müssen doch zu einem bestimmten Zweck versammelt werden!“ fragt
Clarisande weiter.
„Ich habe keine Ahnung, was das große Endziel ist!“ gibt
ein vierter Söldner mit besonders schiefen Zähnen zu.
„Es geht um Beute machen!“ weiß der erste.
„Ich habe von einer Stadt im Norden gehört, wo wohl
Sklavenhändler ihre Geschäfte machen. Da ist sicher viel zu holen!“ versucht
Clarisande sich einzubringen.
„Nein, dort sind gute Freunde von uns. Irgendwo muss man
die Beute ja versetzen!“ Alle Söldner lachen mal wieder.
„In den Bergen im Süden soll eine Zwergenfestung sein. Die
wird öfter als mögliches Ziel gehandelt!“ fügt der zweite hinzu. Sie lachen
wieder alle laut und aus vollem Hals. Clarisande allerdings sinkt ein Stein
in den Magen. Sie zwingt sich mit zulachen.
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Karl hat sich die Festung genau angesehen. Das Tor wird
von einem halben Dutzend Kriegern bewacht. Oben auf der Mauer sind auch
Wachen unterwegs. Rüberklettern ist also auch nicht so einfach drin.
„Wie komme ich da rein?“ fragt er einen der Posten. Der
guckt erst mal etwas verstört den kleinen Halbling an. Dann lacht er los.
„Gar nicht!“ schnauzt er dann zurück.
„Aber ich habe wichtige Neuigkeiten für den Kankan!“
versucht Karl.
„Hau ab, Kleiner! Sonst bereust Du es!“ bellt der
Wachposten. Karl verzieht sich sofort um die Ecke und beobachtet von dort das
Tor weiter. Als das äußere Tor für eine Reitergruppe geöffnet wird, geht auch
das Festungstor auf, so dass die drei Männer ohne Verzögerung durchreiten
können. Es muss ein Offizier mit seinen beiden Adjutanten sein, schätzt Karl.
Die Torwachen scheinen gut auf einander abgestimmt zu sein und sich Zeichen
zu geben. Ansonsten ist nicht viel Verkehr zur Burg unterwegs. Eigentlich
keiner mehr.
Karl schleicht sich zum Wagen zurück, wo auch irgendwann
Clarisande eintrifft. Die vier Freunde tauschen ihre Erkenntnisse aus und
überlegen, wie man in die Burg kommen kann.
„Die werden da drin doch sicher auch Frauen brauchen!“
meint Marla. „Ich werde es morgen früh mal als Dienerin versuchen!“ Da
niemandem was Besseres einfällt, beschließen sie nur noch auf jeden Fall
Nachtwache zu halten. Zum einen, um den Wagen zu bewachen und auch um zu
sehen, was so nachts in die Burg geht. Die Schichten werden eingeteilt und
dann ist Nachtruhe.
Tatsächlich schleichen einige Typen nachts zwischen den
Wagen herum und sind angepisst, als sie einen Wachposten am Wagen der Gruppe
sehen. Am Tor ist allerdings nichts los. Dafür fällt das Leuchtfeuer auf, was
oben auf dem Fels die ganze Nacht brennt. Der Kankan scheint keine Angst zu
haben, dass jemand seine Stadt überfallen könnte.
|
Früh am Morgen weckt Marla die anderen, bevor sie sich auf
den Weg zum Tor der Burg macht. Sie rückt ihre Sachen zurecht und marschiert
dann auf die Wachen zu.
„Hallo!“ flötet sie. „Ich bin die neue Dienerin des
Sprechers! Man wartet auf mich!“
„Was?“ Der Posten schätzt sie ab. „Ich weiß nichts davon.
Und ich müsste es wissen! Hau ab!“ motzt er.
„Das wird aber Ärger geben!“ versucht Marla den Kerl doch
rum zu bekommen.
„Das lass mal meine Sorge sein, Schätzchen! Und nun hau
ab!“ Er wirkt sehr ernst und Marla verzieht sich lieber. Sie kann allerdings
nun beobachten, wie das Tor geöffnet wird, kaum als sie gegangen ist. Dann
hört sie einige Wagen vom Stadttor kommen. Es sind wohl Nachschubwagen für
die Besatzung der Burg. Auch sie können in einem Stück durch die Stadt in die
Burg fahren ohne weiter kontrolliert zu werden. Vielleicht ist das eine
Möglichkeit? Aber da sind ja noch die Wachen auf der Straße vor der Stadt.
Marlas Vorstellung war auf jeden Fall zu schlecht für den Posten. Sie müssen
sich was Besseres ausdenken.
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14.11.09
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Das Lager ist immer noch still, weil die Söldner ihren
Rausch ausschlafen. Die Lieferwagen kommen wohl absichtlich so früh, um von
den Leuten weitesgehend unbemerkt zu sein.
Die Gruppe hat sich nach Marlas Versuch etwas zusammen
gesetzt und beobachtet das Lagerleben. Mal sehen, wie der Tagesablauf hier so
ist.
Als wohl gegen 9 Uhr die ersten Söldner und Barbaren aus
ihren Schlafsäcken krabbeln und sich Wasser über die dumpfen Schädel kippen,
spaziert ein graumelierter Söldner mit einer dampfenden Tasse Kaffee durch
das Lager. Clarisande spricht ihn an.
„Wo gibt es denn sowas?“
„Ich gebe mein Geld lieber für Arabiens Traum aus, als für
Fusel und Huren!“ antwortet der Mann. „Mein Name ist Baros!“ stellt er sich
nun höflich vor. „Läuft denn das Geschäft mit den Tinkturen gut?“
„Ich heiße Clarisande!“ antwortet die Halborkin. „Nee,
nicht so richtig. Die Leute sind wohl zu geizig, etwas in ihre Zukunft zu
investieren.“
„Das Söldnerdasein ist auch nicht das goldene Geschäft,
was sich die Leute immer darunter vorstellen. Ich hatte viel Pech. Immer
wieder habe ich mich den falschen Truppen angeschlossen, die am Ende verloren
haben und dann nicht bezahlt wurden. Da kassiert man dann nur Narben. Aber
dieses mal wird es sich lohnen. Noch einen richtigen Job, dann kann ich mich
zur Ruhe setzen!“ Der Söldner setzt sich zu Clarisande.
