29.11.2009 Verschollen in Miners Folley

Logan Lexington - Anwalt
Eleonore Peacock - Privatdetektivin
John Brisbane - Geschichtsprofessor
Gerry Harrison - Naturwissenschaftler/Biologe

Es ist kurz vor Weihnachten und die vier Studien-Freunde fahren zum Winterurlaub in die Rockies. Sie haben sich die Absaroka Range im Yellowstone Park ausgesucht. Es geht mit zwei geländegängigen Wagen in die Berge rauf.John hat die Vorräte auf seinem Pickup und folgt dem Wagen der anderen Drei. Das Radio spielt Weihnachtsmusik.
Als sie in die Berge kommen, wird das Wetter schlechter. Schließlich setzt ein Schneetreiben ein. Die Sicht sinkt auf 25 Meter. Langsam klettern die beiden Autos die Straße in die Berge weiter hinauf. Auf einmal taucht eine Gestalt im Kegel der Scheinwerfer auf. Logan bremst noch, aber es kracht, als der Stoßfänger den Körper berührt.
Logan, Eleonore und Gerry steigen aus und schauen. Es ist ein in lumpige Decken gehüllter alter Indianer, etwa 70 Jahre alt. Er blutet, sein Bein ist unnatürlich verdreht. Er stammelt etwa "Che Wa Tone Way. Che Wa Tone Way Kewa!" Als Logan meint, er würde ihn zur Rangerstation bringen, schreit er auf, springt von der improvisierten Liege auf der Motorhaube weg und flieht in den Wald. Erstaunt bleiben die Drei zurück und beschließen bei nächster Gelegenheit Meldung bei den Behörden zu machen.
Sie fahren weiter, bis sie in ein Tal mit kleinem Ort kommen. Das Stadtschild kündigt Miners Folley, 207 Einwohner, an. Die Straßen sind trotz der frühen Abendstunde wie ausgestorben. Durch das dichte Schneetreiben können die Freunde nur ein beleuchtetes Haus in der kleinen Stadt entdecken. Es ist das Clearwater Hotel. Sie parken die Autos auf dem Parkplatz und gehen mit dem Handgepäck in das Hotel.
Am Empfang wartet eine 60 jährige, freundliche Frau. Sie meint, die Berge schneien ein. Die nächsten Tage wird sicher niemand den Ort verlassen können, bevor die Räumfahrzeuge von außen die Wege wieder frei bekommen haben. Die Gruppe bekommt die letzten zwei Zimmer. 207 für die Dame, die drei Männer in 208 mit einem dritten Notbett. Die Betten sind sehr kurz. Die Freunde bringen ihre Sachen unter und laden doch die Autos aus, damit nichts gestohlen wird, bis die Straßen wieder passierbar sind.
Dann machen sich Eleonore, Gerry und Logan auf den Weg zur Polizei, die zwei Straßen weiter ist. Jetzt sehen sie, dass die Häuser mit Fensterläden versehen sind, die das Licht in den Häusern einschließen. Sie finden auch die Polizeistation verrammelt vor. Die Tür ist aber nicht verschlossen. Drinnen finden sie zwei recht grobschlächtig aussehende Officers. Der eine ist ein wahrer Bulle mit kahlem Kopf. Er ist Sheriff Williams. Die beiden Officer nehmen die Anzeige auf. Sie wiegeln aber sofortige Maßnahmen ab, den Verletzten findet man bei diesem Wetter jetzt doch nicht.
"Sicher nicht. Wir wollten nur sicher gehen, uns nicht strafbar zu machen, wenn wir den Unfall nicht anzeigen. Vielen Dank und guten Abend!"
Die Gruppe trifft sich wieder im Hotel zum Abendessen. Auf ihrem Flur begegnen ihnen eine etwa 40 jährige Dame mit Gehwagen und ein Teen mit Skateboard, der auf dem Gang herum rollert. Sie gehen schlafen.

Nachts hört Gerry etwas am Fenster klirren. Er schaut nach. Unter dem Fenster etwas schräg versetzt liegt ein blutiger Mann im Schnee. Er muss aus 209 gefallen sein. Er weckt die anderen. Logan ruft die Rezeption an und meldet den Vorfall.
"Wir kümmern uns!"antwortet die Rezeptionistin.
Sie schauen wieder raus und sehen, wie die Angestellten zur Unfallstelle laufen. Eine Frau schreit beim Anblick des Toten entsetzt auf. Logan holt seine Kamera hervor und macht bestmögliche Aufnahmen von dem Toten am Boden, bevor jemand ihn mit einer Decke verhüllt. Auf seinem Display konnte Logan schon erkennen, dass dem Toten ein Ohr fehlt und das Gesicht zerschnitten ist, als ob jemand mit dem Rasiermesser nach ihm geschlagen hat.
Gerry geht einfach in das Zimmer nebenan, Eleonore folgt ihm. In dem Zimmer sind deutliche Kampfspuren zu finden. Das Bett wurde verrückt, der Stuhl ist zerbrochen, es sind Blutspuren überall quer im Raum, Kleidung ist im Zimmer verstreut. In einer Ecke steht ein Koffer. Blutige Fußspuren führen rückwärts zum Fenster, wo sie in einem großen Blutfleck auf dem Fensterbrett enden. Die Scheibe ist nach außen zerbrochen. Im Badezimmer ist ebenfalls überall Blut. Auf dem Boden liegt ein Rasiermesser und ein abgetrenntes Ohr.
Gerry läuft nun aus dem Zimmer und die Treppe runter, um nach der Leiche zu schauen. Der tote Mann ist ganz bekleidet und sein Gesicht zerschnitten. Die Angestellten: der Boy, der Küchenmann und die Rezeptionistin, wiegeln Gerry ab. Er soll nicht hinsehen, die Polizei ist schon unterwegs.
Eleonore schaut sich noch mal genau im Zimmer um. Sie merkt sich genau den Verlauf der Blutspuren und untersucht den Koffer in der Ecke. Es ist Kleidung darin und ein Brief von der Universal Mineral Company. Sie begrüßen Mr. Carson als freien Mitarbeiter. Er wird aus San Marco, Kalifornien, hier her eingeladen. Die Firma hat ihren Sitz nämlich hier, in 23 Main Street. Eleonore nimmt den Brief mit in ihr Zimmer, um sich die Daten zu notieren.