„Was für einen Ruhestand strebt man als Söldner denn so
an?“ fragt sie nach.
„Ich will mir einen Bauernhof zulegen. Ein kleines Stück Land,
genug für mich und eine kleine Familie auf meine alten Tage.“
„Na, ob das hier der lohnende Job dafür ist, bezweifel ich
aber. Wenn die Gerüchte richtig sind und in dem Heerlager 9000 Leute auf
ihren Einsatz warten, die Hälfte davon beim Sturm drauf gehen, muss die Beute
immer noch für 4500 Leute reichen. Ich glaube, da bleibt nicht viel für den
einzelnen.“ rechnet Clarisande vor.
„Ja, wenn man über die Eisenfaust in das Land einfällt,
würden sicher so viele Leute sterben. Aber...“ Er bricht mitten im Satz ab.
„Ich habe nichts gesagt.“ grinst er dann und schaut, als wüsste er, was
Clarisande zum Geburtstag geschenkt bekommt. „Hast Du mal drüber nachgedacht,
auch als Söldner zu arbeiten? Du bist doch ein starkes Mädchen. Da könntest
Du richtig abkassieren!“
„Nein. Das habe ich früher mal gemacht. Aber dann habe ich
einen Kopftreffer bekommen und kann nun nicht mehr richtig sehen.“
Der Kerl schaut skeptisch in ihre Augen.
„Im Kampfgewimmel verschwimmen die Leute vor mir. Ich kann
dann Freund und Feind nicht mehr unterscheiden. Das ist dann alles nur eine
wogenden Masse!“ versucht sie sich zu erklären.
Baros schaut sie immer noch lauernd an. Auf einmal saust
seine Faust in Clarisandes Richtung. Reflexartig wehrt sie den Schlag ab.
„Geht doch!“ grinst er.
„Ja, bei einem Einzelnen. Aber nicht bei Hunderten! Ich
bin froh, dass ich beim Professor einen leichten Job mit regelmäßigem
Einkommen habe. Das ist mir sicherer.“ winkt sie ab. Der Kerl scheint wohl
der Chefanwerber zu sein.
„Du kannst es Dir ja überlegen.“ grinst er immer noch in
ihr Gesicht. Dann erhebt er sich und spaziert mit seiner Tasse weiter.
„Du hast mir immer noch nicht erzählt, wo Du den Kaffee
her hast?“ ruft sie ihm nach. Er dreht sich um und zeigt auf ein Zelt neben
dem Eingangstor. Dann wandert er winkend davon.
Clarisande wendet sich zu den anderen um und erzählt ihnen
von der alternativen Invasionsstrecke, die die Barbaren wohl benutzen wollen.
Sie rätseln, wo die Kerle wohl lang wollen. Außen um das Gebirge ist sehr
weit. Durch die engen, meist verschneiten Schleichwege, die nur die
Bergbewohner mit ihren guten Ortskenntnissen und Erfahrungen benutzen können?
Da bekommt man niemals 9000 Leute rüber.
„Wir müssen uns weiter umhören!“ schlägt David vor.
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Mittags ertönt eine laute Fanfare von der Mauer der
Festung. Sofort kommt Bewegung in die in der Stadt versammelten
Völkergruppen. Die Wachen am Stadttor wenden ihre Aufmerksamkeit dem
Innenraum zu und ordnen die zusammenlaufenden Leute, so dass sie eine Gasse
zwischen den beiden Toren bilden. Auch die Helden mischen sich unter das
aufgelaufene Volk und schauen, was wohl nun aus der Festung ausmarschieren
will.
Dann öffnet sich das Tor der Feste. Zuerst traben drei
Reiter nebeneinander heraus. Ihnen folgt auf einem Maultier reitend ein
kleiner Kerl in weitem Kaftan gekleidet. Es ist der sogenannte Sprecher, wie
die umstehenden Söldner den Freunden bestätigen. Komisch nur, dass sein
Gewand mit allerlei arkanen Zeichen versehen ist, wie sowohl die Zauberer,
als auch die Kleriker unter den Helden sofort erkennen, wo doch Magie unter
den Barbaren so verachtet wird!
Dann reitet der Shirkan auf einem prächtigen Schlachtross
aus dem Festungstor. Er trägt eine goldene Plattenrüstung und einen Helm in
Form einer goldenen Katzenmaske. Die Mittagssonne lässt den Kankan alle Augen
blenden und stellt einen beeindruckenden Krieger dar.
Kaum ist die goldene Gestalt zu sehen, brandet unter den
200 Söldnern lauter Jubel auf. Die Leute begrüßen ihren Auftraggeber mit
ehrlicher Freude. Die etwa 150 Barbaren jubeln zwar auch, aber deutlich
verhaltener. Es wirkt mehr wie Pflichterfüllung. Man merkt, dass diese Leute
nur aus Not hier sind. Die Gaukler und Händler klatschen einen höflichen
Beifall. Immerhin verhilft der Kankan ihnen zu einem guten Geschäft. Aber
sobald es nichts mehr zu verdienen gibt, würden sie sofort verschwinden und
nach neuen Geldquellen suchen.
Nach dem Kankan kommen weitere Reihen von berittenen
Kriegern aus der Festung hervor. Der Zug hat etwa die Mitte des Weges
zwischen den beiden Toren erreicht, als unter den Barbaren eine Unruhe
ausbricht. Einige muskulöse Krieger schieben die anderen Barbaren
auseinander, um einem großen Krieger eine Gasse zu bilden, durch die der zum
Reitertross heran treten kann. Laut erhebt der Krieger seine Stimme.
„Ich fordere Dich zum Zweikampf um den Titel des Kankan
heraus!“ brüllt er über das Jubeln der Söldner hinweg zu dem goldenen Shirkan
rüber. Sofort bleibt der Zug stehen und das Rufen der versammelten Leute
erstirbt vor Spannung, was denn nun passiert.
„Ich bin Artanas, der überlebende Sohn der Feuervögel, die
Deine Söldner ausgerottet haben, während wir Krieger auf der Jagd waren. Ich
fordere Dich. Ich will Rache für den Mord an meinem Stamm!“ Seine Stimme bebt
vor innerer Wut.