Als sie ihn etwas später wieder zurück bringen will, ist inzwischen die Polizei eingetroffen. Die beiden Polizisten schickt sie sofort wieder aus dem Zimmer raus. Sie wimmeln auch Gerry ab, der fragt, ob er bei der Obduktion dabei sein darf. Die Freunde treffen sich in ihren Zimmern und beraten sich.
Etwas später klopft Deputy Dumont. Er befragt die Gruppe. Sie berichten von dem Geräusch, was sie geweckt hat, und den Beobachtungen aus dem Fenster. Natürlich sind sie neugierig und Logan fragt, ob man sich nun Sorgen machen sollte.
"Naja, Vollmond und Schneesturm machen die Leute verrückt, aber Mr. Carson ist wohl nicht freiwillig gesprungen." meint der Deputy. Er empfhiehlt, nicht alleine umher zu gehen und nachts gut abzuschließen.
"OK, das machen wir!" Ab halb 1 Uhr wird unruhig geschlafen.

Morgens erwachen alle um 8 Uhr und machen sich fertig. Etwa ¾ Stunde später gehen sie runter. Im ersten Stock ist ein gellender Schrei zu hören. Vor einem Zimmer steht der Servicewagen des Zimmermädchens. Die Tür 107 steht offen. Zimmermädchen Julia stammelt von einem Kopf, der sie angestarrt hat. Eleonore kümmert sich um die Frau, die Männer schauen rein.
Eine nackte Frau wurden grob zerrissen, Auge ausgebissen, Arm angefressen, ein Schenkel fehlt. Logan macht Fotos. Da erschreckt sich Eleonore auf dem Gang und schreit laut auf. Sie verstecken die Kamera und tun aufgebracht. Der kahlköpfige Sheriff taucht auf und poltert, was sie hier machen.
"Eine Frau hat geschrien und sie haben nachgesehen."
"Seit 12 Stunden sind Sie nun hier und schon gibt es zwei Tote." droht der Sheriff. Sie sollen hier bleiben und ihre Auto-Schlüssel abgeben.
"Wo kommen Sie eigentlich so schnell her?" fragt Logan.
"Ich war noch wegen dem Fenstersturz hier!"
"Ach so!?"
"Noch einen Verdacht und ich sperrt alle ein!" poltert der Sheriff nun los. Allen ist klar, dass jetzt keine Widerworte geeignet sind.
"Ok, entschuldigen Sie. Wir gehen Frühstücken!" Schnell machen sie, dass sie den Gang entlang zur Treppe kommen und aus dem Sichtfeld des Sheriff verschwinden. Beim Frühstücken beraten sie, was für ein Werwolf das war. Sollte man sich Silber besorgen? Leider hat der Sheriff die Sache mit dem Autoschlüssel nicht vergessen und der Deputy taucht auf und fordert das Ding ein. Logan lässt sich natürlich eine Quittung geben - und verschweigt, dass die Gruppe ja noch einen zweiten Wagen hat.

Vormittags gehen sie durch die Stadt. An der Mainstreet sehen sie das Bürohaus Nr. 23. Im zweiten Stock logiert die Mineral Company. Hier gibt es auch einen Anwalt.
Logan geht den Anwalt Delany besuchen, um sich wegen dem eingezogenen Autoschlüssel zu beraten. John will draußen spazieren gehen. Die anderen fragen in der Company nach, was die hier noch machen. Es wurde doch alles stillgelegt.
"Nein, der automatisierter Kupferabbau läuft noch. Es gibt aber keine Praktikumsplätze für Fremde."
"Danke!" Die beiden gehen.
Der Anwalt ist weggefahren und kann wegen dem Schnee nicht zurückkommen. Die Gehilfin meint, der Sheriff ist sehr korrekt und wird das schon klären. Sie tauschen die Visitenkarten aus. Sie erzählt noch, dass es letztes Jahr ähnliche Tierangriffe wie im Hotel gegeben hatte. Zum Glück nicht bei ihr.
Draußen reden die Drei miteinander und fragen sich, wo John hin ist.
Der ist zur Valley Voice Zeitung gegangen. Im Archiv findet er verschiedene Artikel, dass seit den 20ern immer mal wieder Tierüberfälle passiert sind (17.7.1923 der erste). Indianer haben im Februar 1934 das Haus des Minenchefs überfallen und den Haushälter schwer verletzt. - Ach!
Schließlich finden Eleonore, Gerry und Logan ebenfalls zur Zeitung und treiben dort John auf. Sie beschließen Essen zu gehen. Sie gehen ins Valley View Restaurant und essen. Mitten während des Essens erstarrt Eleonore. Als sie erwacht, erzählt sie, einige Tische weiter hat ein 70 jähriger Mann gesessen und sie mit stechenden blauen Augen angestarrt. Im Kopf hörte sie eine Stimme, dass die Gruppe alle Aufträge erledigt hat. Es wäre gut, dass sie gekommen sind. Die Mysterien des Ortes wären zu unermesslich für sie. Und nun sollten sie besser wieder gehen. - Was?
Als sie davon erzählt, kommen die Werwolf-Geschichten wieder auf. Schließlich gehen sie zum Hotel zurück. Unterwegs sieht Eleonore einen alten Indianer am Straßenrand stehen und sie beobachten. Es ist nicht der Mann, den sie angefahrenen hatten, aber ähnlich alt. Als alle hinschauen, ist er auf einmal weg. Sie finden aber seine Fußspuren, die sich aber verlaufen. - Ein Weißer hat den Auftrag gegeben, die Indianer beobachten sie. - Es ist ohnehin kalt, jetzt wird es noch kälter.
Sie kehren zum Hotel zurück, wo an der Wand eine große Stadtkarte angemalt ist. Die Villa des Minenchefs ist darauf nicht verzeichnet. Die zerrissene Frau hieß Dr. Cyntia Carmikel, erzählt die Rezeptionistin.
Sie überlegen noch, was es mit den Indianerübergriffen zu tun hat. Was hat Carson zu tun gehabt, dass die Company bei Zwischenfällen seine Beschäftigung verleugnen will. Sind die Minen-Leute in Indianer Stätten eingedrungen? Was haben die dort gesucht?