Hinter der Maske kann man keine Reaktion des Shirkan
sehen. Der Sprecher allerdings wendet sich auf seinem kleinen Reittier zu dem
aufgebrachten Barbaren um und trägt ein mehr spöttisch überhebliches Grinsen
zur Schau.
„Nur ein Kan kann den Kankan herausfordern!“ Er spuckt die
Worte förmlich in die Runde der Versammelten.
„Ich bin der Sohn des ermordeten Kan der Feuervögel. Also
der Erbe des Titels meines Vaters. Ich habe ein Recht den Kankan zu fordern!“
donnert der junge Krieger zurück.
„Na gut!“ kommt die kurze Antwort des Sprechers. Er steigt
von seinem Maultier und auch der Shirkan sitzt kraftvoll von seinem
Streitross ab und macht sich zum Kampf bereit.
Artanas tritt aus dem Kreis seiner Mitstreiter in den
inzwischen von den versammelten Söldnern und Reitern gebildeten Kampfplatz.
Er zieht von seinem Rücken ein mächtiges Breitschwert. Auch Shirkan zieht so
eine Waffe, die mit prächtigen Verzierungen versehen ist. Beide Männer nehmen
Aufstellung und beginnen ihren Kampf. Es ist ein schneller Schlagabtausch
zweier herausragender Kämpfer. Die Bewegungen sind fließend und die Schläge
kräftig.
Der Sprecher hat am Rand des Kampfplatzes zwischen den
Wachen Position bezogen. Er beobachtet das Spektakel mit einem
hintergründigen Grinsen, als wüsste er genau, was passieren wird. Die
umstehenden Söldner und Barbaren feuern beide Kämpfer lautstark an.
Clarisande, David und Marla beobachten sowohl den Kampf, als auch die
Reaktionen des Sprechers, der sehr ruhig und entspannt wirkt.
Auf einmal stößt Artanas, der Barbar, durch die Deckung
von Shirkan und durchbohrt die Rüstung des Kankan. Seine Waffe dringt tief in
den Körper des Gegners ein. Shirkan blutet sofort stark und bricht zusammen.
Der Unbesiegbare liegt nun blutend auf dem Boden. Artanas beobachtet einige
Sekunden den Todeskampf seines Gegners mit der Miene erfüllter Rache auf dem
Gesicht, dann reißt er seine Arme hoch und entfesselt damit den Jubel unter
den versammelten Barbaren, die sofort beginnen ihren neuen Kankan zu feiern.
Die Helden halten die Luft an. Es wird etwas passieren.
Clarisande beobachtet den Sprecher genau. Der wirkt wenig beunruhigt, als
sein Herrscher zu Boden geht. Gerade haben die Barbaren begonnen, ihren
Helden zu feiern, beginnt der Sprecher seinen Schmuckstab zu bewegen.
„Der zaubert doch was!“ macht Clarisande Marla auf die
Bewegungen aufmerksam. Sie können aber nicht identifizieren, was genau er da
macht. Auf jeden Fall bewegt der niedergestreckte Shirkan sich wieder und
richtet sich auf. Mit Wucht zieht er das Breitschwert aus seinem Leib, als
wäre es nur in seiner Rüstung verkeilt gewesen und stößt es dem noch im
Freudentaumel benebelten Artanas in den Leib. Ein Aufschrei des Entsetzens
geht durch sämtliche versammelten Söldner und Barbaren. Damit hatte keiner
gerechnet.
Sofort zügeln die Reiter des Shirkan ihre Pferde, preschen
auf den Kampfplatz und greifen sich den strauchelnden, schwer verletzten
Artanas und die acht Krieger, die mit ihm gekommen sind und schleifen die
immer noch im Schrecken erstarrten Männer zurück in die Festung. Der gesamte
Zug dreht um und folgt ihnen. Zum Schluss sitzt der Shirkan auf und reitet
gefolgt vom Sprecher ebenfalls durch das Festungstor zurück, welches sich
sofort hinter ihm verschließt. Die Menschen bleiben noch eine Weile aufgeregt
redend auf dem Platz zurück und besprechen das gerade erlebte, bevor sich
alle wieder in ihre Lager zurück ziehen. Eine bedrückende Stimmung breitet
sich in der ganzen Stadt aus.
Es waren zwar noch nicht alle Reiter aus der Festung
herausgekommen, als der Zug unterbrochen wurde. Es müssen aber etwa 20 Krieger
sein, die den Kankan umgeben. Wo auch immer sie ursprünglich hin wollten, der
Ausflug fällt nun wohl erst mal aus.
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Aufgebracht über die offensichtliche Anwendung von Magie
versucht Clarisande die sich verstreuenden Barbaren darauf aufmerksam zu
machen, wie der Sprecher seinen Stab bewegt hat und damit gezaubert hat. Die
allerdings gucken die aufgeregte Klerikerin nur komisch an und betrachten
ihren bunten Pailletten-Anzug. Dann wenden sie sich ab. Clarisande schaut an
sich herunter. Sie sieht wie ein Spaßmacher aus. Schnell zieht sie sich zu
ihrem Wagen zurück und holt sich normale Kleidung raus, um sich umzuziehen.
David war gleich zum Wagen zurückgekehrt, weil er schon in
der Nacht einige Diebe zwischen den Zelten ausgemacht hatte und jetzt
befürchtet, jemand hätte die Versammlung nutzen können. Tatsächlich hört er
aus dem Wagen ein Rascheln. Jemand stöbert darin herum. Leise schleicht er
zum Zugang und versucht den Dieb zu stellen. Er ertappt ein junges Mädchen.
Als er sie herauszieht, schaut sie ihn mit großen Augen
flehentlich an, ihn nicht öffentlich anzuprangern.
„Bitte, ich wollte nicht stehlen. Ich habe mich
versteckt!“ versucht sie sich zu erklären. „Ich bin Scharenia, Artanas
Schwester. Wenn mich die Söldner finden, werden sie mich ausliefern und dann
kann niemand mehr den Feuervögeln helfen!“ jammert sie weiter. David schaut
sich das zitternde Mädchen an. Sie ist offensichtlich eine
Barbaren-Schamanin. In ihren Augen ist aber so viel Angst, dass er ihre
Geschichte nicht wirklich anzweifelt.