Nach dem Abendessen gehen alle aufs Zimmer. Die Läden werden zu gemacht. Die Türen verbarrikadiert. Die Zwischentür lassen sie offen. Sie ziehen die Fotos auf den Computer und schauen sich sie genau an. Man erkennt, dass die Kratzer im Gesicht aus dem Abschaben der Haut und einem tiefen scharfen Schnitt bestehen. Kein Tier - mehr ein Krallenhandschuh.
Sie schlafen in zwei Schichten. Nach einer Stunde kratzt es am Fensterladen. Alle sind wach und haben sich zur Gegenwehr bereit gemacht. Es hört wieder auf und ist dann den Rest der Nacht still.

Morgens erwachen sie. Auf dem Flur ist Aufregung. Als man sich angekleidet hat, gehen sie raus und erfahren, dass in der Nacht der Sheriff und der Deputy getötet wurden!!!

12.12.2009
Betreten gehen die Freunde hinunter in den Frühstückssaal. Während des recht zögerlichen Essens beraten sie, was nun ansteht.
"Ich könnte die Rezeptionistin mal etwas ausfragen!" schlägt Eleonore vor.
"Und Du hast doch ein Satellitentelefon, oder? Wie wäre es mit einem Anruf bei der Staatspolizei?" Sie guckt den verdutzt drein blickenden Anwalt schnippisch an. Sie essen auf und trennen sich dann.
Eleonore geht zur Rezeption und wartet, bis die freundliche dicke Frau gerade nichts zu tun hat. Dann spricht sie sie mit verschwörerischer Mine an: "Die Leute reden, dass der Sheriff und der Deputy ermordet worden sind. Was ist den genau passiert?"
"Ach, es soll furchtbar gewesen sein. John, der Postbote hat sie heute früh gefunden, als er die Post im Ort verteilen wollte. Sie sind verstümmelt worden. Überall Blut!" die Frau schüttelt sich.
Eleonore lässt sie sich noch ein wenig das Grauen von der Seele reden, bevor sie sich höflich verabschiedet und den anderen auf das Zimmer folgt.
Die Männer sind bereits vorgegangen Sofort packt Logan sein Satellitentelefon aus und macht es bereit. Er wählt die Nummer des zentralen Notrufs und erreicht tatsächlich die Staatspolizei von Wyoming.
"Guten Tag. Hier spricht Logan Lexington. Ich befinde mich in Miners Folley und muss mehrere Morde melden."
Die Stimme am anderen Ende schluckt vernehmlich und hört dann aufmerksam zu, wie der Anwalt von dem angefahrenen Indianer, den toten Hotelgästen und den nun auch noch getöteten Polizisten berichtet.
"Ich weiß nicht, ob es in diesem Ort jemand gelungen ist, eine Verbindung nach Außerhalb herzustellen. Aber ohne örtliche Polizei ist die Situation hier sehr heikel."
"Das würde ich auch so sehen, aber was haben Sie mit der ganzen Sache zu tun?"
"Nun, das uns der Indianer vor das Auto gelaufen ist, war ein schlichter Unfall. Die beiden Toten im Hotel stammen aus dem Zimmer neben und unter meinem. Der Sheriff hat mich und meine Mitreisenden verdächtigt. Nun, wo die Polizisten ermordet worden sind, wird die Sache noch vertrackter!" versucht Logan sich zu erklären.
"Danke für Ihren Anruf. Wir müssen natürlich den Schneesturm abwarten, werden aber so schnell wie möglich jemanden schicken! Bleiben Sie bitte in der Nähe des Telefons für Rückfragen!" antwortet die Notruf-Mitarbeiterin und verabschiedet sich.
Als Logan sich zu seinen Freunden umsieht, schaut er in sehr entsetzte Gesichter.
"Spinnst Du, denen auf die Nase zu binden, dass wir verdächtigt worden sind?" poltert John los.
"Jetzt sind wir doch geliefert!" fügt Gerry hinzu.
"Zum einen brauchen die Polizisten nur in die Akten zu sehen und finden es doch heraus. Und zum Zweiten möchte ich den Schlüssel für den Mietwagen wieder haben. Ich werde nicht die Kaution aufgeben!" Logan muss feststellen, das diese Erklärungen seine Freunde nicht wirklich überzeugen. "Und zum Dritten würde der wirkliche Täter sicher nicht die Polizei rufen und von dem Verdacht erzählen. Das tut nur jemand, der um Aufklärung bemüht ist. Wenn ich mir irgendwas komisches ausgedacht hätte, wäre das am Ende aufgeflogen und genau das hätte uns noch verdächtiger gemacht. - Nein, es ist in solchen Fällen einfach besser bei der Wahrheit zu bleiben und abzuwarten. Die Leute sind ja nicht doof." Das hat schon besser gewirkt.
Trotzdem sehen die beiden noch nicht glücklich aus, als Eleonore eintrifft und sofort von Gerry über das Telefonat aufgeklärt wird. Sie zuckt mit den Schultern. Dann berichtet sie aus der Gerüchteküche der Rezeptionistin. Es muss also wieder der gleiche Mörder gewesen sein. Sicher sind die Polizisten dem Täter zu nah gekommen und mussten nun auch dran glauben.
"Schade. Hätten die nicht warten können, bis der Sheriff uns unseren Autoschlüssel zurück gegeben hat?" mault Logan. Er packt das Satellitentelefon nun in seinen Rucksack und lässt es auf Empfang.
"Lasst uns nachsehen, was uns letzte Nacht besuchen wollte." schlägt Gerry vor.
Die Männer ziehen sich warm an und gehen vor die Tür. Von außen kann man an der Fassade Kratzspuren sehen. Sie sind aber sehr hoch, direkt am Fensterladen der Freunde. "Wie groß ist das Monster?" kratzt John sich am Kopf. Eleonore schaut sich die Spuren am Fensterladen aus dem Fenster heraus an. Es sind fünf Krallen, die quer über das Holz geratscht haben. Dann schaut sie aus dem Fenster in den frischen Schnee draußen. Sie legt den Kopf schief und zeigt dann auf eine Mulde unweit der drei Männer.
"Was ist das?" ruft sie runter. "Halt, vorsichtig. Nicht das Ihr die Spur verwischt!"
Sie zieht sich auch schnell warm an und kommt zu dem Männern raus. Mit großer Umsicht arbeitet sie sich durch den Schnee zu der Delle hin. Sie betrachtet die Spur eine Weile, dann dreht sie sich zu den Jungs um und macht ein sehr besorgtes Gesicht.