Unter Tränen erzählt sie ihm nun, wie sie noch versuchte
ihren Bruder von seiner Herausforderung abzuhalten, weil sie schon so ein
Unglück befürchtet hatte. Die Söldner hatten ihnen schon die ganze Zeit
nachgestellt, um die Feuervögel ganz auszulöschen. Jetzt haben sie es fast
geschafft.
Als Clarisande sich umziehen will, findet sie David und
Scharenia im Gespräch. Schnell stellt David die junge Schamanin vor und
erklärt die Situation. Alle Freunde werden zusammen gerufen und Scharenia
erzählt weiter. Die Männer waren ausgezogen zu einem mehrtägigen Jagdzug.
Morgens waren die Söldner des Kankan eingefallen und hatten ihre Forderung
gestellt, wie überall woanders auch. Da die Krieger unterwegs waren, hatten
die Leute gar keine Wahl und die Söldner begannen alle niederzumetzeln.
Scharenia hatte sich totgestellt und gewartet, bis die Horden nach dem
Plündern wieder abgezogen sind. Dann hatte sie die Männer gesucht und ihnen
berichtet. Erst wollten sie sich in einen anderen Landstrich absetzen, dann
aber hatte ihr Bruder die Idee gefasst, den Kankan zu fordern und so die
Angelegenheit zu einem Ende zu bringen, so oder so. Aber so darf es nicht
enden. Sie muss ihn und die anderen Krieger befreien.
Leider sind die Barbaren untereinander schon immer
zerstritten gewesen. Jeder Stamm hat seine eigene Politik verfolgt und sein
Territorium für seine Herden verteidigt. So brachte es auch keinen Vorteil
der Kankan zu sein, weil der sich nur mit den Streitereien der einzelnen
Sippen auseinandersetzen musste. So waren es meist mehr Diplomaten, die die
mitunter kindischen Probleme der Leute zu regeln versuchten. Es hat lange
keinen starken Anführer mehr gegeben, der in der Lage war, die Sippen zu
vereinen.
„Sie werden die Männer zu Tode foltern, wenn ich sie nicht
retten kann!“ jammert sie.
„Aber wir haben bisher keinen Weg in die Festung finden
können. Ich befürchte, Dein Bruder wird etwas leiden müssen, bis uns was
einfällt.“ versucht David die kleine Schamanin zu beruhigen.
„Ich weiß einen Weg!“ richtet sie sich nun auf. Alle schauen
erstaunt. „Es gibt einen Fluchttunnel in die Speisekammer aus alter Zeit. Ich
weiß, wo man den Eingang suchen muss!“ erzählt sie. Die Freunde schauen sich
an.
„Es ist sicher ein enger Kriechgang, oder?“ Clarisande
betrachtet ihre stämmige Figur.
„Ja, allerdings. Du wirst sicher nicht hindurch passen!“
gibt Scharenia zu. Sie überlegen alle.
„Und was hast Du dann für einen Plan?“ fragt Clarisande
nach. Die Schamanin zuckt die Schultern.
„Wenn ich wüsste, was ich nun machen soll, wäre ich nicht
hier. Alleine habe ich keine Chance, meinen Bruder zu befreien.“
„Wir können eine Abordnung kleiner Leute in die Festung
schicken, die das Tor öffnen. Dann müssen wir nur die anwesenden Barbaren
dazu bringen, die Sauerei, die heute passiert ist, zu rächen. Die offensichtliche
Zauberei, die der sogenannte Sprecher angewendet hat, beleidigt doch das
Prinzip des fairen Zweikampfes und die Kultur der Leute hier an sich in einer
unglaublichen Art.“ regt Clarisande sich erneut auf. Scharenia nickt
zustimmend. Die Klerikerin grübelt einen Augenblick.
„So machen wir es. Ihr kleinen Leute schleicht durch den
Gang und öffnet im Morgengrauen, wenn die Söldner bis auf wenige Ausnahmen im
Rausch liegen, das Tor. Ich spreche mit den Anführern des Barbaren hier und
überrede sie, sich bereit zu halten, um dann in das Tor zu stürmen und die
Besatzung niederzumachen und das Land zu befreien. Am besten wäre es, wenn
Ihr in der Zeit zwischen dem Einschleichen und dem Tor öffnen noch den
Zauberer ausschalten könnt. Wenn sich nicht deutlich mehr als die 20
Bewaffneten in der Festung aufhalten, die wir heute im Reiterzug gesehen
haben, sollte das zu schaffen sein.
|
Scharenia überlegt.
„Ich kenne drei Kane, die hier im Lager sind. Es sind alte
Freunde meines Vaters. Sie lassen sich sicher am besten überzeugen.“ Schlägt
die Schamanin vor. Dann erzählt sie von Luzarus, dem Kan der Steppenlöwen,
Bastianz, dem Chef der Sturmfalken und Korus, dem Herrn der Luftnomaden. Sie
kennt die Männer gut, kann aber nicht mitkommen, weil die Gefahr, dass sie ein
Verräter ausliefert einfach zu groß ist. Sie beschreibt die Männer, dass
Clarisande weiß, wo sie nach ihnen suchen soll.
Die Klerikerin macht sich gleich auf den Weg zu den Zelten
der Barbaren und beginnt nach den Steppenlöwen zu schauen. Schnell hat sie
ihr Feuer ausgemacht und nähert sich höflich.
„Ich suche dringend Euren Kan Luzarus!“ spricht sie die
Männer an. Die schauen sich an. Dann steht einer der Männer auf und bittet
sie, sich zu setzen.
„Was suchst Du denn hier, fremde Frau?“ schaut er sie an.
„Ich habe wir alle vorhin den Kampf gesehen und auch
bemerkt, dass Magie im Spiel war. Der Kampf ist unfair beeinflusst worden.
Dagegen muss man etwas unternommen werden!“ beginnt Clarisande ihre
Ausführungen. Die Barbaren schauen sie skeptisch an.
„Was geht Dich das den an?“ fragt der alte Barbar sie nun.
„Ich bin eine Klerikerin der Heironeous. Mein Gott
verabscheut unfaire Kämpfe und es ist meine Aufgabe in solchen Situationen
einzugreifen.“ Erklärt Clarisande. Der Barbar schaut sie von oben bis unten an.
In seinem Gesicht sieht man, dass er weiß, wie sie heute Morgen noch herum
gelaufen ist. Dann aber zieht sie ihr heiliges Symbol aus dem Ausschnitt und
zeigt es den versammelten Leuten vor. Ein Lächeln huscht über die Gesichter.
„Ihr seit eine echte Klerikerin des Kriegsgottes?“ fragt
einer der anderen Männer nun leise. Clarisande nickt.
„Ich möchte unbedingt die Herrschaft dieses unehrlichen
Tyrannen beenden, damit wieder Kriegerehre und Wahrheit herrschen können.“
Die Männer rücken näher zusammen und reden noch leiser.
„Ich habe eine Hand voll Mitstreiter, die heute Nacht in
die Festung schleichen können. Sie werden im Morgengrauen das Tor öffnen,
dann müssen nur genug hellwache Krieger bereit stehen, um einzudringen und
die Besatzer zu bekämpfen. Die betrunkenen Söldner werden dann nicht in der
Lage sein, das zu verhindern. Seit Ihr bereit, für Eure Freiheit zu kämpfen?“
Clarisande schaut ihren Zuhörern in die Augen. Ein Leuchten flammt in den
Gesichtern der Barbaren auf.
„Wir hatten uns schon an Nerull verlogen gesehen. Alles
schien zu enden. Aber die Guten Götter haben uns nicht verlassen. Wir werden
bereit sein, um unsere Freiheit zu erstreiten. Die Steppenlöwen werden sich
vorbereiten, um loszuschlagen.“ Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht drückt
der alte Barbar die Hand der Halborkin und schüttelt sie langsam. „Ich werde
Dir helfen, noch mehr Barbaren von Eurem Plan zu überzeugen!“ versichert er
ihr. So machen sie sich langsam und unmerklich auf den Weg von einem Feuer
der Barbaren zum nächsten um überall von ihrem Plan zu erzählen und alle
vertrauenswürdigen Leute einzuweihen. Es wird eine beachtliche Streitmacht
bereit sein, im Morgengrauen die Festung zu stürmen. Nun muss man nur noch
still abwarten, bis die Söldner sich ordentlich betrunken haben und die Zeit
reif ist. Zufrieden kehrt Clarisande zum Wagen von Professor Zwackelmann
zurück, wo die Gruppe gerade beschlossen hat, noch eine Verkaufsshow zu
veranstalten, damit niemand denkt, sie sind zu anderen Zwecken hier.
|
Am späten Nachmittag machen sich David, Marla und
Scharenia auf den Weg aus dem Lager. Sie wollen in einem weiten Bogen um die
Hauptstadt herumschleichen, um bei einbrechender Dunkelheit den Eingang des
Tunnels zu suchen. Am Tor geben sie vor, Kräuter für weitere Tränke suchen zu
wollen und werden heraus gelassen. Die Wachen sind sehr aufmerksam und
kontrollieren das ganze Leben der Leute hier.
Als die Dämmerung die drei unauffällig gekleideten
Personen einhüllt und verbirgt, nähern sie sich wieder dem Felsen, der den
hinteren Teil der Stadt ausmacht und wohl in sich die Festung birgt.
Tatsächlich finden sie unter einem Stein ein Loch, das sich als enger
Kriechgang in das Innere des Felsens entpuppt. Sie krabbeln nacheinander
hinein und schieben sich langsam vorwärts. Auf einmal öffnet sich der Gang in
einen hölzernen Raum, der immer noch sehr eng ist. Leise tasten sie um sich
bis Marla ein Licht zaubert. Sie sind in einem Holzfass.
Vorsichtig drücken sie den Deckel auf und können in den
Weinkeller schlüpfen. David verschließt das Fass hinter ihnen wieder.
Tatsächlich schaut er sich die Weinvorräte an und überlegt ob er sich etwas
mitnimmt. Erst als die beiden Frauen ihn streng anschauen, dass sie doch
andere Pläne haben, schiebt er sein Vorhaben erst einmal auf und sie
begutachten die Tür, die aus dem Raum führt. Sie gelangen in die
Vorratskammer der Feste, wo allerlei Leckereien für die Kämpfer des Kankan
auf ihren Einsatz warten. David muss sich eine Wurst als Wegzehrung nehmen.
|
Clarisande beschließt am Abend noch einmal den grauhaarigen
Söldner zu suchen und weiter nach dem Invasionsplan zu stochern. Der Mann
weiß auf jeden Fall mehr. Sie findet ihn zwischen seinen Kameraden recht
still an einem Feuer sitzen. Während die anderen trinken und leichte Mädchen
an sich drücken, nippt er an seinem Kaffeebecher. Als er die Halborkin
findet, lächelt er sie einladend an und sie nimmt neben ihm Platz.
„Ich habe den ganzen Tag über Deine Worte nachdenken
müssen, bin mir aber nicht sicher. Ich kann nicht glauben, dass sich diese
Kampagne wirklich lohnt. Wie sollen denn all die Leute über das Gebirge
kommen, ohne das ein Gutteil von ihnen auf der Strecke bleibt?“ Sie versucht
so überzeugbar wie möglich zu wirken, damit der Söldner es geradezu als
Aufgabe betrachtet, ihre Bedenken zu zerstreuen.
„Ich habe von einem Tunnel gehört, der wohl noch aus alten
Zeiten unter dem Berg hindurch führen soll und von den Leuten vergessen sein
soll.“ Er lässt seine Worte etwas wirken. Auf Clarisandes Gesicht muss sich
einiges abspielen, was aber sicher zur Situation passt. Sie muss sich auf die
Zunge beißen, um jetzt ja nichts Falsches zu sagen und sich zu verraten.
Schließlich hat sie sich wieder im Griff.
„Ein Tunnel?“ fragt sie und versucht einen möglichst
skeptischen Unterton hinzuzufügen.
„Ja, sagt man. Aber ich weiß nichts Genaues. Die Leute auf
der anderen Seite sind stinkreich. Dort wird es reiche Beute für alle geben.
Und wenn sich die neuen Machthaber eingerichtet haben, werde ich meinen
Abschied nehmen und mir von meiner Beute einen kleinen Bauernhof kaufen. Wenn
die alten Bewohner vertrieben oder getötet sind, wird jede Menge Land auf
neue Besitzer warten. Das ist meine Chance!“ Baros kommt richtig ins
Schwärmen.