"Ich denke, wir haben hier eine etwa 45 cm große Wolfsspur!" sagt sie langsam. Die Männer legen die Stirn in Falten.
"Was? 45 cm. Wie groß ist das Tier zu so einer Spur?" fragt Logan.
"Normale Wolfsspuren sind etwa 10 cm." erklärt Eleonore. Logan rechnet. Dann schaut er zu den Krallenspuren rauf.
"Dann kommt das mit der Körpergröße ja hin!" Sein Lächeln wirkt gequält. "Wir haben es mit einem 5-6 Meter großen Wolfsmonster zu tun! Oh Grundgütiger!"
"Die Spur geht weiter!" unterbricht Eleonore die leicht hysterisch werdenden Männer. Die folgen sofort der Privatdetektivin, die weiteren Dellen in der Schneedecke aus dem Ort raus zu folgen versucht.
"Jetzt brauchen wir unsere Jagdausrüstung!" meint Logan und sie gehen wieder in ihre Zimmer, nur um kurze Zeit später mit kompletter Wander- und Jagdausrüstung bereit zu stehen und sich auf die Verfolgung der Schneedellen zu machen, die auf direktem Weg aus dem Ort in den Wald führen. Es ist nicht ganz einfach durch den fallenden Schnee die immer schwächer werdenden Spuren zu verfolgen.
Bald sind sie tief in den Wald eingedrungen und kommen schließlich auf eine Lichtung, wo die Spuren sich verlieren. Der Blick der Freunde fällt direkt auf eine halb verfallenen Holzhütte. An den gemauerten Kamin lehnen sich nur noch zwei Wände und das Dach liegt schief darüber. Vorsichtig schleicht sich Gerry heran, während die anderen die Umgebung sichern und misstrauisch auf alle Geräusche lauschen. Durch den offenen Türrahmen kann Gerry in die Hütte hinein und schaut sich um.
"Hier ist ein Tierbau!" ruft er den anderen zu. Eleonore geht nun auch zur Hütte und bleibt in der Tür stehen, während Gerry auf die Knie geht und in den etwa 120 cm messenden Zweigbau hineinschaut.
"Hier könnte ein Wolf oder Hund leben, aber nicht so ein großes Monster, wie das, was die Spuren verursacht hat!"
"Von Werwölfen sagt man doch, dass sie sich in verschiedene Größen verwandeln können. Als Menschen, Wölfe oder Monster. In der Stadt war es das Monster, was an unserem Fenster geklopft hat. Hier lagert es als Wolf." meint Logan und geht mal um die Hütte herum, bis er durch eine offene Seite die anderen Beiden gut beobachten kann. Die ganze Zeit hat er sein Gewehr fest im Griff.
"Ich sehe etwas glänzendes!" murmelt Gerry, der nun den Kopf in die Schlafhöhle steckt.
"Sei bloß vorsichtig!" empfiehlt John. "Plötzlich ist der Kopf ab!"
Gerry holt eine alte Kaffeedose aus dem dreckigen Tierbau zwischen allerlei Knochenresten hervor. Neugierig öffnet er die Dose und schaut rein. Er zieht zwei alte Papierstücke raus.
"Hier hat jemand zwei alte Briefe aufgehoben!" berichtet er. Er stellt die Dose auf den Boden und beginnt die Blätter vorsichtig zu entfalten.
"Ein Goldsucher schreibt am 14.6.1892 an seine Frau, die in der Stadt wartet. Er mag die Leute dort nicht. Sie antwortet ihm am 2.7.1892, dass es nicht so schlimm ist. Der Minenbesitzer Delany hat jetzt die zweite Mine auch gekauft, was den Streit beilegt. Außerdem ist der reiche Kalifornier sehr nett." fasst Gerry die Briefe zusammen.
"Delany! Ist das nicht der Name der zweiten Minen-Company, die es heute noch im Ort gibt?" Er wendet sich an die Freunde.
"Ja!" bestätigt Eleonore.
"Hier ist ein Mensch aus der Hütte gekommen!" unterbricht Logan die Freunde. "Barfuß!"
Der Anwalt hatte zunächst nur in die Hütte geschaut und Gerry bei seiner Schatzsuche beobachtet. Dann waren ihm im Schnee die gleichmäßigen Dellen auf gefallen und er hatte sie sich näher angeschaut. Es sind eindeutig die Spuren von nackten Menschenfüßen. Nach der Größe sicher männlich. Jetzt beginnt er den Spuren weiter in den Wald zu folgen. Die anderen greifen ihre Gewehre und gehen ihm nach. Sie kommen aber nicht weit. Schon bald führen die Spuren in einen Bereich, wo hohes Gras und Gebüsch immer wieder aus dem Schnee ragt und die Spuren so unidentifizierbar macht. Auch weiteres herumsuchen bringt keine Anschlussspuren zum Vorschein.
"Wir sollten umkehren, bevor wir uns verlaufen!" meint Gerry. "Der Schnee wird immer dichter und selbst unsere eigenen Spuren verschwinden langsam."
Alle nicken und sie wandern zurück. Unterwegs überlegen alle Vier, was sie denn so über Werwölfe gehört haben. Allen ist klar, dass es sich nicht um einen Bär oder ein ähnlich großes Tier gehandelt haben kann, was nachts an ihr Fenster geklopft hatte. Zum einen wäre selbst ein großer Bär zu klein gewesen. Immerhin liegt ihr Fenster im zweiten Stock etwa 7 Meter hoch.
Zum anderen waren die Spuren, die sie verfolgt haben, für ein natürliches Tier viel zu groß und eindeutig Hunden oder Wölfen zuzuordnen. Und wenn man die Zeitungsberichte und die Morde bedenkt, die die Freunde selber gesehen haben, dann kann es sich nicht um ein gewöhnliches Ereignis handeln. Hier ist etwas Übersinnliches am Werk.
Dann ist da ja noch der Indianer, den sie angefahren haben, mit seiner unverständlichen Drohung. Man hat ja von alten Legenden der Ureinwohner gehört, dass diese Geisterwesen rufen können oder sich selber in Tierkrieger verwandeln, wenn sie in Not geraten. Schon die Geschichte mit dem Überfall auf die Villa des Minenbesitzers hörte sich nach einem Aufruhr der Einheimischen an. Und auch die Geistererscheinung, die Eleonore im Restaurant hatte, lässt sich nicht einfach so als Halluzination abtun. Nicht nach allem, was passiert ist.