Clarisandes Herz rutscht tief in die Magengrube. Diese
bestialischen Monster wollen einfach alle Menschen niedermetzeln und sich
nehmen, was ihnen gefällt. Jetzt mit dem Söldner darüber zu reden, ob sie die
Kämpfer jemals zur Ruhe kommen lassen würden oder nicht, bringt nichts. Diese
Leute denken nicht darüber nach, wie unrecht ihr Handeln ist, und dass aus
diesem Unrecht meist nicht etwas Rechtes wird. Wenn rücksichtslose Gier erst
einmal Nahrung bekommen hat, hört sie nicht mehr auf, bis sie alles hat.
Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden.
Äußerlich versucht Clarisande gespannte Freude auszudrücken
und hat wohl Glück, dass der alte Söldner in seinen Träumen versunken ist und
ihre Zweifel nicht mehr bemerkt.
„Darauf sollten wir aber doch etwas trinken!“ schlägt sie
Baros vor. Schnell hat sie einen Krug Wein organisiert und hofft den alten
Söldner gegen seine Gewohnheit doch betrunken zu machen, während sie ihre
Befürchtungen vorsichtig herunter zu spülen versucht.
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In der Vorratskammer haben die drei Eindringlinge
vorsichtig an der Tür gelauscht. Es ist niemand zu hören. Sie untersuchen das
Schloss. Es ist verschlossen und nicht so einfach zu knacken. Erst will David
Anlauf nehmen und die Tür zerstören. Das könnte aber viel zu viel Lärm machen
und einen Wachposten oder Bewohner aufmerksam machen.
Schließlich kommen sie darauf, die Bänder der Tür einfach
abzuschrauben, um sie von der falschen Seite zu öffnen. Vorsichtig lösen sie
die Schrauben und fangen die Tür auf, als sie aus dem Rahmen fällt. Sie
schauen in die Küche.
Die Arbeitsbereiche sind aufgeräumt und sauber. Hier sieht
es nicht barbarisch aus. In einem großen Topf ist Frühstücksbrei angesetzt
worden. Schnell ist Marla da und holt ihr Giftfläschchen hervor. Sie kippt
den Rest der Flüssigkeit hinein und rührt gut um. Wenn die Invasion nicht
klappen sollte, wird ihr Frühstück die Mitstreiter des Shirkan hinrichten.
Marla grinst.
Dann schauen sie weiter. Aus dem Küchenbereich kommt man
auf den Wachhof hinaus. Die Festungsmauer bildet ein Halbrund vor dem Felsen.
Darin ist nur ein Wachfeuer, an dem zwei Soldaten sitzen. Ein großes Portal
führt in den Felsen, wo die eigentliche Festungsanlage ist. Nur das
Küchenhaus ist einzeln in den Vorhof gebaut. Hier schauen die Helden jetzt
heraus.
„Wir müssen da rüber, wenn wir etwas erreichen wollen!“
meint David trocken.
„Ach!“ ätzt Marla etwas sauer. „Und nun?“ Alle drei
schauen aus einem kleinen Spalt der geöffneten Tür in den Hof und versuchen
ihre Chancen zu errechnen. Auf der Mauer können sie drei weitere Wachen beim
Wachgang beobachten. Die Kerle sind sehr aufmerksam.
„Wenn wir einfach über den Hof schleichen wird uns auf
jeden Fall einer der Leute auf der Mauer entdecken. Egal welchen Weg wir
nehmen.“ stellt Scharenia fest.
„Und auf die Mauer kommen wir auch nicht unbemerkt um die
Wachen dort abzumurxen!“ fügt David hinzu.
„Wir müssen alle Leute hier töten, bevor wir das Tor
öffnen können!“ meint Marla.
„Aber wie?“ schauen sie die anderen Beiden an.
„Und um den Zauberer sollen wir uns auch noch kümmern!“
erinnert David. Sie schließen die Tür wieder und sitzen eine Weile auf dem
Küchenboden und grübeln. Immer wieder holt jemand Luft und will zu einer Idee
ansetzten, bricht aber nach ein oder zwei Silben ab. Schließlich fällt
Scharenias Blick auf die Küchenutensilien.
„Und wenn wir einen Mitternachtssnack für die Herrschaften
bereiten, der dringend aufgetragen werden muss?“ regt sie an.
„Scheiße!“ entfährt es Marla. „Jetzt habe ich mein Gift in
den Frühstücksbrei gegeben.“
Trotzdem beginnen sie einige Leckereien zuzubereiten und
sich mit Schürzen und Tüchern als Küchenpersonal zu verkleiden. David holt einen
Krug guten Wein und schnappt sich ein kleines Weinfass mit einem Hahn dran,
was er sich zum Nachschenken unter den Arm klemmt.
„Wir müssen sie betrunken machen!“ schlägt er vor. Wenn
alle ihren Rausch ausschlafen haben wir eine Chance!“
So verkleidet und ausgerüstet treten sie schließlich aus
der Küchentür auf den Hof, als wäre das selbstverständlich. Ohne Umwege
spazieren sie Richtung Portal. Da fährt einer der beiden Posten im Hof vom
Feuer hoch und stellt sich in den Weg.
„Wo kommt Ihr denn her?“ fragt er skeptisch. „Ich wusste
nicht, dass noch jemand in der Küche ist!“
„Wir sollen den Herrschaften einen Mitternachtssnack
bringen!“ antwortet Marla mit einem genervten Unterton in der Stimme, als
würde sie jetzt auch lieber woanders sein wollen.
„Mit gutem Wein für die Herrschaft!“ fügt David hinzu und
hebt den Krug um es zu beweisen. „Und ein Fass für die Belegschaft!“ grinst
er.
„Oh, toll! Schenk ein!“ Der zweite Wachposten ist auch
aufgesprungen und wie aus dem Nichts haben beide ein Trinkhorn in der Hand
und halten es unter den Weinhahn. Auch die Leute von der Mauer kommen
nacheinander herunter und bedienen sich. Dann nehmen sie wieder ihre Posten
ein und prosten sich zu, während die drei Helden unbehelligt in die Festung
wandern können.
Sie kommen in eine große Eingangshalle. Der ganze Bau ist
aus dem Felsen heraus gehauen worden. Vor ihnen führt eine breite Treppe nach
oben zu einer Balustrade. Hier kommt man wohl zur Mauer rauf. Eine kleine
Treppe führt links an der Wand in die Tiefe runter. Fackeln beleuchten die
Stufen.