Es ist bereits später Vormittag, als sie schließlich wieder in die Stadt kommen und das Hotel erreichen. Am Straßenrand steht wieder er Indianer, der sie gestern schon beobachtet hat, als sie aus dem Restaurant kamen. Dieses Mal läuft er aber nicht weg, sondern wartet, bis die Gruppe nah genug ist. Er winkt sie weiter zu sich heran.
"Guten Tag!" beginnt er. "Ich muss Sie dringend in privater Umgebung sprechen!" Dabei schaut er sich immer wieder misstrauisch in der Umgebung um, als würde er Verfolger fürchten.
"Wir sollten auf unser Zimmer gehen!" meint Gerry.
John und Logan gehen vor und lenken die Rezeptionistin ab, damit sie den Indianer möglichst nicht bemerkt. Dann schleichen sich alle auf das Zimmer der Gruppe und nehmen Platz.
"Sie sind aber nicht der Mann, der uns vor das Auto gelaufen ist, oder?" fragt Logan.
"Nein, mein Name ist Stonehill. Er ist inzwischen verstorben."
"Das tut uns Leid. Wir wollten ihm noch helfen, aber er ist geflohen!"
"Er hat Euch für Diener des Bösen gehalten!"
Gespannt schauen die Freunde den alten Uneinwohner an und warten auf seine Erklärung. Der alte Mann erzählt, dass in diesem Tal vor über 100 Jahren das Böse eingezogen ist. Es nennt sich Shk´ryth. Die Rituale der Medizinmänner der umliegenden Stämme haben das Böse im Tal gefangen gehalten, so dass es sich nicht ausbreiten konnte. Es hat sich im Körper des Minenbesitzers Delany nieder gelassen und lauert dort.
Zu seiner Verteidigung hat es ein furchtbares Tier, einen Werwolf, erschaffen. Dieser zog immer wieder aus und fraß die Menschen auf. Sicher sollte er die Medizinmänner jagen und töten. Die Indianer hatten ihren Gott um Hilfe gebeten und er hat ihnen ein heiliges Artefakt gesandt. Es ist eine große silberne Scheibe mit heiligen Zeichen. Damit konnten sie das Tier, den Werwolf, bekämpfen. Der Werwolf wurde schwer verletzt und der damals stärkste Krieger machte sich mit der heiligen Waffe auf die Suche, um ihn ganz zu töten. Er kam nie zurück und sie haben auch nie mehr von ihm gehört. Natürlich ist auch das Artefakt seit der Zeit verschollen.
Aber das Shk´ryth hat die Stämme nicht überwinden können. Jetzt wird es aber immer stärker und wird bald ausbrechen, wenn sie es nicht in einem erneuten großen Ritual wieder schwächen. Dazu benötigen sie aber das heilige Artefakt. Sie hatten die ganze Zeit gehofft, es selber zu finden. Ihre Rituale hatten sie in Verbindung zu dem Artefakt treten lassen und sie konnten schließlich sogar den Lagerort ausmachen. Aber der ist für sie auf keinen Fall zugänglich. Und nun ist der Zeitpunkt für das große Ritual bereits morgen gekommen.
"Wenn wir die heilige Scheibe bis morgen Abend nicht bekommen, wird das Shk´ryth ausbrechen und sich über die ganze Welt verbreiten." schließt er seinen Bericht ab.
"Und wo habt Ihr Euer Artefakt ausfindig gemacht?"
"Der Zauber hat es tief unter der Erde gefunden. Es muss der unterste Stollen in dem alten Bergwerk von Delany sein!" antwortet der Indianer etwas kleinlaut.
"Wo auch sonst!" entfährt es Logan.
"Und wo liegt das?" fragt Eleonore. "Ist es stillgelegt?"
"Nein. Es wird noch betrieben. Aber heute arbeiten dort kaum noch Menschen. Die Maschinen haben die Hauptarbeit übernommen. Aber das macht es gerade für uns so schwierig selber dort hin zu gelangen. Wir Schamanen haben kein Verständnis für die moderne Technik. Sie macht uns Angst!"
Die Freunde schauen sich an und überlegen. Dann beginnen sie einer nach dem anderen zu nicken.
"Wir helfen Ihnen." meint Gerry.
"Da uns der Kerl bereits in Visionen verfolgt, ist es sicher reiner Eigennutz, das zu tun!" fügt Logan hinzu.
Der Indianer zeigt ihnen auf ihrer Karte, wo sie die Minengesellschaft Delany finden. Sie verabschieden sich von dem alten Mann, der sich still wieder aus dem Hotel schleicht und verschwindet. Dann beraten sie sich, wie man denn nun in ein noch betriebenes Bergwerk hinein kommt.
"Wir sollten uns den Laden einfach mal ansehen!" schläft Eleonore vor.
Sie lassen alle sperrigen Waffen und Ausrüstungsteile im Hotelzimmer und machen sich wie Spaziergänger auf den Weg, den der Indianer beschrieben hatte. Am anderen Ende der Stadt muss man ein wenig aus dem Ort raus. Eine breite Fahrbahn führt direkt zu einem großen Betriebsgelände, was mit Stahlgitter eingefasst ist und von einem Posten bewacht wird. Es sind Kameras montiert und gelegentlich laufen Mitarbeiter auf dem Hof herum.
"Reinschleichen ist nicht!" stellt Logan fest. "Die haben uns auf ihren Überwachungsbändern, bevor wir eine Gelegenheit haben, uns zu verstecken."
"Selbst dort am Wald ist alles dicht!" meint John knurrig. "Wie stellt der Indianer sich denn das vor? Und morgen brauchten sie ihr Artefakt. Hätten sie sich das nicht eher überlegen können?"
"Schichtwechsel!" meint Eleonore. "Ich weiß ja nicht, wieviel Leute hier unter Tage arbeiten. Aber bei dem Wetter sind alle in ihre dicken Jacken eingemummelt und lassen nur die Nasenspitze heraus schauen. Da fallen wir am wenigsten auf."
"Meist arbeiten Schichtbetriebe von Morgens früh bis zum frühen Nachmittag, dann bis zum späten Abend und so von 22 Uhr bis morgens um 6." wirft Logan ein.
"Dann sollten wir bis 13 Uhr mit dicken Jacken und Jeans hier sein, damit wir nicht auffallen." meint Gerry.