„Wir sollten als erstes die Wachen auf der Mauer abpassen
und ausschalten!“ schlägt Marla vor. „Ich will den Rücken frei haben!“
„Ja, wir sollten sehen, dass von hier keine Verstärkung
eingelassen werden kann, wenn wir entdeckt werden!“ bestätigt David den Plan.
Gerade schauen sie sich nach der Treppe genauer um, da sehen sie noch etwas
die Treppe runter in die Tiefe huschen. Es ist Scharenia, die unbedingt zu
ihrem Bruder will.
Die anderen Beiden zucken mit den Achseln und folgen ihr.
|
13.02.10
|
Es geht eine Wendeltreppe hinunter. Als sie ein Stück nach
unten gegangen sind, hören sie auf einmal einen Schrei, wohl von Scharenia.
Ein Mann ruft: „Wer bist Du?“ und ein anderer: „Wie bist
Du rein gekommen?“ Klatschen und Schläge zeugen von einem Kampf. Auf einmal
ist Ruhe.
„Lass uns lieber wieder rauf gehen und woanders unser
Glück versuchen!“ wispert Marla. David nickt zustimmend und sie versuchen so
schnell und leise wie möglich wieder die Treppe hinauf zu huschen.
„Da sind noch mehr!“ schallt es von unten rauf. „Los,
schlag Alarm!“
Marla will noch schneller rauflaufen, um den Kerlen zu
entkommen, aber David hält sie fest. Er dreht um und rennt die Treppe runter,
den Wachen entgegen. Irritiert folgt Marla ihm.
Die Schritte des Wachposten sind deutlich zu hören. Seine
schweren Stiefel klappern auf den Steinen. Als er mit seiner Zweihandaxt
direkt vor David auftaucht, springt der dem Kerl ins Gesicht. Mit lautem
Getöse rollt der gerüstete Wachposten die Wendeltreppe wieder runter und bleibt
unten erst einmal liegen.
David tritt ihm ins
Gesicht. Der Kerl rollt klöternd runter und bleibt liegen. Mit flinken
Schritten folgen die beiden dem Lärm und finden ihn tot am Fuß der Treppe.
Ein zweiter Wachposten versucht Scharenia in einer Ecke
festzusetzen und sich von dem Lärm des stürzenden Kollegen nicht ablenken zu
lassen. Die kleine Schamanin hält den Posten gut auf Trab und achtet darauf,
das der Tisch zwischen ihnen bleibt.
Der Blick der beiden Freunde fällt allerdings mehr auf
einen weiteren großen Tisch, der mitten im Raum steht. Eine tadellose
Schirkan-Rüstung liegt darauf. Aus der Spitze des Helms führt ein Schlauch zu
einer Eisernen Jungfrau herüber. In dem Augenschlitz des Folterinstuments
sind Augen zu erkennen. Aber sie sind tot. Nur der Ausdruck des Schmerzes ist
noch deutlich zu erkennen.
An einer anderen Wand ist der schwer verletzte Artanas mit
Ketten angebunden und hängt flach atmend herunter. Daneben trennt ein Gitter
eine Zelle ab, in der sieben Barbaren die kleine Scharenia bei ihrer Jagd
anfeuern.
Noch bevor sich der Wachposten überlegen kann, ob er sich
weiter auf die Schamanin konzentriert oder doch mal einen Blick zu dem Lärm
wirft, hat David seine Waffe gezogen und greift ihn an. Der Kerl ist aber
schneller, als der Halbling gedacht hat und zieht ihm selber eine über.
Marla läuft zuerst zu der Zelle rüber und will die
Barbaren befreien. Das Schloss wehrt sich aber und sie hilft David mit einem
Magischen Geschoss auf seinen Gegner. Als sie ein zweites Geschoss auf den
Kerl schleudert, fällt er tot um. Die Barbaren jubeln und Scharenia entspannt
sich.
David läuft sofort zu Artanas und legt ihm die heilenden
Hände auf. Die Atmung des Barbaren wird wieder tiefer und gleichmäßiger und
er erwacht. Scharenia umarmt ihren Bruder und versucht die Fesseln mit den
Finger aufzufummeln, was natürlich nicht gelingt.
Die beiden Freunde durchsuchen die Wachen und finden die
Schlüssel. So ist es ganz einfach. Als alle Barbaren wieder frei sind und
Scharenia auch Davids Wunden versorgt hat, erklären die Freunde, dass sie
einen Aufstand planen und draußen die anderen Barbaren warten, bis das Tor
aufgeht. Artanas ist begeistert, dass es doch noch Freunde unter den Barbaren
gibt.
Dann zieht David den Wachen ihre Rüstungen aus. Scharenia
untersucht die Rüstung auf dem Tisch. Aber es ist nicht der Schirkan, der mit
ihrem Bruder gekämpft hat.
„Die Rüstung hat kein Loch!“ stellt sie fest. „Wenn sie
repariert worden wäre, würde man es sehen.“
„Der Sprecher hat ein paar Doppelgänger seines Schirkan!“
murmelt Marla und zupft den Schlauch aus dem Helm. Es läuft Blut aus dem
kleinen Loch und aus dem Schlauch.
„Sie zapfen den Gefangenen das Blut ab und füllen damit
die Rüstungen!“ stellt sie entsetzt fest. „Das ist ein Blutgolem!“
Erst starren die überlebenden Barbaren auf das Blut, dann
blicken sie zu den toten Augen in der Jungfrau und beginnen sich mit dem Blut
zu beschmieren.
„Für Toran!“ rufen sie einer nach dem anderen.
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„Und nun?“ fragt Scharenia.
„Wir können uns als Wachen verkleiden!“ schlägt David vor.
Alle müssen etwas lachen, als sie den Halbling mit den viel zu großen
Rüstteilen sehen. Schließlich gehen Scharenia und Marla los, um ein weiteres
Weinfass zu holen. Zwei Barbaren ziehen sich die Rüstungen an und sehen genau
so wie die regulären Wachen aus.
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Zusammen mit David gehen sie in die Halle rauf. Sie
schlendern zu den beiden Wachen im Hof und stellen sich als die Ablösung vor.