Schnell wandern sie zum Hotel zurück und ziehen sich wie 'Arbeiter' an. Sie packen sich noch etwas zu Essen ein und eilen zurück zum Werk. Tatsächlich sind jetzt einige Leute auf der Straße und wandern ebenfalls zum Bergwerk raus. Gegen 13Uhr 30 wird es richtig voll und die Freunde mischen sich mit tief gezogenen Mützen und hoch gewickelten Schals dazwischen. Die Leute wandern zu einem großen Gebäude rüber, wo sie in einem Umkleidesaal ihre Sachen in Körben unter der Decke hängen haben.
"Wir sollten warten, bis die meisten fertig sind, damit wir niemandem die Sachen wegnehmen." wispert Logan den anderen zu. "Geht erst einmal auf die Toilette, bis alle ihre Körbe gezogen haben und am umziehen sind."
So warten sie, bis die Neuzugänge abebben und holen sich dann jeder einen Korb herunter und ziehen sich auch um. Eleonore muss etwas vorsichtiger sein. Es arbeiten deutlich weniger Frauen hier und sie redet sich mit "Ich bin neu!" heraus.
Schließlich sind die Freude mit bei den letzten Leuten, die einen Fahrstuhl in die Tiefe nehmen. Es sind noch sechs andere Kumpel bei ihnen, die aber bereits am obersten Stollen aussteigen. Die Freunde fahren einfach so weit nach unten, wie die Fahrstuhl-Bedienung zulässt. Das ist der 5. Stock. Dort steigen sie aus und schauen sich um.
Der Schacht geht tiefer, aber es gibt keine Anzeichen, dass es dort noch mehr Stollen gibt. Vom Fahrstuhl führen zwei Stollen in das Gestein hinein. Überall ist Beleuchtung und man hört die Maschinen rumpeln.
"Wenn hier ein indianisches Artefakt verborgen ist, muss es in einem stillgelegten Teil sein!" schlägt Logan vor. "Da sollte es leiser und wahrscheinlich auch dunkel sein!"
"Dann schauen wir doch einfach da lang!" meint John.
Sie gehen rechts entlang. Immer wieder zweigen weitere Stollen ab, aus denen Maschinenlärm kommt. Schließlich kommen sie am Ende an einen Gang, der sehr schlecht beleuchtet ist und aus dem nichts zu hören ist. Sie schauen sich an und gehen rein. Nach etwa 50 Metern stehen sie vor einer grob zusammengenagelten Holzwand. Gerry späht durch einen Schlitz zwischen den Bohlen. Es ist dunkel.
"Das könnte unser Ziel sein!" freut sich Logan.
Sie packen eine Brechstange aus und beginnen vorsichtig und möglichst leise die untersten beiden Planken abzuhebeln. Gerry kriecht mit einer Taschenlampe vorweg als erster durch. Dann folgen die anderen. Logan zieht hinter sich die Planken wieder davor, damit man nicht auf den ersten Blick sehen kann, dass jemand hier war.
Die Luft ist muffig und abgestanden. Außerdem wird es hier richtig kalt und die Dunkelheit scheint das Licht der Lampen förmlich zu fressen. Das Böse, von dem der Indianer sprach ist hier fast zu greifen. Leise und vorsichtig schleichen die vier Freunde den Gang entlang immer tiefer in den Stollen. Die Nackenhaare beginnen sich um Stehplätze zu drängeln und alle sind gespannt bis zur Hysterie, weil sie jederzeit mit dem Werwolf oder etwas ähnlichem rechnen.
Auf einmal beginnt Eleonore zu schreien. Logan macht einen Satz und stößt sich den Kopf. Gerry schaut wie wild in die Dunkelheit, um zu sehen, wovor sich Eleonore denn erschreckt haben könnte. Es dauert etwas, bis die Männer herausbekommen, dass sie einfach nur überspannt ist und die finstere Atmosphäre nicht mehr ertragen konnte. Außerdem hat sich in das Muffige ein beißender Leichengestank gemischt. Logan langt ihr eine, was Eleonore mit einem Schienbeintritt quittiert. Davon kommt die arme Frau endlich wieder zu sich. Als sie sich gefasst hat, tapsen die Vier weiter in die Dunkelheit.
Der Geruch wird immer strenger und Gerry entdeckt auf dem Boden zwei parallel verlaufende Spuren.
"Hier ist jemand entlang gezogen worden!" fällt Logan sofort bei dem Anblick ein.
Und dann sieht man im Schein der Lampen auch schon einen Körper an der Wand lehnen. Erst warten alle ab, ob sich was bewegt. Dann wird aber klar, dass das nicht mehr geht. Der Körper ist skelettiert. Über die Knochen ziehen sich die Reste eines altmodischen Frauenkleides.
"Das ist bestimmt die Frau des Goldsuchers. Sie hatte den Minenbesitzer doch so nett gefunden." entfährt es Logan.
Eleonore entdeckt ein silbernes Medaillon um ihren Hals. Als sie es in die Hand nimmt, rollt der Kopf herunter und gibt die Kette frei. Erschrocken macht Eleonore einen Schritt zurück. Aber der Kopf bleibt am Boden liegen. Sie öffnet den silbernen Anhänger und findet darin zwei vergilbte Fotos. Das eine zeigt eine hübsche Frau in dem gleichen Kleid, was die Tote trägt. Das andere bildet einen bärtigen Mann ab.
"Ist das nicht der irische Gast aus unserem Hotel?" meint John.
Alle gucken genau hin. Tatsächlich sieht der Kerl auf dem alten Foto dem Hotelgast wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich.
"Entweder ist der ein Urahn des Goldsuchers, oder wir haben die menschliche Gestalt des Werwolfes gefunden." schlägt Logan vor.
"Die Frau ist auf jeden Fall die Goldsucherin von 1892. Das ist 117 Jahre her!"
"Deshalb konnte er auch so bequem im Hotel die Leute killen!" meint Gerry.
"Da ist ja noch jemand!" schreckt John die anderen auf.
Er zeigt auf ein unbekleidetes Skelett, was einige Schritte neben der Frau an der Wand sitzt. Seine Hand liegt an einer etwa 60 cm großen Silberscheibe mit fremdartigen Symbolen darauf. Der äußere Rand der Scheibe sieht messerscharf aus.
"Das ist der vermisste Indianer, der den Werwolf verfolgt hat. Sie haben ihn getötet und auch hier versteckt." meint Logan. "Und er hat immer noch die Scheibe in der Hand. Wahrscheinlich konnten die Bösewichter sie nicht berühren und haben beides gemeinsam hier abgelegt."
John zieht ein Handtuch aus seinem Blaumann. Dann löst er vorsichtig die Knochen von der wie neu blinkenden Scheibe und wickelt sie in das Tuch. Das Paket schiebt er sich in seinen Blaumann vor den Bauch. Wenn er die Hände darauf legt, sieht man es kaum. Logan hatte sich noch eine Weile nachdenklich das Amulett angeschaut. Der Ire kann natürlich auch ein Urenkel sein, aber nach den Ereignissen ist das unwahrscheinlich. Er nimmt die Kette mit.
So macht sich die Gruppe auf den Rückweg. Alle sind froh, als sie ohne weitere Zwischenfälle die Holzwand erreichen. Auf der anderen Seite sind leise die Geräusche der Arbeitsgeräte zu hören, aber keine Leute zu sehen. Vorsichtig lösen sie die beiden Planken wieder und klettern raus. Dann drückt Logan die Bretter wieder fest und sie gehen, als wären sie nie hier gewesen.
Sie können in einiger Entfernung die Fahrstühle schon sehen, da erschallt auf einmal ein tiefe Stimme: "Wo gehören Sie denn hin? Darf ich mal die Ausweise sehen!"
Der Mann hält auf Eleonore zu. Logan sieht auf den Ausweis, der an einem Clip am Blaumann hängt. Er gehört einer Afroamerikanierin. Dafür geht Eleonore nie durch.
"Irgendwie sind wir falsch. Wir finden unsere Truppe nicht. Dabei sollten die hier heute im vierten Stock sein!" geht er auf den Vorarbeiter zu. Der guckt.
"Hier ist der fünfte Stock!" berichtigt er.
"Na dann ist das ja kein Wunder." entgegnet Logan. "Du Volltrottel. Was hast Du für einen Knopf gedrückt. Das gibt Ärger. Jetzt irren wir wegen Dir sein einer Stunde hier rum und die anderen warten!"
Dabei geht er auf Gerry los und motzt ihn richtig an. Der glotzt richtig hilflos und zuckt nur mit den Schultern. Logan täuscht einen Schlag an und treibt die Truppe zum Fahrstuhl.
"Danke Kumpel! Wer weiß, wie lange wir hier noch gesucht hätten!"
Er beeilt sich hinter den anderen den Fahrstuhl zu erreichen. Der Vorarbeiter guckt zwar noch, bleibt aber stehen und dreht sich schließlich wieder seiner Truppe zu. Die Vier fahren nach oben. In der Vorhalle ist es still. Niemand ist hier.
"Wir duschen jetzt, ziehen uns um, packen die Sachen zurück und verstecken uns auf der Toilette, bis die Schicht vorbei ist. Dann können wir völlig unbemerkt mit den anderen wieder raus und keiner weiß, das wir jemals hier gewesen sind!" schlägt Logan vor.
Alle nicken und beginnen sich wieder in ihre eigenen Klamotten zu pellen. Dann beginnt ein langes Warten auf die nächste Schicht. Gegen 21:30 Uhr kommen die ersten Arbeiter. Die Freunde mischen sich dazwischen und als auch die ersten Arbeiter aus der letzten Schicht sich auf den Heimweg machen, gehen sie mit ihnen durch das Tor in die Stadt zurück. Sie wandern ohne Umwege zum Hotel zurück und lassen sich noch ein spätes Essen machen. Das ist zwar nicht á la Carte, aber der Hunger treibt es rein. Dann ziehen sie sich auf ihr Zimmer zurück und bauen wieder ihre Sicherheitsbarrieren auf.

Diese Nacht werden die Schichten nicht aufgeschreckt und am Morgen sind alle relativ ausgeruht. Logan und Gerry holen für die ganze Gruppe das Frühstück auf das Zimmer und fragen an der Rezeption nach der neuesten Verkehrslage. Die Rezeptionistin meint, das wohl morgen mit den ersten Außenweltlern zu rechnen ist. Außerdem sind keine weiteren Leute getötet worden oder sind vermisst.
"Was für ein Glück!" kommentiert Logan die Nachrichten.
Dann gehen die beiden wieder auf das Zimmer und die Türen werden wieder geschlossen.
"Der Indianer muss ja nun bald kommen, um die Scheibe zu holen. Wenn sie sie unter der Erde aufspüren könnten, wissen sie sicher auch, dass sie nun hier ist!" überlegt Eleonore.
"Wie sollten wir ihn denn auch finden? Also warten!" pflichtet Logan ihr bei. Die Gruppe hockt bis etwa 15 Uhr in ihrem Zimmer und wartet. Niemand kommt oder meldet sich.
"Und jetzt?" fragt John.
"Wir können ja mal fragen, wo hier in der Gegend die Indianer wohnen." schlägt Eleonore vor. Sie geht gemeinsam mit Logan wieder an die Rezeption.
"Wir wollen heute mal die Ureinwohner der Gegend besuchen. Wo gibt es denn in der Umgebung hier Indianer-Dörfer?" fragt Logan.
"Wir haben auf der Straße neulich einen gesehen!" ergänzt Eleonore.
Die Rezeptionistin guckt erst. Dann meint sie, man müsse auf der anderen Seite des Ortes etwa 2 Meilen aus der Stadt hinaus. Aber da sollten die Touristen nicht hingehen. Das ist nicht geheuer.
"Ach, wir brauchen etwas Bewegung!" lacht Logan sie an.

So machen sie sich gegen 16 Uhr mit der verborgenen Scheibe und bestmöglicher Bewaffnung auf den Weg. Als sie bereits außerhalb der Stadt durch den winterlichen Wald gehen, hören sie auf einmal Geräusche von schweren Schritten aus der Dämmerung. Sofort machen alle ihre Waffen bereit und lauern in das Baumdickicht.