Die unverkleideten Barbaren warten hinter einer Ecke bis die angetrunkenen
Wachen in ihr Bett wollen und überwältigen sie. Nun haben sie schon 4
Rüstungen zum Verkleiden.
Als nächstes rufen die drei Helden die Wachen von der
Mauer zum Nachschenken. Die Jungs kommen und werden beim Trinken von den
beiden Barbaren überwältigt. Nur David hat etwas Schwierigkeiten und braucht
Hilfe, bis er endlich trifft. Jetzt sind sieben Barbaren als Wachen
verkleidet, die drei Helden geben die Küchenhelfer und Artanas spielt den
Rachegeist.
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Sie werfen Steine um Clarisande und Karl aufmerksam zu
machen. Nach und nach folgen die verbündeten Barbaren durch den Torschlitz.
Es sind schließlich 25 Barbaren in die Festung gekommen. Der Rest deckt
draußen. Sie machen das Tor wieder zu.
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Unten gibt es drei Türen. Oben 7. Die Küchencrew geht vor.
Sie beginnen rechts mit der ersten Tür unten. Es ist ein Speisesaal für 30 –
40 Personen.
Hinter der mittleren Tür sind Schlafgeräusche. Karl
schleicht rein – 15 Leute schlafen hier. Sie schließen die Tür und
verbarrikadieren sie mit einer Bank aus dem Speisesaal.
Hinter der dritten Tür ist der Pferdestall. Clarisande
schaut rein. Ein Stallbursche schläft hier. Auch diese Tür wird mit einer
Bank zugestämmt.
Die 25 Barbaren verbergen sich unter der Balustrade,
während die Helden nach oben schleichen. Wieder geht Marla mit dem Fass vor.
Sie beginnt mit der ersten Tür auf der linken Seite neben dem Portal. Sie ist
verschlossen. Karl lauscht. Es blubbert. Ein Labor.
Hinter der nächsten Tür ist auch nichts zu hören. Marla
geht zur letzten Tür auf der linken Seite. Dahinter ist eine Wendeltreppe
nach oben. Sie steigt ein ganzes Stück nach oben. Dann steht sie vor einer
weiteren Tür. Es sind wieder keine Geräusche zu hören. Sie öffnet und kommt
auf das Dach. Hier ist das Leuchtfeuer und drei Wachen. Sie freuen sich über
den Weinausschank. Dann geht sie zurück und erzählt, dass es eine weitere Tür
auf der anderen Seite des Felsens gibt, die wohl zu der letzten Tür auf der
rechten Seite führt. Es gehen je 6 Barbaren die beiden Treppen rauf und
regeln das da oben dann mal.
Marla und Karl lauschen an den rechten Türen. Schlafgeräusche.
Marlas Tür wird geöffnet. Jemand schläft in einem Bett. Clarisande köpft den
Mann und zerschlägt das Bett. Das weckt den Mann im Nebenraum. Karl sticht
den mit seinem Messer – bringt nicht so viel. Da stürmt Artanas vorbei und
sagt seinen Rachespruch auf. Dann zerlegt er den Kerl.
Draußen hört man die Doppeltür klicken. Außerdem zieht
jemand vier Schläuche ab. Da sind wohl 4 Golems. Dann geht die Tür auf. Der
Hoschi hat 4 Shirkans, eine Steingolem und einen Lehmgolem mit Krallen, die
er mit sechs kleinen Stäben in seinen Händen lenkt. Sie stürmen auf die
Gruppe zu. Clarisande lenkt ihre Waffe des Glaubens auf Hoschi. Karl springt
in den Raum hinter die Golems und wirft einen Wurfpfeil. Die anderen wehren
sich gegen die Shirkans.
Nach der zweiten Runde muss Hoschi einen Trank trinken.
Jetzt wirft Karl sein Lampenöl unter den Hoschi. Marla hat Feuer da rein. Es
brennt. Hoschi will hinter seinen Thron zu einer tür fliehen. Karl rennt
ander herum und stellt ihn. Der Steingolem trifft Karl. Clarisande rennt dem
Shirkan heib Hoschi nach. Dannhat David sich zurückgezogen und wirkt nun ein
„Zufälliges Handel“, so dass der Hoschi sich selber mit dem Shirkan hinter
sich tötet.
Clarisande guckt in den Raum hinter dem Thron. Eine Frau
rekelt sich im Fellbett. Sie schickt sie zum neuen Kankan Artanas – Hurra.
Dann untersucht sie die Kisten in dem Raum. Die gesammelten Schätze der
Barbaren. Artanas ist bereit jedem einen Lohn für seine Hilfe zu zahlen, aber
es wird nicht geplündert.
Marla öffnet die Labortür. Sie darf die Einrichtung
einpacken und mitnehmen. Die Barbaren können nichts damit anfangen.
Karl hat die letzte Tür geöffnet. Es ist die Bibliothek
des Hoschi. Er findet das Tagebuch von Praxas. Er ist ein deprimierter,
rachsüchtiger Krüppel, der sich dafür rächen will, das er von seiner Familie
verstoßen wurde. Sogar den Schwarzmagier, der ihn im Golembau unterrichtete,
hat er getötet. Es gibt noch ein Kassenbuch und viele Bücher über Gifte und
Golembau. Die Karte von Aargard und den Tunnel unter den Bergen sichert er.
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Clarisande bespricht mit Artanas, dass er bitte den
Überfall auf das Heimatland der Helden verhindern soll. Er sollte die Söldner
lieber zum Sturm auf die Sklavenhändlerstadt schicken. – Gute Idee.
Dann werden alle Pferde gesattelt und ein Prunkritt aus
dem Burgtor veranstaltet. Artanas nimmt einen leblosen Shirkan-Körper und
lässt sich von den Barbaren feiern. Als er den Söldnern die Beute der
Sklavenhändlerstadt anbietet, sind auch die zufrieden. Alle feiern.
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2100 EP, Jeder Held erhält Belohnung im Wert von 500
Goldstücken. Die Kleriker bekommen zusätzlich Opfergaben für ihre Tempel.
Marla verpackt das Labor in den Wagen von Professor Zwackelmann. Clarisande
sucht sich aus den Schmuckstücken eine Halskette für 100 Goldstücke aus, was
ihren Lohn auf 400 Goldstücke reduziert.
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