Tatsächlich springt auf einmal ein haariges Monster zwischen den Bäumen hervor. Es ist ein riesiger Wolf. Eleonore reißt ihr Gewehr hoch und schießt daneben. Auch Gerry hat seine Waffe sofort im Anschlag und drückt vergeblich ab. Logan kann seine Kugel ins Ziel bringen. Aber erst Eleonores zweiter Schuss trifft den Wolf am Kopf und läßt sein Hirn hinten herausspritzen. Das Monster fällt um und bleibt liegen. Dann geht ein Zucken durch den Körper und er beginnt zu schrumpfen, bis ein nackter Mann im Schnee liegt.
Vorsichtig nähern sich die Vier dem Toten. Es ist der Ire aus ihrem Hotel. Logan zieht das Amulett der Frau heraus.
"Jetzt sind die Beiden wieder vereint!" flüstert er. Dann lädt er schnell seine Waffe nach. "Delany ist sicher auch hier irgendwo. Wir sollten weiter vorsichtig sein."
Alle folgen dem Beispiel des Anwalts. Dann wollen sie gerade weiter den Weg in das Indianerdorf gehen, als noch ein Monster aus dem Wald springt. Dieser Werwolf springt sofort Gerry an, der aber wegtauchen kann. John hat die Scheibe noch in der Hand und schlägt damit zu. Er säbelt dem Monster mit einem Schlag den Kopf ab.
Wieder haben sich die Freunde gerade aufgerappelt, da kommen Geländewagen aus Richtung des Indianerdorfes angebraust. Erst überlegen die Freunde sich im Wald zu verbergen, dann fürchten sie sich aber noch mehr vor weiteren Monstern und warten lieber auf dem Weg ab.
Es sind zwei Geländewagen von der Minengesellschaft. Ein alter Mann und sechs Sicherheitsleute sitzen in den Autos. Sie halten direkt bei den Freunden und steigen aus den Wagen. Die Wachleute machen ihre Waffen bereit und nehmen die Gruppe ins Visir. Der alte Mann baut sich etwas hinter seinen Leute auf und beginnt in einer schmierigen Fistelstimme zu reden:
"Sie haben mir jetzt genug Schwierigkeiten gemacht. Ich hatte sie gewarnt, dass sie abreisen sollen!"
"Wie denn?" mault Logan.
Da ist aus dem Wald um die Gruppe herum ein rhytmisches Trommeln zu hören. Delany schaut etwas ärgerlich, als die Musik hörbar wird. Das Geräusch wird schnell lauter und schließlich treten die Gestalten von fünf alten Indianern zwischen den Bäumen hervor und trommeln nun laut und singen dazu.
Die Wachleute erstarren jetzt, als wären sie eingefroren worden. Delanys Blick wird grimmig. Irgendetwas geht hier vor. Logan richtet seine Waffe auf den alten Mann, aber der tut unbeeindruckt und beginnt zu grinsen. Einer der alten Indianer bricht wie ein nasser Sack zusammen. Logan schießt auf den Alten. Das hat aber keine Auswirkungen. Der zweite Indianer beginnt zu wanken und die Musik wird deutlich leiser.
John beeilt sich nun mit seiner Scheibe nach dem Kerl zu schlagen. Er erwischt ihn allerdings erst, als auch Stonehill, der alte Indianer, der die Gruppe besucht hatte, zusammenbricht. Dann allerdings säbelt er ihm den halben Körper ab, als wäre er aus Marzipan. Delany fällt zu Boden. Eine schwarze Masse sickert aus den Körperhälften.
Auch die Wachleute brechen nun zusammen und spucken ebenfalls schwarze Masse. Die Tropfen rollen über den Boden auf einander zu und vereinen sich zu einem großen Glob. Gerry feuert mit seiner Betäubungspistole auf die Masse. Das Geschoss fliegt hindurch und trifft Eleonore am Arm. Sie kann es noch heraus ziehen, dann sinkt sie bewußtlos in den Schnee.
"Nimm die Scheibe und hau weiter drauf!" feuern die anderen John an.
Der holt aus und schneidet die weiche Masse durch. Der Glob wabert zwar wieder zusammen, wird aber deutlich kleiner. Als er das zweite Mal trifft, löst sich die schwarze Masse auf und ist verschwunden.
"Das können wir niemandem erklären!" stellt Logan fest.
Die drei Männer schauen sich die Szenerie an. Da stehen die zwei Wagen der Minengesellschaft von Delany, seine Wachleute liegen tot darum herum. Ihre Waffen sind bereit, aber nicht abgefeuert. Dann liegen die fünf Indianer mit ihren Trommeln darum herum und sind ebenfalls nicht weiter verletzt. Nicht weit entfernt liegen zwei nackte weiße Männer, einer geköpft, einer mit Kopfschuss.
"Bei dem latenten Rassismus in diesem Ort und einer gewissen Loyalität für den ältesten Arbeitgeber hier, kann man niemanden die Unschuld der Indianer erklären. Wir sollten alle unser Spuren beseitigen und verschwinden!" empfiehlt der Anwalt.
Sie sammeln alle Munitionsspuren und Gegenstände von sich ein und verwischen ihre Fußspuren im Schnee. Dann schultern sie die betäubte Eleonore und wandern durch die Dunkelheit zum Hotel zurück.
Schon von weitem können sie Wagen der Wildhüter und der Staatspolizei davor stehen sehen. John verbirgt die Scheibe unter seiner Jacke und trägt sie und die Waffen zum Pickup, wo er alles unter den Lebensmitteln für den Winterurlaub versteckt. Gerry nimmt Eleonore in den Arm und schleppt sie wie eine Betrunkene mit sich.
Logan geht vor und lenkt die Polizisten ab, während die anderen sich hinter ihm auf das Zimmer schleichen können und Eleonore ins Bett bringen. Logan stellt sich als der Anrufer vor und erzählt noch einmal die Geschichte von dem furchtbaren Zufall, dass die Gruppe immer gerade über die Mordopfer gefallen ist, und so von dem Sheriff verdächtigt wurden. Aber was macht es für einen Sinn, das sie in einem Schneesturm fest sitzen und nichts besseres zu Tun haben sollten, als ihre vollkommen fremden Nachbarn zu ermorden. Die Polizisten nehmen die Aussagen auf. Sie wollen sich um die konfiszierten Schlüssel kümmern.

Später werden natürlich die Toten im Wald gefunden. Die Ermittler halten es für eine Racheaktion der Indianer an den Weißen, bei der alle Indianer umgekommen sind. Die Freunde werden entlastet und dürfen endlich weiter in ihre Hütte und Urlaub machen.